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Taberna Libraria

Taberna Libraria

Titel: Taberna Libraria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Dageroth
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Obergeschoss befindet sich ein Fenster zu einer Kammer, in der sich ein zugehängter Spiegel befindet."
    Silvana dachte an die Sammlung seltsamer, ausgestopfter Tiere, die ebenfalls unter den Tüchern lauerten, und die sie möglichst schnell im Internet versteigert haben wollte. "Die Kammer neben dem Gäste-Schlafzimmer."
    "Die Feuertreppe führt dicht daran vorbei. Auch wenn die untersten Sprossen abgebrochen sind, kann man mit einem Sprung doch heranreichen. Das Fenster selbst lässt sich ohne große Mühen von außen öffnen. Aber nur bei diesem einen Fenster. Die anderen sind sehr sorgfältig zu verschließen. Keine Sorge, Miss Livenbrook, von dort könnte niemand in das Haus gelangen."
    Silvana machte sich insgeheim einen Vermerk, das Fenster kontrollieren und, wenn nötig, reparieren zu lassen - nicht dass noch mehr unangemeldete Besucher einfach so hereinschneiten. "Kommen Sie hier aus dem Ort?"
    Auf die Frage schien der Fremde etwas zu zögern, sodass sie einen raschen Blick über die Schulter warf. Yazeem starrte hinaus zu den wogenden Thuja-Büschen, deren immergrüne Blätter das Abendrot in goldorangene Farbspiele tauchte. "Ich komme ursprünglich von sehr weit her. Aber es hält mich nun auch schon seit vielen Jahren hier in Woodmoore." Er schenkte ihr wieder sein mildes Lächeln. "Es ist manchmal sogar recht angenehm hier, wenn man mit den Leuten umzugehen weiß. Jeder hat seine kleinen Eigenarten. Diesen Punkt sollten Sie beide bei Ihrer Arbeit hier stets im Auge behalten. Sie werden auf einige, sehr spezielle Kundschaft treffen."
    So wie er das Wort
speziell
betonte, wurde Silvana das Gefühl nicht los, dass er es nicht in seiner eigentlichen Bedeutung gebraucht hatte. Sie fragte sich unwillkürlich, was wohl
speziell
nach Yazeems Definition umfasste.
    Dennoch zuckte sie die Schultern. "Wir haben in unserer Zeit im Buchhandel schon so einige Kunden erlebt, die wahrhaftig mehr als speziell waren." Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem alten Mr. Fothergill, der ausschließlich gelbe Bücher kaufte, weil das laut seiner Aussage seiner Wohnung eine so schön freundliche Atmosphäre verlieh. Oder zu Mrs. Sumners spezieller Vorliebe, den Buchhändlern immer neue Aufgaben zu stellen, um deren Gedächtnis herauszufordern ("Vor einem Monat lag da vorne auf der Ecke ein Titel mit weißem Einband in dem es um zwei Frauen ging"), Ratespiele zu spielen ("Können Sie mir sagen, welcher Autor zu Beginn des letzten Jahres auf Platz zwei der Bestsellerliste stand - ich wollte gerne sein neues Buch lesen") oder die Angestellten einfach nur mit naiven Fragen auf die Palme zu treiben ("Gibt es ein Buch zum Kinofilm 'Der Herr der Ringe'?"). Und dann hatte es da noch Mrs. Kinkaid gegeben, die immer wieder kam und stets nach einem einzigen Buch suchte - und jedes Mal behauptete sie steif und fest, dass das Wort
Wüste
im Titel vorkäme. Es hatte Corrie Wochen gekostet, bis sie endlich dahinter gekommen war, dass das Buch, welches die alte Dame suchte,
Wind, Sand und Sterne
hieß … Zugegeben, ihre Assoziation war nicht ganz abwegig gewesen, aber dennoch ... Das Gedächtnis oder die Angaben manch eines Kunden konnten einen schon mal an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen … Und viel schlimmer konnte es in Woodmoore auch nicht sein.
    Yazeem schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich weiß was Sie denken, Miss Livenbrook. Aber nichts hier wird vergleichbar sein mit dem, was Sie bisher erlebt haben. Glauben Sie mir einfach. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich lebe in dieser Welt nun schon lange genug."
    Silvana, die den Lichtschalter betätigte, wollte gerade zu der Frage ansetzen, welche Welt genau Yazeem damit meinte, als mit einem raschelnden Poltern die Tür zur Küche aufgestoßen wurde. Mit zwei Papiertüten beladen, stolperte Corrie herein. "Bin wieder da!", rief sie überflüssigerweise.
    Mit einem kurzen Stirnrunzeln betrachtete sie den fremden Mann im Ledermantel, der entspannt zurückgelehnt am Tisch saß und ihr bedächtig zunickte. "Besuch?"
    Neben Silvana begann der Teekessel leise zu pfeifen. "Du auch einen, Corrie?"
    "Tee?" Corrie wuchtete die Tüten auf den Tisch. "Gerne, wenn noch was von dem Rotbusch da ist." Sie begann ihre Einkäufe auszuräumen und richtete ihren Blick wieder auf den dunkelhaarigen Fremden. "Und Sie sind?"
    "Yazeem Al Rahman." Er neigte erneut den Kopf, diesmal etwas tiefer. "Ich stand im Dienst Ihres Vorgängers hier."
    "Nette Augenfarbe." Corrie wandte unbeeindruckt ihre Aufmerksamkeit

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