Taberna Libraria
befunden hatten, waren von einer Zimmerecke bis in die andere verstreut. Ihre Orchidee und die Aloe, die auf den Fensterbänken zum Hof hin gestanden hatten, waren nur noch für den Kompost zu gebrauchen und zwei der fünf Kissen auf ihrem Bett taugten ebenfalls gerade noch für den Müll. Vielleicht konnte sie auch noch Putzlappen aus den Bezügen schneiden …
Es dauerte weit über eine Stunde, bis Corrie alles wieder einigermaßen eingeräumt und geordnet hatte. Zu guter Letzt fand sie unter dem Sofa sogar noch ihre unversehrte Kristallvase wieder, ebenso die Kunstrose, die darin gesteckt hatte. Als sie die Vase jedoch zurück auf den Tisch stellen wollte, vernahm sie das Quietschen der Ladentür und trat ans offene Fenster, um hinauszuschauen. Auf dem Gehweg sah sie Yazeem in Begleitung eines weiteren Mannes und eines riesigen Hundes. Die beiden Männer sprachen miteinander, jedoch so leise, dass Corrie keine genauen Worte ausmachen konnte. Sie vermutete, dass es sich bei dem Mann um den Magier handelte, den Yazeem bei Cryas erwähnt hatte, und musterte ihn kurz. Seine Erscheinung war jedoch eher durchschnittlich. Normale Statur, blonde kurze Haare, ein sanftes, aber unauffälliges Gesicht und gewöhnliche Kleidung - Jeans und eine gefütterte, cognacfarbene Lederjacke.
Was sie viel mehr faszinierte, war der Hund an seiner Seite. Sie hatte sich immer einen Irischen Wolfshund vorgestellt, wenn sie 'Der Hund von Baskerville' gelesen hatte, doch diese Dogge dort unten wäre sicherlich die Idealbesetzung gewesen. Ihr Fell schimmerte im Licht der Laterne und aus den Schaufenstern bleifarben, die Augen in ihrem riesigen Kopf leuchteten tiefgelb. Auf den Hinterbeinen stehend, hätte sie ihren Herrn spielend überragt. Ein glitzernder Kristallanhänger baumelte von ihrem Halsband und als sie den Kopf wandte, um die Straße hinab zu blicken, sah Corrie, dass ein feines, goldenes Leuchten aus der Kugel drang und die Lefzen der Dogge erhellte. Im selben Moment stieß sie ein tiefes Bellen aus, das klang, als wäre es aus der Kanalisation nach oben zur Straße gedrungen. Trabend setzte sie sich in Bewegung, ohne auf ihren Herrn zu achten.
Yazeem wurde noch eine hastige Umarmung zuteil, dann beeilte sich der Magier, seinem Hund zu folgen und verschwand kurz darauf aus Corries Sichtfeld.
Der Werwolf sah den beiden noch einen Moment hinterher, dann streckte er sich ausgiebig und ging zurück in den Laden. Quietschend fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Was für ein seltsames Gespann, dachte Corrie, während sie das Fenster wieder hinter sich schloss und die Gardine vorzog. Ein prüfender Blick durch den Raum zeigte ihr, dass alles wieder so hergerichtet war, wie sie es ursprünglich eingeräumt hatte. Die Scherben der Übertöpfe waren beseitigt, die Kissen wieder ordentlich auf dem Sofa drapiert, die Bücher zurück im Regal, ebenso die Brettspiele. "Fertig", stellte sie zufrieden fest. "Dann schauen wir doch mal, wie weit der Rest ist."
Doch gerade, als sie die Tür zur Empore öffnen wollte, wurde sie von der anderen Seite aus aufgeschoben. Silvana steckte ihren Kopf herein. "Und? Wie steht die Schlacht?"
"Zu meinen Gunsten, würde ich behaupten." Corrie warf noch einmal einen Blick über die Schulter. "Und selbst?"
"Die Biester haben ganz schönen Dreck und Scherben hinterlassen. Die Hälfte meiner Gewächshäuser ist in die Tonne gewandert, samt meiner Setzlinge - und ich brauche dringend neue Bettwäsche. Da sind ein paar unschöne Risse drin."
"Besser da, als in der Matratze. Das wäre teurer geworden."
"Und sonst?"
"Der Magier ist grad wieder gegangen. Wenigstens denke ich, dass er das war."
"Und? Wie sah er aus?"
"Unspektakulär."
Silvana zog eine Schnute. "Schade."
"Aber sein Hund sah einmalig aus. Eine riesige Deutsche Dogge mit kupierten Ohren und einem leuchtenden Kristall am Halsband."
"Die hätte ich ja zu gerne gesehen."
"Die kommen bestimmt nochmal wieder."
"Hoffentlich." Silvana nickte in Richtung Laden. "Yazeem wartet unten. Ich glaube, er will noch etwas loswerden."
"Dann sollten wir wohl besser zu ihm gehen."
Gemeinsam stiegen sie die knarrende Treppe hinunter in den Verkaufsraum, wo der Werwolf an der Theke lehnte und gedankenvoll die halbvollen Bücherregale betrachtete. "Konntet ihr alles wieder zu eurer Zufriedenheit ordnen?", fragte er, ohne sich umzudrehen, als die beiden Freundinnen näher kamen.
"So einigermaßen", erwiderte Corrie. "Die Feuerwölfe haben ganz ordentlich
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