T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
jüngeren, Jacob und Jewel-Anne, zur Welt gebracht.«
»Den Krüppel, meinst du?«
»Die politisch korrekte Bezeichnung lautet
behindert,
Wesley.« Leiser Vorwurf schwang in ihrer Stimme mit.
Er zuckte die Achseln.
»Ich habe ein wenig recherchiert, und Jewel-Anne hat das, was ich herausgefunden habe, auf diesen Bändern bestätigt.« Lyons hob eines davon hoch. »Ich kann mir daraus zusammenstückeln, dass es zwischen den beiden Brüdern, Connell und Crispin meine ich, zum Eklat kam. Crispin überschrieb seinen Kindern daraufhin seinen Anteil an Neptune’s Gate, die nach und nach an ihre Cousine Ava verkauften. Mit Ausnahme von Jewel-Anne. Ava wollte auch sie auszahlen, aber sie ließ sich nicht dazu bewegen, ihren Anteil zu veräußern.«
»Und wegen ihrer Sitzungen bei Cheryl kennst du auch den Grund dafür«, vermutete er.
»Vielleicht.« Sie konzentrierte sich und kaute auf dem Trinkhalm. »Bevor Crispin Church gefeuert und Sea Cliff dichtgemacht wurde, bewohnte die Familie zwei der Reihenhäuser auf dem Gelände von Sea Cliff.«
»Ach?«
»Es stellte sich heraus, dass Jewel-Anne Kontakt zu einem der Patienten hatte.«
»Insassen.«
»Nenn es, wie du willst. Viele waren gar nicht gefährlich, sondern allein ihrer wegen psychischen Probleme in Behandlung.«
»Hatten nicht alle Tassen im Schrank, willst du wohl sagen.«
Sie blickte ihn stirnrunzelnd an. »Der Punkt ist, dass sich einer der Patienten ganz besonders zu Jewel-Anne hingezogen fühlte.«
Er wusste, was nun kommen würde, doch er schwieg … und wartete ab.
Lyons bedachte ihn mit einem zufriedenen Grinsen und saugte an ihrem Trinkhalm. Sie sah aus wie eine Katze, die gerade einen Kanarienvogel verspeiste. »Es scheint so, als hätte sich Daddys kleines Mädchen in den berüchtigtsten aller Sea-Cliff-Patienten verliebt: in unseren guten alten Freund, den verschwundenen Lester Reece.«
»Sie haben mir hinterherspioniert!«, rief Ava anklagend, als sie am nächsten Morgen in den Pferdestall marschierte, wo Dern die Fuchsstute striegelte, bis sie glänzte. Die blasse Wintersonne fiel durch die Fenster und fing sich in Cayennes Fell. Im Stall war es warm, es roch nach Pferden, Heu und Staub, doch das nahm Ava, die die Nacht damit zugebracht hatte, ihre neue Spionageausrüstung zu installieren, kaum wahr.
»Entschuldigung?« Dern drehte sich in Cayennes Box um und blickte in ihre Richtung, ohne den Striegel sinken zu lassen.
Mehrere Pferde in den angrenzenden Boxen hoben die Köpfe und stellten die Ohren auf, als sie an ihnen vorbeikam. Rover, der neben einem Futterbehälter lag, wedelte mit dem Schwanz.
Alles war friedlich gewesen – bis Ava eintraf.
»Sie haben mich ausspioniert und Wyatt haarklein berichtet, wo ich gewesen bin! Ich habe Sie verdächtigt, als eine Art ›Leibwächter‹ engagiert worden zu sein, doch das haben Sie bestritten!«
»Weil ich nicht Ihr Leibwächter bin.« Er griff nach einem Handtuch und rieb die Stute sanft damit ab. Chayenne zuckte mit dem Schweif und schnaubte leise, doch sie schien die Pflege zu genießen.
»Dern, ich
weiß
es. Wyatt hat es zugegeben.«
»Hat er das?«
»Ja!« Mein Gott, der Kerl ging ihr unter die Haut! Wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise als ihr Mann.
»Das wurde aber auch Zeit«, sagte er, dann, an das Pferd gewandt: »So, mein Mädchen, jetzt siehst du wieder gut aus.«
»Es gefällt mir nicht, was Sie da tun«, stellte Ava mit kalter Stimme klar.
»Ich spioniere Ihnen also hinterher und erstatte anschließend Ihrem Mann Bericht«, bemerkte er gleichgültig.
»Zumindest behauptet Wyatt das.«
»Und Sie glauben ihm?«
»Er wusste, dass ich bei den Klippen war, und der einzige Mensch, dem ich dort begegnet bin, waren Sie, Dern. Offenbar sind Sie auch nur einer seiner Lakaien, oder täusche ich mich etwa?«
»Ich habe ihm von den Klippen erzählt, weil ich fürchtete, jemand anderes könnte Sie dort gesehen haben, und weil ich wollte, dass er mir vertraut.«
»Was für ein Unsinn!«
Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln, das unverschämt sexy wirkte. »Das ist kein Unsinn.«
»Dann erklären Sie mir, warum«, verlangte sie.
»Weil man es mir aufgetragen hat.« Er verschränkte die Arme über der Brust und schlug vor: »Warum atmen Sie nicht tief durch und erzählen mir, was Sie umtreibt?«
Ava spürte, wie sie zornig wurde. »Wyatt und ich hatten gestern Abend mal wieder eine unserer berühmten Auseinandersetzungen, in deren Verlauf er mir
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