T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Telefone, Stimmen, Schritte, das Summen von Druckern und Faxgeräten.
Ava hockte auf der Kante eines der unbequemen Besucherstühle und versuchte zu dem einzigen Menschen im Büro des Sheriffs durchzudringen, den sie für einen Verbündeten hielt.
»Ich dachte nur, wenn ich Ihre Unterlagen einsehen, Ihre Untersuchungsergebnisse mit meinen vergleichen dürfte, würde ich vielleicht auf etwas stoßen, was zuvor übersehen wurde.« Sie sah die Antwort in seinen Augen.
»Es tut mir leid. Das darf ich nicht. Wir haben doch schon einmal darüber gesprochen.«
»Ich bin Noahs Mutter.«
»Das spielt keine Rolle. Ich bin nicht befugt, einem Außenstehenden Polizeiinterna weiterzureichen. Das könnte die Ermittlungen beeinträchtigen. Und das wissen Sie.«
»Welche Ermittlungen? Seit Noahs Verschwinden sind mittlerweile zwei Jahre vergangen.«
Er rieb sich mit der Hand den Nacken. »Ich weiß, aber ich darf nicht gegen die Regeln verstoßen. Wie dem auch sei, wenn Sie irgendetwas haben, das uns helfen könnte, sollten Sie es mir auf jeden Fall geben.«
»Ich habe keinen eindeutigen Beweis, falls Sie das meinen. Nur das, was ich von jener Nacht erinnere.«
Detective Snyder nahm einen dicken Ordner von seinem Schreibtisch und öffnete ihn, dann zog er eine Lesebrille aus der Sakkotasche und schob sie sich auf die Nasenspitze. »Lassen Sie mich mal sehen.« Er blätterte die Unterlagen durch. Bei ungefähr der Hälfte des Ordners hielt er inne, nickte und nahm mehrere Seiten heraus. Nachdem er sie überflogen hatte, schob er sie ihr über die Schreibtischplatte zu.
Sie erkannte ihre Aussage wieder, die sie in der Nacht von Noahs Verschwinden gemacht hatte.
»Das haben wir von Ihnen. Oh, und das hier …« Er blätterte weiter und stieß auf andere Seiten; diesmal handelte es sich um ein Vernehmungsprotokoll. Die meisten Aussagen stimmten mit dem überein, was Ava während der letzten Tage zusammengetragen hatte.
»Möchten Sie dem noch etwas hinzufügen?«, erkundigte er sich geduldig.
Ava dachte daran, wie sie ihre Aussage gemacht hatte, und kam sich lächerlich vor. Sie hatten im Esszimmer gesessen, Detective Snyders kleines Aufnahmegerät hatte auf dem Tisch gestanden. Jedes Mal, wenn sie sprach, flackerte das kleine rote Licht auf. Sie hatte ihm alles über die Party vom Vorabend berichtet. Alles, woran sie sich erinnerte. Es stimmte vollständig mit dem überein, was sie jetzt notiert hatte.
»Nein«, gab sie zu, während ihr die Röte den Nacken hinaufkroch, »das ist alles, woran ich mich erinnere.«
Er heftete die Seiten wieder in den Ordner und blickte sie über den Rand seiner Lesebrille hinweg freundlich an. »Nun, wenn Ihnen noch etwas einfällt, wenden Sie sich bitte an mich oder an einen meiner Kollegen. Ich verspreche Ihnen, Sie auf dem Laufenden zu halten.« Er stand auf, womit er ihr signalisierte, dass er das Gespräch für beendet hielt. Ernüchtert verließ Ava das Department.
Natürlich nahm die Polizei sie nicht ernst, nicht ohne eindeutige Beweise; für reine Vermutungen, ihre Traumbilder, Wahnvorstellungen oder gar ihre Wünsche und Bedürfnisse war kein Platz.
Draußen vor dem Department blieb sie stehen und holte tief Luft. Vom Pazifik her zogen schwere, graue Wolken auf. Ein stürmischer Wind blies unbarmherzig über die Küste, die Temperatur schien um zehn Grad gefallen zu sein, seit sie das Dezernat betreten hatte. Sie zog den Gürtel ihres Strickmantels enger und machte sich auf den Weg zu Tanyas Salon.
Der Himmel öffnete gerade seine Schleusen, als sie unter die gestreifte Markise des Shear Madness Salons huschte. Eine kleine Glocke bimmelte, als sie die Tür aufstieß und den Laden betrat. An einer der Wände waren mehrere Kabinen aufgereiht, jede davon ausgestattet mit einem rosa Waschbecken, rosa Stühlen und einem kleinen funkelnden Kronleuchter. Die erste Kabine war besetzt. Eine Frau lehnte den Kopf rückwärts ins Waschbecken und ließ sich von ihrer Schönheitspflegerin die Haare waschen. Der durchdringende Geruch nach gerade verwendeten Chemikalien hing in der Luft.
»Hi, Ava«, begrüßte Hattie sie, die Stylistin, mit einem Blick über die Schulter. »Tanya ist hinten.« Dann wandte sie sich wieder an ihre Kundin, die sich mittlerweile aufgerichtet hatte, und frottierte ihr behutsam den Kopf.
Ava stieg über abgeschnittene Haare hinweg und ging an den übrigen Kabinen vorbei zu einer riesigen Fotografie von Marilyn Monroe, die an der Tür zum Hinterzimmer hing. Sie
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