T93 Band 1: Überlebe!
auf.
Falkner lief ein Stück die Runway runter, bog rechts ab und erreichte dann, circa einhundert Meter weiter auf der rechten Seite der Betonpiste, einen mit Gras überwachsenen Buckelhangar, in dem er einige LKW stehen sah. Gleich der erste war vollgetankt und stand startbereit da, Falkner besorgte aus dem Hangar noch reichlich Zurrgurte und startete den Motor. Der vierhundert PS Motor des MAN Multi2 sprang gleich an und das hohe Pfeifen des Turboladers zeigte die Bereitschaft der Maschine an. Falkner legte den Fahrgang ein und gab Gas, den Rest besorgte das Automatikgetriebe. Er fuhr den Vierachser rückwärts an das Flugzeug heran und die Männer luden die Hälfte der Boxen auf. Das Ganze dauerte nur drei Minuten, und nach Ablauf derselben Zeitspanne war die Ladung verzurrt.
Inzwischen hatte Gräfeling noch einen MB LAPV Enok besorgt, alle Mann saßen auf und das Team rückte ab. Der Funk war auf Interkom eingestellt, so dass alle Teammitglieder über denselben Kanal in Konferenz sprechen konnten, ohne unterbrochen zu werden. Bei kleinen Teams war diese Funklage unerhört nützlich, man vergeudete keine Zeit mit Rufzeichen. Im LKW saßen Falkner und Habermann, im Geländewagen, den Gräfeling steuerte, saßen noch Turels, Meyer und Alex. Es war früher Nachmittag und sie hatten Zeit genug, sich nach brauchbaren Hinterhalten umzusehen.
Sie fuhren aus einem Seitentor vom Gelände, bogen in Jagel auf die Bundesstraße 77 ein und fuhren Richtung Schleswig hoch. Als sie kurz hinter dem Ortsschild eine ehemalige Gaststätte passiert hatten, deutete Turels auf einen Feldweg zur Rechten. In der Zufahrt flatterte eine zerfetzte Southern-Comfort-Flagge an einem schrägen Mast.
»Da wohnt ein exzellenter Tätowierer, Ralph. Der hat mir vor zwei Jahren das hier gestochen.« Er krempelte den linken Ärmel seines Hemds auf und zeigte Gräfeling ein Drachentattoo.
»Jaja, ganz hübsch, Alter. Was dagegen, wenn ich mich auf die Straße konzentriere?«
»Hä? Worauf musst du dich da konzentrieren? Die Straße ist verdammt nochmal völlig leer, wie dein Schädel!«
Gräfeling drehte sich gekünstelt um und wandte sich an Alex:
»Könnte der Herr Oberstleutnant dem Gefreiten hier gütigst den Ernst der Lage erläutern? Wenn es keine Umstände macht. Er selbst scheint diesen mit seinem Walnusshirn nicht zu erfassen.«
Alex grinste.
»So, nun ist gut, ihr Turteltäubchen. Wir haben eine Mission.«
Er sah auf sein Navi und funkte Falkner an.
»Sepp, wir werden uns mal beim Wikingerturm am Hafen hinstellen, denke ich. Da kommen wir gut weg und das Hochhaus dürfte für die Zeds tagsüber ein gutes Versteck sein, da kriegen wir sicher welche. Mit der ersten Fuhre holen wir uns ein paar Trantüten, und zum Schluss dann die schwierigen Fälle.«
»Okay, geht klar, ich folge.«
Sie nahmen die Abfahrt Gottorfer Damm und bogen beim Verwaltungsgerichtsgebäude rechts ab, dann links, und schon fuhren sie auf das Hochhaus am Yachthafen zu. Das siebenundzwanziggeschossige Gebäude bildete von der Struktur her eine achteckige Säule, die im Volksmund auch gern als »Ludenturm« bezeichnet wurde. Wer auch immer in dem Haus logiert hatte, die Zed-Seuche hatte sie alle gleich gemacht. Nun waren alle, die darin gewohnt hatten, sabbernde, grunzende und fleischgierige Bestien, die nichts anderes im Sinn hatten, als warmes, weiches Fleisch zu fressen.
Als sie das Gebäude erreichten, saßen sie ab und Falkner bereitete sofort die Boxen vor. Meyer bezog auf dem LKW Posten, legte ein MG und sein Präzisionsgewehr und Munition parat und sorgte für Deckung. Falkner patrouillierte um die Fahrzeuge. Team eins bildeten Alex und Gefreiter Turels, Team zwei die Gefreiten Habermann und Gräfeling. Gemeinsam rückten sie in das Gebäude vor und teilten sich auf. Ab jetzt wurde möglichst Funkstille gehalten und nicht gesprochen, um nicht durch übermäßige Geräuschentwicklung zu viele Zeds aufmerksam zu machen. Im ersten Stock begannen Alex und Turels damit, vorsichtig die Appartements zu durchsuchen. Mit Fingerzeichen machten sie einander auf die Lage aufmerksam und rückten wechselweise vor, einer hatte den Taser schussbereit, der andere ein Gewehr mit Schalldämpfer, für den Fall, dass mehr als ein Zed angetroffen wurde.
Sie schlichen durch die leeren Räume der fast dreieckig geschnittenen Appartements, überall herrschte Chaos. Umgeworfene Möbel, zertrümmerte Scheiben, durch die der Wind zog, vertrocknete Blumen in den Fensterbänken
Weitere Kostenlose Bücher