Tablettenfee
der Mitte des Saals und blickte zu Leitner, drohend die Faust in die Luft gestreckt. Augenblicklich starrten ihn alle an. Die ersten Köpfe begannen zu tuscheln, aber nur kurz, dann waren wieder alle Blicke auf ihm. Noch standen die beiden gut zehn Meter entfernt.
»Du verdammtes, dummes Arschloch! Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Ich weiß nicht, was hier abgeht, aber das lasse ich mir nicht länger gefallen..«
»Weikert! Sind Sie verückt? Haben Sie getrunken? Wer hat den Mann überhaupt hier reingelassen?«
Udo ging kerzengerade auf ihn zu. Auch Leitner, gar nicht feige, steuerte genauso strikt auf Udo zu. Doch es kam zu keinem Showdown in der Mitte des Raumes. Unzählige Hände fuhren dazwischen und hielten die beiden auseinander.
»Ha! Wer mich hier reingelassen hat? Wer hat dich überhaupt in diese Firma gelassen? Wer hat überhaupt erlaubt, dass du Atemluft verschwendest? «
Leitner wurde rot im Gesicht. »Sie sind ja verrückt! Weikert! Verlassen Sie sofort diesen Saal oder ich rufe die Polizei!«
»Die Polizei? Ha! Bitte gerne – nur zu!«
Bianca zog vorsichtig am Revers von Hannes Leitner.
»Schatzi, bitte komm. Lass den Proleten doch.«
»Ich ein Prolet? Deine Tussi hat doch genauso einen an der Waffel!«
»Weikert, ich schwöre Ihnen ...«
»Was schwören Sie mir?« Mit einem Ruck riss Udo seine rechte Hand frei und wuchtete diese so schnell es nur möglich war in Leitners Richtung. Ahhh! Herrlich. Ein befreiendes Gefühl überkam ihn, als seine Knöchel beim Aufprall auf Leitners Nase schmerzten und er das Blut aus selbiger spritzen sah.
Leitner explodierte in dem Moment vor Hass und versuchte den Treffer zu erwidern, doch die unzähligen Hände, die die beiden auseinander- hielten, hatten den Fehler von eben bemerkt und sofort korrigiert. Noch fester wurden beide in aufrechter Körperhaltung fixiert, so dass nur mehr die Köpfe frei bewegbar waren.
»Weikert! Verdammter Idiot. Das werden Sie mir büßen!«
Dicke, große Blutstropfen färbten sein weißes Hemd in kürzester Zeit im Brustbereich hellrot.
»Weikert! Wenn ich endgültig mit Ihnen fertig bin, werden nicht einmal mehr räudige Straßenköter mit Ihnen zu tun haben wollen.«
Er machte ein komisches, tiefes Geräusch aus dem Hals und spuckte in Udos Richtung. Nun geriet Udo in echten Zorn.
»Verdammt, nehmt eure Hände weg! Ich will …«
»Was wollen Sie?« Laut hallte die Stimme in seine Richtung.
So, jetzt war der Spaß vorbei. Die letzten Worte kamen nämlich nicht mehr von Leitner, sondern vom alten Schlürpmann. Verdammt, mit dem hätte er rechnen müssen. Hatte er aber nicht. Jetzt würde das Ganze noch spaßiger werden. Vermutlich würde sein Auftritt hier ein jähes Ende finden. Dennoch dachte er, dass sein Auftritt von eben Leitners Blut genug in Wallung gebracht hatte. Öffentliche Demütigung war vermutlich nicht ganz so sein Ding. Hehe. Schnell noch eins draufsetzen ...
»Was ich will, fragen Sie? Ich will dem Leitner sein dummes Maul stopfen!« Die Leute lachten. Nur Leitner nicht. Erneut versuchte er in seine Richtung zu stürmen, doch immer noch hielten die anderen Gäste ihn zurück.
»Was sind Sie eigentlich für ein dummer Arsch?«
›PLOCK!‹
Eine Handtasche traf ihn am Kopf. Hä? Er dreht den Kopf in die Richtung, aus der die Attacke kam. Eine scharfe Braut Schwarz in Schwarz mit zwei Plüschdingern auf den Schultern ... Was zum Teufel …? Für eine Millisekunde kam es ihm vor, dass sie gegrinst hatte.
Sie trat einen Schritt zwischen die zwei Kontrahenten und neuerlich flog die Handtasche in seine Richtung.
»Verschwinden Sie. Solche Leute wie Sie braucht hier sicher niemand!« Okay, das Ding war voll im Gange. Er bemerkte den Blick von Hannes Leitner, wie dieser schadenfroh das Einschreiten seiner Herzensdame beobachtete. Ob sich da nicht jemand zu früh freute?
»Fräulein, ich gehe mal davon aus, dass Sie keine Ahnung haben, wen Sie hier verteidigen! Gehen Sie zur Seite, ich bin noch lange nicht fertig mit diesem Scheißkerl!«
›PLOCK! PLOCK!‹
Wieder hämmerte die Tasche auf seinen Kopf.
»Gar nichts werden Sie! Verschwinden Sie!« Der zweite Satz klang schon ziemlich hysterisch gekreischt, sie spielte ihre Rolle gut. Gerade als er versuchte, was er als Nächstes versuchen konnte, um Leitner in Rage zu versetzen, schien der alte Schlürpmann sich gefasst zu haben. Eben noch hatte er das restliche Geschehen wortlos mit- verfolgt, nun aber erhob auch er wieder seine
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