Tablettenfee
gut …, hatte ich ja eh auch schon vor«, sagte Udo und machte sich nun endgültig an die Arbeit. Snif zuckte mit den Achseln und verließ das Büro. War wohl auch ihm zu viel.
Udo trank den letzten Schluck, dann stellte er seine ›Stromberg‹-Kaffetasse neben die Kaffeemaschine zurück. Stromberg war diese anarchische Büroserie im Fernsehen und Udo war ein totaler Fan davon. Das war dann wohl auch der Grund, warum ihm Snif auch schon vor langer Zeit diese Tasse geschenkt hatte.
›Zu viel Kompetenz macht unsympathisch‹ stand da in weißen Lettern auf der schwarzen Tasse. Wie recht Bernd Stromberg doch hatte.
4 Apfelhandy und Rennzitrone
Als Udo am Abend heimkam, wurde er von Schnibbi begleitet. Schnibbi war vorbeigekommen, um Udo seine neueste Errungenschaft zu präsentieren. Eine neue Errungenschaft der Technik – dank der Kaufkraft von Mama. Sein neuestes Spielzeug von Apple. Ein iPhone. Während beide über die Stiege gingen und lapidares Zeug tratschten, ließ Schnibbi sein Spielzeug keine Sekunde aus den Augen. Bei jedem Schritt die Treppe hoch huschten seine Finger übers Display und sein Handy machte mit Permanenz Geräusche wie eine Armee von Zwergen, die ihre Fingernägel abbissen.
›KLICK! KLICK! KLICK!‹
Jede Stufe, jeder Schritt wurde von diesem Soundtrack untermalt.
»Alter, das Ding ist voll geil. Weißt wie lange ich das haben wollte …«, jauchzte Schnibbi, während sein Kopf dabei kein einziges Mal nicht auf das Display des Obst-Telefons gerichtet war.
»Ja. Ich weiß. Wie gut, dass deine Mama dir das Ding nun gekauft hat«, kam prompt Udos Antwort und den sarkastischen Unterton musste man dabei gar nicht erst suchen.
»Jo. Genau. Voll geil. Die Mama ist echt super …«, gluckste Schnibbi. Allem Anschein nach hatte er Udos Wink mit dem Zaunpfahl nicht ganz so deuten können. Udo sperrte die Tür auf und verstaute seine Sachen im Vorzimmer. Genauer gesagt, legte er sie neben den anderen Haufen von Taschen, T-Shirts und Jeans. Dann bückte er sich nach der Zeitung. Heute Morgen hatte er es dann doch nicht mehr geschafft diese mit reinzuholen. Nun tat er es. Sprich er warf sie elegant auf den einen Haufen Zeitungen, der da auf der Kommode auf bessere Tage zu warten schien. Bevor er die Tür von innen wieder verschloss, ergriff er Schnibbi am Unterarm und zog diesen langsam in die Wohnung. Schnibbi leistete keinen Widerstand. Warum auch?
Er wollte ja in Udos Wohnung. Er hatte es nur in der letzten Minute nicht geschafft, seinen Blick von dem schwarzen Kultding zu nehmen.
›KLICK! KLICK! KLICK!‹
An anderen Tagen wäre er selbst schon reingegangen. Dank Udos Führung – es sah aus, als wenn einer alten Frau über die Straße geholfen würde – war er nun in Udos Vorraum. Er trat sich wechselweise mit den Füßen seine Schuhe vom Fuß und ging in Richtung Udos Wohnzimmercouch, den Blick fortwährend am Handy. Für die zehn Schritte, für die er im Normalfall nur wenige Sekunden gebraucht hätte, benötigte er diesmal knapp fünf Minuten. Dank der Ablenkung durch das technische Wunderding in seiner Hand, das all seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Locker hätte er diese Schritte auch im Fahrtwind einer Weinbergschnecke tun können.
Udo setzte sich neben ihn. »Und? Was kann das Zeugs …?«
Als hätte er auf diese Frage gewartet, starrte Schnibbi ihn an:
»Zeugs? Schau mal Alter, das Ding is soooo genial. Das kann Fotos machen.«
»Nicht wahr. Und was macht dann ein Fotoapparat?«
Schnibbi stieg nicht darauf ein.
»Schau – und Videos!«
»Ich sag nur Videokamera«, ätzte Udo.
»Ich kann chatten, twittern, facebooken. Ich ...«
»Du kannst was?«, fragte Udo und fiel Schnibbi damit ins Wort.
Da war ja wirklich was Neues dabei.
Schnibbi seufzte und klatschte sich mit der Hand auf die Stirn.
»Alter! Du bist so ur-retro. Du bist auf dem Stand meiner Oma.«
Udo blickte ihn grimmig an. Schnibbi gluckste. Dabei deutete er entschuldigend mit der Hand in Richtung Türe und ergänzte:
»Oh, entschuldige Oma!«
Dann ergänzte er in Udos Richtung: »Hab ihr eben unrecht getan. Meine Oma hat sogar ‘nen Blog und ist derzeit auch Follower bei mir bei Twitter. Um ehrlich zu sein – mein einziger.«
Freudestrahlend und stolz fuhr er fort: »Weil ich es ihr eingerichtet habe.«
Udo spürte, wie Wut in ihm aufzusteigen begann. Grimmig blickte er Schnibbi an. »Ich schwör dir Schnibbi, wenn ich nicht immer noch Kopfschmerzen hätte, würde ich dir jetzt eine hauen … Sprich
Weitere Kostenlose Bücher