T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
der gegenüberliegenden Zimmerseite saß, ganze Ozeane voller dunkler Gefühle und unausgesprochener Vorwürfe zwischen ihnen. Er gab nicht länger vor, der treusorgende Gatte zu sein; fast schien es so, als sei seine Vermutung, Ava habe Jewel-Anne ermordet, nur der letzte Schlag für ihre ohnehin in Scherben liegende Ehe und als habe er sich mit deren Scheitern abgefunden.
Ava war das egal. Sie blickte weiterhin aus dem Fenster, an ihrem eigenen gespenstischen Spiegelbild vorbei in die tintenschwarze Dunkelheit hinter der Scheibe. Sollte Wyatt doch denken, was er wollte.
Dern stand am anderen Fenster. Die Schulter gegen den Rahmen gelehnt, starrte auch er hinaus in die Finsternis. Ava nahm an, dass er sich ebenfalls weit fort wünschte.
Graciela fehlte, sie wurde nicht vor dem Morgen erwartet. Die beiden Detectives kehrten geräuschvoll ins Erdgeschoss zurück und kamen ins Wohnzimmer. Ava drehte sich zu ihnen um und bemühte sich, ruhig und vernünftig zu wirken.
»Wir werden uns nun mit jedem Einzelnen von Ihnen unterhalten. Einer der Deputys bleibt währenddessen mit den übrigen Anwesenden im Wohnzimmer. Ich werde Ihre Aussagen im Arbeitszimmer aufnehmen, Detective Lyons wird im Esszimmer mit Ihnen sprechen.« Er rieb sich den Nacken, als überlege er, wie er den im Wohnzimmer Versammelten weitere schlechte Nachrichten überbringen solle. Ian hörte auf, mit den Schlüsseln zu klimpern; Khloe, Simon und Virginia flüsterten jetzt nicht mehr.
Avas Magen zog sich zusammen. Mein Gott, was kam nun?
»Bevor wir mit der Befragung beginnen, möchte ich Sie von einem weiteren Mord in Kenntnis setzen, der diesem sehr ähnlich ist.«
»Wie bitte?« Trent starrte den Detective fassungslos an. »
Noch
ein Mord? Nicht nur Jewel-Anne, meinen Sie?«
Ava erstarrte. Das konnte doch nicht wahr sein!
Bitte, bitte nicht noch jemand, der mit mir in Verbindung steht … bitte nicht!
»Es sieht so aus, als hätten wir ein weiteres Opfer. Scheinbar sind alle drei Frauen ein und demselben Täter in die Hände gefallen.«
Er machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. Alle im Zimmer starrten ihn an. Ungeduldig. Nervös.
»Evelyn McPherson wurde ebenfalls ermordet.«
»Was?« Ava schnappte nach Luft. »Nein!« Sie presste entsetzt die Hand auf die Lippen. Fast hätten ihre Knie nachgegeben.
Dr. McPherson?
Die Frau, der sie eine Affäre mit ihrem Ehemann unterstellt hatte? »Das kann nicht sein!« Kopfschüttelnd stellte sie sich Evelyns Gesicht vor, ihr trauriges Lächeln, ihre wissenden Augen …
»Das ist nicht möglich!«, sagte auch Wyatt, dem sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war. »Evelyn geht es gut!«
Trent machte einen Schritt auf Snyder zu. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum jemand Eve – Evelyn – etwas antun sollte …« Doch der ernste Ausdruck auf den Gesichtern der Detectives ließ ihn verstummen.
Alle im Raum waren entsetzt, keiner konnte fassen, was passiert war. Zwei Morde? An zwei Menschen, die so eng mit Church Island verbunden waren? Was machte das für einen Sinn?
»Wann?«, flüsterte Ava. »Und wo?«
»Dr. McPherson wurde in ihrem Haus umgebracht, vermutlich vorgestern Abend. Wir warten noch auf die Angaben zum genauen Todeszeitpunkt.«
»Es kam gar nichts in den Nachrichten!« Wyatt schien es immer noch nicht zu begreifen.
»Ihr Leichnam wurde erst heute entdeckt.«
Jacob blickte die Polizisten mit zusammengekniffenen Augen an. »Was zum Teufel geht hier vor?«
»Um das herauszufinden sind wir hier.«
»Nun, dann tun Sie es!«, rief Jewel-Annes Bruder und griff nach seiner Jacke, als wolle er das Zimmer verlassen.
Lyons hob die Hand. »Setzen Sie sich!«, befahl sie. »Wir wissen, dass das ein Schock für Sie alle ist, doch bitte versuchen Sie, ruhig zu bleiben.«
»Wie zum Teufel sollen wir ruhig bleiben? Zwei Leute aus unserem Umfeld sind ermordet worden! Meine Schwester und die Seelenklempnerin! Und da sollen wir ruhig bleiben?«
Lyons ging nicht auf Jacobs dramatischen Ausbruch ein. »Sie wissen, dass wir Sie bitten könnten, uns aufs Department zu begleiten, also würde ich an Ihrer Stelle den Ball flach halten.« Sie hatte die Augen auf Jacob gerichtet, doch ihre Worte galten für alle Anwesenden.
Niemand erhob irgendwelche Einwände. Alle waren viel zu schockiert. Selbst Jacob ließ sich auf die Couch fallen, auch wenn er dabei kaum hörbare Verwünschungen vor sich hin murmelte.
Snyder übernahm. »Es tut mir leid«, sagte er. »Meine Kollegin und ich wissen,
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