T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
keine Mühe, ihre Verärgerung zu verbergen. »Ich war mit Jewel-Anne im Garten. Als sie wegfuhr, blickte ich zum Haus und bemerkte jemanden hinter einem der Fenster. Noahs Fenster.«
»Jemanden?«, wiederholte Wyatt.
»Ja, hinter der Gardine. Ich konnte nicht genau erkennen, ob es sich um einen Er oder eine Sie handelte.« Selbst Ava hörte, wie verzweifelt sie klang. Sie spürte, wie sich sämtliche Augen im Zimmer auf sie richteten, fühlte die unausgesprochenen Worte in der Luft.
Sie gab sich alle Mühe, nicht übermäßig verunsichert zu klingen, doch das war schwierig. Nur unter größter Anstrengung gelang es ihr, ihre Stimme ruhig zu halten. Sie hob die Hand, um weiteren unerwünschten Unterbrechungen vorzubeugen, und sagte: »Ich war allein. Und ich hatte den Eindruck, beobachtet zu werden. Kennt ihr das Gefühl, dass jemand ganz in der Nähe ist, auch wenn ihr ihn nicht sehen könnt?« Niemand erwiderte etwas, doch sie bemerkte den wissenden, beinahe verschwörerischen Blick, den Wyatt und McPherson austauschten. Nichtsdestotrotz fuhr Ava fort: »Wie ich schon sagte: Ich schaute zum Haus hinüber, und ich sah einen Schatten hinter der Gardine.«
»Einen Schatten? Oder ein Phantom?« Jacob kicherte.
»Lass sie ausreden«, befahl Dern. Die Arme vor der Brust verschränkt, deutete er mit dem Kinn auf Ava. »Fahren Sie fort.«
»Ich bin zurück ins Haus und die Treppe hinaufgerannt, doch als ich im Kinderzimmer ankam, war derjenige, wer immer er gewesen war, verschwunden.«
»Puff. Weg. In Luft aufgelöst.« Wieder Jacob.
Ava funkelte ihn zornig an. »Und dann habe ich die Schuhe entdeckt, vor dem Kleiderschrank.«
»Wer könnte dahinterstecken?«, schaltete sich Trent ein. »Wer könnte die Schuhe genommen, sie ins Meer getaucht und anschließend zurückgebracht haben? Wer hat ein Interesse daran, Ava so übel mitzuspielen?« Er deutete auf Wyatt, Ian und schließlich auf sich selbst. »Von uns war es keiner. Wir waren alle auf dem Festland. Sie ebenfalls«, sagte er an Evelyn McPherson gewandt. »Bleiben noch die anderen.«
»Vorausgesetzt, es war tatsächlich jemand im Zimmer«, konterte Demetria. Genau wie Graciela stand sie dicht neben der Tür, als wisse sie nicht so recht, ob sie dazugehörte oder nicht.
Um weiteren Zweifeln zuvorzukommen, erklärte Ava mit fester Stimme: »Irgendwer
muss
die Schuhe schließlich dorthin gestellt haben.«
»Das letzte Mal, als ich die Schuhe gesehen habe, Ava«, sagte Khloe mit bedächtiger Stimme, »standen sie in deinem Kleiderschrank.«
»In
meinem
Kleiderschrank?«, fragte Ava beklommen.
»Du hast sie dort aufgehoben, weil sie Noahs Lieblingsschühchen waren. Erinnerst du dich?« Khloe nickte ermutigend.
»Ich … nein, ich glaube nicht.«
»Auf dem obersten Regal, neben seinen Lieblingsbüchern.«
Nein, das stimmte nicht. Dennoch steckte ein Körnchen Wahrheit in Khloes Behauptung. Sie erinnerte sich, sich auf die Zehenspitzen gestellt zu haben, um eine Handtasche herunterzunehmen. Dabei hatte sie etwas Rotes bemerkt …
»Ich habe die Schuhe auch heute Morgen in Ihrem Kleiderschrank gesehen«, mischte sich Graciela ein und sah Ava an, als sei sie wirklich ein Fall fürs Irrenhaus. »Deshalb habe ich Sie gefragt, warum sie nicht im Schrank stünden, als ich Sie damit gesehen habe. Ich meinte
Ihren
Kleiderschrank.«
O Gott. Das lief ja völlig aus dem Ruder!
»Wie kommen sie in Noahs Zimmer, noch dazu nass, wenn Sie sie noch heute Morgen in meinem Schrank gesehen haben?« Es wurde immer offensichtlicher, was hier vorging. Man wollte sie tatsächlich dazu bringen zu glauben, dass sie während einer ihrer berühmt-berüchtigten Ausfälle die Schuhe selbst an sich genommen, ins Meer getaucht und anschließend in Noahs Zimmer gestellt hatte. »Ihr alle glaubt, ich hätte es getan«, flüsterte sie ungläubig, wenngleich ein Teil von ihr plötzlich verunsichert war.
»Das hat niemand behauptet«, versicherte Wyatt ihr, doch ihr entging nicht, wie gereizt er war. Vermutlich wünschte er sich nichts mehr, als dass sie einen Schalter umlegte und sich wieder in die Frau verwandelte, die sie einst gewesen war, die Frau, die er geheiratet hatte.
»Was ist mit Überwachungskameras?«, fragte Dern, dessen Blick zu Jacob wanderte.
Jacob zuckte die Achseln, als wolle er sagen:
Was geht mich das an?
»Als Noah klein war, hatten wir ein Babyfon und eine Videoüberwachung, doch die einzige Kamera war direkt auf sein Gitterbettchen gerichtet, und Noah schlief
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