T93 Band 1: Überlebe!
aufdringlich als Turbolader, da sie kein mechanisch getriebenes Schaufelrad besaßen, sondern eine abgasgesteuerte Horizontalwelle. So war der Ladedruck sofort vorhanden, es gab nicht dieses gefürchtete »Turboloch« beim Anfahren. Der Hulk hatte ein ähnlich bestialisches Drehmoment wie der grüne Unhold aus dem gleichnamigen Film. Falkner spielte etwas mit dem Gaspedal und ließ die insgesamt zwanzig Zylinder der Doppelmaschine so richtig aufbrüllen. Als der Truck samt Auflieger aus der Halle war, drehte Falkner noch eine kleine Extrarunde auf der Pier, bevor er die Rampe ansteuerte. Mit den mehrstimmigen Typhonhörnern auf dem Dach der Fahrerkabine trieb er die Geräuschkulisse auf die Spitze von über einhundertdreißig Dezibel.
Auf der Pier und an Deck gab es kein Halten mehr. Die Soldaten johlten, pfiffen und schrien ihre Anspannung heraus, ihre Mützen flogen hoch, Victory-Zeichen reckten sich gen Himmel. Falkner hielt neben Alex an, und Alex stieg auf die Stufen der Beifahrerseite. Er hielt sich am Rahmen des Rückspiegels fest, und gemeinsam fuhren die beiden unter dem Jubel der Kameraden in den Schiffsbauch. Birte blieb an der Pier stehen und wartete, bis Alex wieder heraus kam. Sie lächelte.
Jahr Eins. 20. März, früher Nachmittag
Die Videokonferenzschaltung wurde etabliert. Generalmajor Gärtner wartete, bis alle Beteiligten zugeschaltet waren. Auf insgesamt sieben Monitoren der virtuellen Phalanx in seinem Glasturmbüro erschienen hochrangige Militärs aus USA, China, Russland, England, Norwegen, Schweden und Finnland. Gemeinsam mit Deutschland bildeten sie eine Allianz für die Menschen. Von Ländern wie Indien, Pakistan, dem gesamten nahen Osten, Afrika und Südamerika hatte man seit Monaten nichts mehr gehört. Die Amerikaner hatten ihr Hauptquartier auf der USS Mount Whitney aufgeschlagen, die vom Flugzeugträgerverband der USS Ronald Reagan begleitet wurde sowie von zahlreichen versprengten Einheiten. Insgesamt fast einhundert Schiffe bildeten den harten Kern dieser Überlebensflotte. Die Chinesen hatten eine Enklave in der Mongolei besetzt und dort ein stark befestigtes Hauptquartier errichtet, die Russen saßen irgendwo in einer geheimen Basis auf Nowoja Semlja. Die Briten hatten eine Festungsanlage in Schottland, von wo aus sie ihre Truppen kommandierten und die Skandinavier bunkerten allesamt am Nordpolarkreis. Der Generalmajor begrüßte seine virtuellen Gäste.
»Verehrte Kollegen, ich grüße Sie. Es freut mich, dass Sie Zeit fanden, die aktuellen Ereignisse zu besprechen.«
Alle nickten höflich. In holprigem Deutsch mit schwerem texanischem Akzent ergriff sein amerikanischer Kollege, Fleet Admiral Hershew, das Wort.
»Okay, General. Was können Sie uns über Ihre Forschungen berichten? Gibt es Fortschritte?«
»Gut, dass Sie ohne Umschweife zur Sache kommen, Admiral. Um es kurz zu machen, ja. Es gibt erhebliche Fortschritte. Es ist unseren Wissenschaftlern gelungen, ein menschliches Gen zu modifizieren, das es uns ermöglicht, ein Pheromon zu produzieren, das unsere Soldaten – beziehungsweise Menschen überhaupt – für die Zeds quasi unsichtbar erscheinen lässt. In Phase 1 haben wir das Pheromon bestimmt und synthetisiert und seine Wirksamkeit getestet. Sehen Sie dazu bitte die Einspieler auf Ihrem Desktop.«
Er startete die Wiedergabe verschiedener Aufzeichnungen aus den Pheromontests, wobei jedoch die Videosequenzen, auf denen Birte zu sehen gewesen wäre, nicht gezeigt wurden. Die Führungsoffiziere der Alliierten waren überrascht und staunten nicht schlecht. Beifallsgemurmel war zu vernehmen.
»In Phase 2 dann wollen wir das für die körpereigene Produktion verantwortliche Gen, wir bezeichnen es als T93, auf andere Menschen übertragen, um eine Nachhaltigkeit in der Pheromonausschüttung zu erreichen. Die ersten Praxistests für Phase 1 laufen morgen früh an, ich habe ein Requirierungsteam mit Aerosolen ausgerüstet, um auf dem Festland Proviant zu besorgen. Wir werden sehen können, wie sich das Pheromon bewährt.«
Der Amerikaner schaute ernst in die Kamera.
»Können Sie mir sagen, wie Sie auf dieses Gen gestoßen sind? Meine Forscher würden das bestimmt gern erfahren.«
»Admiral, ich bin wie Sie Soldat. Ich bin Generalmajor des Heeres der Deutschen Bundeswehr. Ich bin kein Chemiker, kein Arzt und auch kein Wissenschaftler anderer Art. Wenn ich wüsste, wie und womit unsere Top-Wissenschaftler das bewerkstelligt haben, dann säße ich wohl nicht hier,
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