T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
richteten. »Entschuldigung. Ich bin bloß aufgeregt.«
Natürlich. Daran liegt es, nicht daran, dass du ein egomanisches Arschloch bist.
Doch Dern beließ es dabei. Es gab keinen Grund, Garrison gegen sich aufzubringen oder die Aufmerksamkeit der Cops auf sich zu ziehen.
Es gab genügend Bomben, die Dern platzen lassen konnte.
»Dann haben Sie sich also eine knappe Stunde in Austin Derns Apartment aufgehalten und sind anschließend zu Ihrer Cousine gegangen. Sie wollten mit ihr reden, um den Namen des Vaters Ihres adoptierten Sohnes herauszufinden? Nur damit wir das richtig verstehen: Ihre Cousine Jewel-Anne Church ist die leibliche Mutter des Jungen, und Sie erinnern sich nicht daran, ihn adoptiert zu haben?«, fragte Snyder. Er saß auf Wyatts Schreibtischstuhl und machte sich auf einem kleinen Spiralblock Notizen. Auf der Schreibtischplatte stand zudem ein Rekorder, der die Befragung aufzeichnete.
Ava saß Snyder gegenüber, auf der anderen Seite der Schreibtischplatte. Unruhig rutschte sie auf der Kante des Lieblingssessels ihrer Großmutter hin und her.
»Das ist richtig«, bestätigte sie. Sie hatte ihm alles erzählt, was sie aus der vergangenen Nacht erinnerte. »Ich gebe zu, ich war zornig und fest entschlossen herauszufinden, wer der Vater meines Sohnes ist. Ich dachte, Jewel-Anne würde mir etwas vormachen und wissen, wo Noah ist, also bin ich hinauf zu ihrem Apartment gegangen. Ich habe geklopft, durch die geschlossene Tür gerufen, und als sie nicht geantwortet hat, bin ich hineingegangen, und … und …« Der groteske Anblick von Jewel-Anne in der Badewanne, zusammen mit ihren Puppen, trat ihr wieder vor Augen. So viel Blut …
»… und dann habe ich sie gefunden.« Sie schauderte. Natürlich war ihr bewusst, wie zweifelhaft ihre Aussage klang, zumal sie am Vorabend gedroht hatte, ihre Cousine über die Brüstung der Galerie zu stoßen.
Snyder machte sich Notizen, doch plötzlich hielt er inne und sah zu ihr auf. »Und Sie haben keine Ahnung, wer Noahs leiblicher Vater sein könnte?«
»Nein«, gab sie zu. Sie bemerkte seine hochgezogenen Augenbrauen und spürte ein warnendes Kribbeln. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos, zu ausdruckslos. »Wissen Sie es?« Ihr Herz begann wie verrückt zu hämmern. Vielleicht wusste er etwas über Noah!
Der Detective nickte. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass Ihre Cousine ein sexuelles Verhältnis mit einem der Patienten von Sea Cliff hatte.«
»Ein Patient …«, wiederholte sie. Es war totenstill im Zimmer, Ava hörte nur das Dröhnen ihres eigenen Herzschlags in ihren Ohren. Ihr kam ein erschreckender Gedanke.
»Lester Reece.«
Ein leiser Protestschrei drang über ihre Lippen. Der Mörder?
Er
war der Vater ihres wundervollen kleinen Jungen? »Nein!«
Nein! Nein!
»Das kann nicht sein. Da muss eine Verwechslung vorliegen, auf keinen Fall ist Noahs Vater ein Serienmörder … niemals!« Ohne es zu merken, schüttelte sie heftig den Kopf.
»Sie haben diese Möglichkeit also niemals erwogen?«, fragte Snyder.
»Natürlich nicht! Wie sollte ich ahnen …« Sie dachte an Jewel-Anne mit ihrem verschlagenen Ich-habe-ein-Geheimnis-Lächeln. Aber
Lester Reece?
Ausgerechnet ein gemeingefährlicher Psychopath? »Ich fasse es nicht.«
»Sie hat damals mit ihrer Familie in Sea Cliff gewohnt. Ihr Vater war der Leiter der Anstalt.«
»Das weiß ich!« Ava schrie beinahe. Ihre Gedanken rasten. War das möglich? Nein … bitte nicht!
»Als Schwesternhelferin hat sie dort viel Zeit mit den Patienten verbracht.«
Eine eiskalte Hand legte sich um Avas Herz. Ja … ja sie erinnerte sich daran, dass Jewel-Anne von ihren Aufgaben in der Nervenklinik erzählt hatte, dass sie zu einigen der Patienten Kontakt aufgebaut hatte. Trotzdem konnte sie diesen Unsinn nicht glauben. Ava versuchte zu widersprechen, aber ihre Stimme versagte. Sie räusperte sich und unternahm einen erneuten Anlauf. »Das hätte Onkel Crispin niemals zugelassen.« Doch Jewel-Anne war immer schon raffiniert, rebellisch und sturköpfig gewesen, wenn nicht gar verschlagen. Um Himmels willen, konnte
das
die Wahrheit sein?
Ava schluckte schwer und rief sich vor Augen, dass nur eines zählte: ihren Sohn zu finden, egal, wer seine leiblichen Eltern waren. Sie schloss die Augen und atmete tief durch, dann sah sie Snyder direkt an.
»Warum? Warum glauben Sie, dass er der Sohn von …« Sie brachte den Namen nicht über die Lippen. Wie betäubt hörte sie zu, wie Detective Snyder ihr
Weitere Kostenlose Bücher