T93 Band 1: Überlebe!
Militärausrüster hatten auf der Plattform vor dem Brückendeck sowie nach Achtern insgesamt sechs MG5 installiert, um einen möglichen Zombieangriff auf das Schiff abwehren zu können. Außerdem gab es zehn Container voll mit Schusswaffen, Munition, Handgranaten, Granatwerfern und mobilen Raketenwerfern an Bord. Die Zeds sollten nicht einmal den Hauch einer Chance bekommen, das Schiff zu überrennen.
Durch die Aussichten auf die erfolgreiche Reproduktion des T93-Gens hatten die Befehlshaber wieder Mut geschöpft, ein Sieg war nunmehr wieder in den Bereich des Möglichen gerückt. Es herrschte Aufbruchsstimmung in der Festung, aus der Lethargie des Gefängnisalltags wurde eine konstruktive Stimmung des Neuschaffens. Diese ersten Kommandoaktionen der nächsten Monate sollten der Vorbereitung des Gegenschlags dienen, der gemeinsam mit den erwarteten Flottenverbänden im frühen Herbst erfolgen sollte. Nun hieß es erst einmal Kräfte sammeln und die Ressourcen vereinen. Die neuen Kommandostrukturen funktionierten schon sehr gut, und die campübergreifende Kommunikation stand ebenfalls. Es wurde Zeit, den Zeds gehörig in den Arsch zu treten.
Alex und Birte standen an der Pier und sahen sich das Schiff an, das zum Auslaufen bereit gemacht wurde. Eine riesige weiße Stahlwand erhob sich vor ihnen aus dem Wasser. Nun, nach wenigen Tagen, sollten sie schon wieder zurückkehren nach Brunsbüttel, von wo sie mit knapper Not entkommen waren. Aber diesmal würden sie ein paar Freunde zur Wiedersehensfeier mit den Zombies mitbringen, soviel war klar.
Birte hatte immer noch einige Schwierigkeiten, den Ablauf der Dinge vollends zu erfassen. Alles ging so schnell. Noch vor einer Woche hatte sie in einem Versteck gesessen, von einem Tag zum nächsten gelebt, von der Hand in den Mund. Sie hatte sich des Nachts, wenn sie beim Schein der Gaslaterne in ihrem verhängten Zimmer gesessen hatte, oft gefragt, wie es weitergehen sollte, wenn die Vorräte immer knapper würden, die Haltbarkeitsdaten so weit überschritten waren, dass an Verzehr nicht mehr zu denken war. Die Alternativen waren überschaubar gewesen. Irgendwann hätte sie den Standort wechseln müssen, sich einen Lebensraum schaffen, den die Zombies nicht erreichten. Sie hatte sich selbst schon imaginär im hohen Norden, irgendwo am Polarkreis gesehen, dort, wo die Zeds langsam und selten waren, aber die Fischvorkommen reich.
»Was denkst du?«, fragte Alex und riss Birte aus den Gedankenbildern.
»Na ja ...«, antwortete sie zögerlich, »... weißt du, früher war ich nichts, niemand. Aber nun ist auf einmal alles anders. Ich bin diejenige, auf die es ankommt, die alles ändern kann. So oft habe ich weinend in die Decken gehüllt in Rendsburg im alten Stellwerk gelegen und mir gewünscht, ich könnte das alles beenden, während draußen die Monster herumgeschlichen sind. Immer wieder habe ich nachts die bestialischen Schreie von Männern, Frauen und Kindern gehört, die von den Zombies aufgefressen wurden. Jede Nacht, bis endlich Stille war. Mir tat es immer so leid um die Kinder, die haben niemandem etwas getan, und wurden doch so grausam bestraft. Ich habe immer und immer wieder gebetet, gefleht und geheult. Und wie es aussieht, wurden meine Gebete letztlich wohl erhört. Es ist meine DNA, die der Welt Erlösung von diesem untoten Übel bringen wird. Das macht mich echt fertig, weißt du.«
Alex schwieg einen Moment. Dann meinte er:
»Als ich vor einer Woche mit den Jungs nach Rendsburg rein fuhr, da war das für mich ein Routineeinsatz. Einsatz in einem Krieg, den wir verlieren mussten. Dann hast du mir geholfen und meine Welt schlagartig verändert. Ich habe mich in dich verliebt. Und es gab auf einmal wieder einen Grund, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Als wir dann hier ankamen und sich die Sache mit dem T93-Gen herausstellte, da war für mich klar, dass es Vorsehung war, die mich zu dir geführt hatte. Manche Dinge folgen einem bestimmten morphogenetischen Muster, sie fügen sich einfach in das große Ganze. So wie wir beide. Wir haben beide unseren Platz eingenommen. Und nun tun wir das, wofür wir hier sind.«
»Meinst du, Gott hat uns hier zusammengeführt?«
»Vielleicht hat Gott einen Plan, ich weiß es nicht. Vielleicht ist er auch nur ein kosmisches Spielkind. Aber eines weiß ich. Wir beide sind hier und zusammen, weil wir es so wollen. Liebe und Wille sind die Kräfte, die uns an unseren Platz geführt haben. Und nun müssen wir das tun, was wir
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