Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Gesträuch und ließ einen jener Schädel sehen, wie es sie nur in dem Perche gibt. Cornevin hatte von 1794 bis 99 als Chouan kämpfen müssen. Alles begleitete die Gräfin in die von den sechs Waldalleen, die geradewegs nach dem Conchestor führte und von dem Silberquell durchschnitten wurde. Madame de Montcornet ging mit Blondet voraus. Der Pfarrer, Michaud und seine Frau sprachen gedämpft miteinander von der Enthüllung, die man der gnädigen Frau eben über den Zustand des Landes gemacht hatte.
»Vielleicht will es so die göttliche Vorsehung,« sagte der Pfarrer, »denn, wenn Madame es wünscht, werden wir durch Wohltaten und Milde dahin gelangen, jene Leute zu ändern ...«
Etwa sechshundert Schritte von dem Pavillon entfernt, bemerkte die Gräfin unterhalb des Baches einen zerbrochenen roten Krug und verschüttete Milch in der Allee.
»Was ist der Kleinen geschehen? ...« sagte sie, Michaud und sein Weib rufend, die nach dem Pavillon zurückkehrten.
»Ein Unglück wie Petrinchen,« antwortete ihr Emile Blondet.
»Nein, das arme Kind ist überrascht und verfolgt worden; denn der Krug wurde auf die Seite geworfen,« sagte der Abbé Brossette, der das Terrain untersuchte.
»Oh, das ist ja der Fuß der Péchina,« sagte Michaud. »Der Abdruck der lebhaft umgewandten Füße deutet auf eine Art plötzlichen Schreckens hin. Die Kleine ist jäh nach der Seite des Pavillons zu gestürzt, nach dem sie zurückkehren wollte.«
Alles ging den Spuren nach, welchen der Hauptwächter, indem er mit dem Finger darauf deutete, mit gespanntem Blick folgte. Inmitten der Allee, etwa hundert Schritte von dem zerbrochenen Kruge, blieb er an der Stelle stehen, wo die Fußspuren der Péchina aufhörten.
»Dort«, fuhr er fort, »hat sie sich nach der Avonne hingewandt; vielleicht war sie von der Pavillonseite abgeschnitten.«
»Aber sie ist ja seit länger als einer Stunde weg!« rief Madame Michaud.
Derselbe Schrecken malte sich auf allen Gesichtern. Der Pfarrer lief auf den Pavillon zu, indem er den Zustand des Weges prüfte, während Michaud, vom gleichen Gedanken bewegt, die Allee nach Conches hin zurückging.
»O mein Gott, da ist sie gefallen,« sagte Michaud, von der Stelle, wo die Spuren nach der Silberquelle hin aufhörten, bis zu der zurückkommend, wo sie in gleicher Weise inmitten der Allee aufhörten, und wies auf eine Stelle hin: »Da! ...«
Tatsächlich sah jedermann in dem Sande der Allee die Spur eines langhingestreckten Körpers.
»Die Spuren, die nach dem Holze hinführen, stammen von Füßen, die Schuhe mit Stücksohlen tragen ...« sagte der Pfarrer.
»Es sind Frauenfüße,« erklärte die Gräfin.
»Und da weiter unten bei dem zerbrochenen Kruge stammen die Spuren von Mannesfüßen,« fügte Michaud hinzu.
»Ich sehe keine Spuren von zwei verschiedenen Füßen,« sagte der Pfarrer, der die Spur der Frauenschuhe bis zum Walde verfolgte.
»Man hat sie sicherlich emporgehoben und in den Wald getragen!« rief Michaud.
»Wenn es ein Frauenfuß wäre, würde es unerklärlich sein,« rief Blondet. »Es wird ein Scherz jenes Ungeheuers, des Nicolas sein,« sagte Michaud, »seit acht Tagen lauert er der Péchina auf. Heute Morgen hab' ich mich zwei Stunden lang unter der Avonnebrücke versteckt, um meinen Schlingel, dem vielleicht eine Frau bei seinem Unternehmen geholfen hat, zu erwischen.«
»Das ist schrecklich!« sagte die Gräfin.
»Sie glauben zu scherzen,« fügte der Pfarrer mit bitterem und traurigem Tone hinzu.
»O, die Péchina wird sich nicht festhalten lassen,« sagte der Hauptwächter, »ich traue ihr zu, daß sie die Avonne schwimmend durchquert hat ... Ich will die Flußufer besichtigen ... Du, meine liebe Olympe, kehre nach dem Pavillon zurück. – Und Sie, meine Herren, sowie Madame, lustwandeln Sie doch in der Allee gegen Conches zu ...«
»Welch ein Land!« sagte die Gräfin.
»Ueberall gibt's üble Burschen,« bemerkte Blondet.
»Ist es wahr, Herr Pfarrer,« fragte Madame de Montcornet, »daß ich die Kleine aus Rigous Klauen gerettet habe?«
»Alle jungen Mädchen unter fünfzehn Jahren, die Sie im Schlosse aufnehmen mögen, werden diesem Ungeheuer entrissen sein,« antwortete Abbé Brossette. »Indem er dies Kind im zartesten Alter an sich heran zu ziehen suchte, Madame, wollte der Apostat seine Zuchtlosigkeit und seine Rache zugleich befriedigen. Als ich Vater Niseron zum Meßner nahm, hab' ich dem Biedermann Rigous Absichten begreiflich machen können, der ihm erzählte,
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