T93 Band 1: Überlebe!
riechende Fleischerzeugnisse, die im Gebüsch am Bahndamm lagen, mit etwa zwei Meter langen Schleppleinen. Diese wollten sie auf ihrem Fußweg hinter sich her schleifen, um keine frische Spur zu hinterlassen. Die Zombies waren zwar oft nachts unterwegs, aber es gab auch genügend untote Leichen und Tierkadaver, die am Tage umherschlichen. Als alles fertig war, ging er wieder ins Haus. Die beiden tranken Kaffee, frühstückten jeder noch einen Becher Instant-Fleischbrühe mit Dauerwurstbrot und Alex genehmigte sich noch eine Zigarette. Dann schulterten sie ihr Marschgepäck, griffen zu den Waffen und machten sich auf, diese Stadt zu verlassen. Im Hinausgehen sah sich Birte noch einmal um. Diese Umgebung, der abgedunkelte Raum, das Stellwerk, das alles hatte ihr Schutz gegeben, und nun war sie drauf und dran, es für immer zu verlassen. Alex sah ihren Blick und meinte:
»Na? Fällt es schwer?«
»Hm. Nein, eigentlich nicht, denn alles ist besser als dieser Karnickelbau. Fast ein dreiviertel Jahr habe ich hier zugebracht. Immer in Angst, lauernd, aufmerksam. Es hätte jeden Tag oder jede Nacht vorbei sein können, und nun sieht es so aus, als ob ich der Hölle doch noch entkommen könnte. Bring mich hier weg.«
»Okay. Dann mal los. Draußen vor der Tür liegen noch Pakete zum Mitschleppen. Nicht allzu schwer, aber genug, um die Monster zu verwirren. Damit werden unsere Spuren zu ihren.«
Sie gingen durch den Haupteingang hinaus, jeder griff sich eine Schleppleine, und der Marsch begann. Birte meinte:
»Schätze, es ist am besten, wenn wir hier die Rampe hochgehen, am Bahnhof vorbei und dann direkt zum Feuerwehrhof.«
»Gut, dann los. Willst du vorgehen?«
Birte marschierte los, Alex blieb mit entsicherter Waffe direkt hinter ihr, nach allen Seiten sichernd. Die aufgehende Morgensonne schien ihnen in den Nacken. Ihre Geruchspäckchen hinterließen leichte Schmierspuren auf dem gepflasterten Gehweg und schrammten über die Betonplatten. Die Umgebung roch widerlich: sauer mit einem Hauch Verwesung, Spuren von Brandgeruch und verkohltem Kunststoff zeugten von der gestrigen Explosion in der Parallelstraße. Der Wind bewegte hier und da kaputte Fenster und losgelöste Bleche der Fassade eines Möbelhauses, aber ansonsten blieb es verdächtig still. Die Betriebsgeräusche, Autos, Passagiere, die es hier früher gegeben hatte – alles war verschwunden. Inzwischen wuchsen in den Rinnsteinen und auf den Gehwegen Grasbüschel, die Konturen der ehemaligen Infrastruktur begannen bereits zu verwischen. Niemand hatte das Laub des letzten Herbstes weggefegt, hier und da lagen verfaulende Tierkadaver herum. Offensichtlich wurden nicht alle Körper von der Seuche infiziert und wieder zum Leben erweckt, einige wurden von den Zombies nur angefressen und liegen gelassen. Alex bemerkte das, sagte jedoch nichts dazu. Jetzt war es wichtig, aufmerksam zu sein und zu überleben. Nach fast zehn Minuten hatten sie das Gerätehaus der Feuerwehr ohne Zwischenfall erreicht, und Alex machte sich daran, die Hallen, deren Tore offen standen, zu überprüfen. Das Ergebnis war ernüchternd. In keiner der Hallen befand sich ein Einsatzfahrzeug, der Betriebshof der Berufsfeuerwehr war komplett geräumt. Wahrscheinlich waren alle Feuerwehrleute im Einsatz ums Leben gekommen bzw. liefen jetzt als Zombies umher. Enttäuscht kehrte er zu Birte zurück, die an der Hofeinfahrt hinter einem mächtigen Betonpfeiler zusammengekauert wartete.
»Tja, kein Fahrzeug für uns, wie es aussieht.«
»Scheiße. Aber ich habe in letzter Zeit auch nur wenige Autos gesehen, die unbeschädigt waren. Ab und an hab ich an der Nordmarkhalle oben ein Auto laufen lassen, um meine Batterie zu laden, aber das wird auch immer schwieriger.«
»In der Stadt herumirren und ein Auto zu suchen, halte ich für zu gefährlich. Bist du gut zu Fuß?«
»Willst du laufen?«
»Ist zwar langsamer, aber auch leiser und unauffälliger. Es sind gut sechzig Kilometer, wir könnten das in zwei, drei Tagen schaffen, wenn wir Nebenstraßen nutzen.«
»Ich hätte da eine Idee. Wir könnten uns am Kanal entlang bewegen, da haben wir zu einer Seite Wasser, einen gepflasterten Weg und nur wenig Ortschaften, und es ist quasi der direkte Weg. Wenn wir uns Fahrräder besorgen, schaffen wir es locker bis Einbruch der Dunkelheit.«
»Okay. Gut. Wo bekommen wir Fahrräder?«
Birte deutete zum Bahnhof, dort gab es einen bewachten Fahrradständer, der offensichtlich gut gefüllt war. Zombies waren
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