T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

weitere Details erzählte. Die Polizei hatte einen Zusammenhang zwischen Lester Reece und Jewel-Anne hergestellt und versuchte nun, ihren Verdacht zu bestätigen; unter anderem sollten Piper und Crispin vernommen werden, die man über den gewaltsamen Tod ihrer Tochter informiert hatte und die nun auf dem Weg nach Neptune’s Gate waren – ein Ort, an den Crispin keinen Fuß mehr hatte setzen wollen.
    Auch wenn Ava die Theorie der Detectives am liebsten verworfen hätte, so musste sie doch zugeben, dass die Vorstellung, die rebellische Jewel-Anne könnte sich in Reece verliebt haben, einen gewissen Sinn ergab.
    »Sie müssen ihn finden«, sagte sie zu Snyder, plötzlich verzweifelt darauf bedacht, dem Monster gegenüberzustehen. »Lester Reece. Sie müssen ihn finden!«
    »Wir wissen nicht einmal, ob er noch am Leben ist.«
    »Doch, das ist er«, beharrte sie. »Verstehen Sie nicht? Er ist derjenige, der Noah entführt hat!« Ihre Stimme wurde schrill, ihre Verzweiflung fast greifbar. Ja, das alles ergab tatsächlich einen Sinn. Er hatte sich seinen Sohn zurückgeholt! Vielleicht hielt er Noah sogar irgendwo auf der Insel versteckt!
    »Wir tun unser Bestes«, erwiderte Snyder beschwichtigend, »doch momentan stecken wir mitten in Mordermittlungen.«
    »Aber der Täter … Könnte es nicht Lester Reece sein? Er hat schon mehrfach gemordet, und Sie vermuten ihn hier auf der Insel, hab ich recht?«
    »Glauben Sie, Lester Reece hat die drei Frauen auf dem Gewissen?«
    »Ich … ich weiß es nicht …«
    »Sie haben Jewel-Annes Leichnam gefunden. Glauben Sie wirklich, dass sich Lester Reece die Mühe macht, schaurig präparierte Puppen rings um Ihre Cousine zu platzieren?«
    Ava schüttelte in stummer Verwirrung den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht?«
    »Ich habe gehört, dass Sie eine weitere Puppe gefunden haben«, fügte Snyder vorsichtig hinzu. »In einem Sarg. Angeblich vergraben von dem letzten Opfer, vermutlich um sich an Ihnen zu rächen.«
    Sie starrte ihn an. Schlagartig wurde ihr klar, dass die Indizien auf sie als Täterin verwiesen. Sie stand auf und straffte die Schultern, dann beugte sie sich über den Schreibtisch, blickte Snyder fest in die Augen und sagte klar und deutlich: »Ich habe Jewel-Anne nicht umgebracht, Detective, genauso wenig wie die beiden anderen Frauen. Ich versuche bloß, meinen Jungen zu finden, das schwöre ich bei seinem Leben!«

Kapitel dreiundvierzig
    D ern fühlte sich wie ein Tier im Käfig, eingepfercht im Wohnzimmer mit der Familie Church und den Angestellten. Nur mühsam gelang es ihm, die Geduld zu bewahren. Draußen vor dem Fenster herrschte undurchdringliche Dunkelheit, während sich drinnen im Haus Beklommenheit wie ein Leichentuch über die Bewohner senkte.
    Weitere Cops trafen ein, zusammen mit dem Gerichtsmediziner und den Leuten von der Spurensicherung. Sogar J.T. Biggs, der Sheriff höchstpersönlich, kreuzte in voller Montur in den frühen Morgenstunden in Neptune’s Gate auf, auch wenn er mehr Zeit außerhalb des Hauses verbrachte, um die Suche nach Lester Reece zu organisieren.
    Während Angestellte und Bewohner einer nach dem anderen zur Befragung geholt wurden, begannen die Kriminaltechniker und die Ermittler mit der Suche nach Beweismitteln. Jeder Einzelne wurde vernommen, sogar Graciela, die inzwischen ebenfalls eingetroffen war. Khloe hatte ihr eine SMS geschickt, um sie über Jewel-Annes Tod zu informieren.
    Nachdem Wyatt Garrison befragt worden war, war die Reihe an Dern. Er wurde ins Esszimmer geführt, wo man ihm einen Kaffee anbot, den er ablehnte, dann bat man ihn, auf dem Stuhl am Tisch gegenüber von Detective Lyons Platz zu nehmen. Sie tippte etwas in ihren Tablet-Computer, die Kaffeetasse unberührt neben sich.
    Die Befragung dauerte nicht lange.
    »Erzählen Sie mir einfach, was gestern Nacht passiert ist«, forderte Lyons ihn auf. Offenbar wussten die Polizisten bereits von der Auseinandersetzung zwischen Jewel-Anne und Ava, die in der Nacht vor dem Mord stattgefunden hatte. Was sie nicht wussten, war, wo sich Lester Reece versteckt hielt, auch nicht, dass Dern sein Halbbruder war. Dern beschloss, die Karten jetzt auf den Tisch zu legen, zuerst bei den Detectives, dann bei Ava. Das war er ihr schuldig. Nachdem er also die Ereignisse der vergangenen Nacht geschildert und ein paar Fragen zu seiner Aussage beantwortet hatte, fügte er hinzu: »Sie sollten wissen, dass es ein weiteres Problem gibt.«
    »Ach?«, sagte Lyons und tippte auf