T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Bett fallen. Während der Computer hochfuhr, strich sie sich die Haare aus dem Gesicht und band sie zu einem nachlässigen Pferdeschwanz.
Doch bevor sie sich einloggen konnte, ertönte ein leises Klopfen. Noch ehe sie »Herein!« gerufen hatte, öffnete sich die Tür. Eine Hand erschien, eine eisgekühlte Dose Cola light fest umklammert.
Fast hätte Ava gelacht.
Aus der Hand wurde ein Arm, und dann steckte Khloe den Kopf ins Zimmer.
»Die habe ich ganz hinten im Kühlschrank gefunden. Ich glaube, Mom hat sie für sich selbst aufgehoben.« Sie schlüpfte hinein und lehnte sich gegen das Türblatt. »Pscht … verrat mich nicht. Mom kann ziemlich unleidig werden, wenn sie auf Koffeinentzug ist.« Sie durchquerte das Zimmer und reichte Ava die Dose.
»Danke.« Ava riss den Deckel auf. Die Cola zischte.
Zögernd blieb Khloe an der Bettkante stehen. »Ich wollte dir nur sagen, dass auch mir einiges hier sehr seltsam vorkommt. Manchmal denke ich, wir sollten zusehen, dass wir von dieser Insel verschwinden, doch das ist wohl unmöglich. Außerdem weiß ich, dass es auch so wieder bergauf gehen wird.«
»Mit mir, meinst du?«
»Mit uns allen«, erwiderte Khloe. Sie stieß einen Seufzer aus und schaute aus dem Fenster. Plötzlich wirkte sie traurig. »Nun, ich muss mich beeilen. Simon wird bald nach Hause kommen.« Sie warf einen Blick auf die Uhr, stieß erschrocken hervor: »O Gott, vielleicht ist er schon da!«, dann drehte sie sich um und durchquerte mit eiligen Schritten das Zimmer. Sie war schon halb zur Tür hinaus, als sie hinzufügte: »Ach, das mit der Cola bleibt unser kleines Geheimnis, einverstanden?«
»Klar.«
Unser kleines Geheimnis,
dachte Ava und nahm den ersten Schluck.
»Pass doch auf!«, rief Khloe, als sie auf den Gang hinaustrat. Ava hörte das Surren von Jewel-Annes Rollstuhl. »Was machst du hier?«
Lauschen, was sonst?
So viel zum Thema Geheimnisse.
Solange ihre Cousine im Haus weilte, war es unmöglich, etwas für sich zu behalten.
Ava wollte gerade aufstehen und Jewel-Anne die Meinung sagen, als ihr Handy vibrierte. Sie zog es aus der Jeanstasche und sah Wyatts Gesicht und seine Nummer auf dem Display.
»Hi«, meldete sie sich und ließ sich wieder zurücksinken.
»Selber hi.« Der Ärger, der zuvor in seiner Stimme mitgeklungen hatte, war verflogen. »Es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben.«
»Wir sind verheiratet, da kann das schon mal vorkommen«, sagte sie, obwohl ihr klar war, dass sie sich in letzter Zeit fast nur noch stritten.
»Ich wollte dich nur wissen lassen, dass unser Hausdate zwar aufgeschoben ist, aber nicht aufgehoben. Die Sitzungen verzögern sich, und danach muss ich noch mit einem Klienten etwas trinken gehen, ich werde also erst ziemlich spät wieder da sein.«
Ava hatte ohnehin nicht damit gerechnet, dass ihr Hausdate nach ihrer Auseinandersetzung noch stattfinden würde.
»Mit welchem Klienten denn?«, fragte sie, darum bemüht, nicht misstrauisch zu klingen.
»Mit Orson Donnelly. Du weißt schon, Donnelly Software.«
Ava kannte den Namen. Orson Donnelly, der in erster Linie Programme für Start-up-Unternehmen entwickelte, hatte in der aufstrebenden Softwarebranche ein Vermögen gemacht, doch seit einiger Zeit gingen sein Sohn und er getrennte Wege, und der Sohn erhob Ansprüche auf einen Teil des Unternehmens.
»Ja, ich muss ihn beruhigen und ihm Mut machen – keine Ahnung, wie lange das dauert. Warte nicht auf mich.«
»Okay.«
»Ava?«
»Ja?«
»Ich liebe dich.«
Noch bevor sie etwas erwidern konnte, legte er auf.
Kapitel vierzehn
I ch könnte schwören, dass ich noch eine Cola light hier drinnen hatte«, murmelte Virginia, die bis zu den Schultern im Kühlschrank steckte. Soweit Ava sehen konnte, war sie allein in der Küche.
Als sie Avas Schritte hörte, richtete sich Virginia auf und knallte die Kühlschranktür zu. »Ich glaube, ich muss die Vorräte nachfüllen.«
Die Teller vom Abendessen stapelten sich noch in der Spüle, die Spülmaschine war halb ausgeräumt, in der Luft hing der Geruch nach Venusmuscheln, Knoblauch und Tomatensoße. Drei gefüllte Teller, abgedeckt mit Frischhaltefolie, und zwei Plastikbehälter mit Soße standen auf der Anrichte, die Reste eines Abendessens, das Ava hinuntergeschlungen hatte. Zum ersten Mal seit Tagen hatte sie Appetit verspürt, und das warme Brot, der Caesar-Salat und die Nudeln mit der würzigen Soße waren köstlich gewesen. So köstlich, dass es ihr gelungen war, die Mahlzeit mit
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