Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter K. Kubicza
Vom Netzwerk:
Und dann war da noch das Gefühl, dass er alle Chancen der Welt hatte, sein Leben zum Positiven zu verändern.
    Aber irgendwie kam er nicht aus seiner Haut – aus seiner ihm angestammten Rolle – raus. Das musste einen ja emotional ein wenig ratlos machen.
    Sein Blick schweifte durch den Raum. Er stand auf, ging zum Fenster und blickte nach draußen, um sich ein klein wenig abzulenken.
    Der Höhe nach zu urteilen, war er im siebenten oder achten Stock untergebracht. Genau! Bianca hatte ihn ja beim Herkommen, genauer gesagt beim Herschieben, in einen Fahrstuhl gebracht. Unten sah er Menschen, die emsig von links nach rechts und von oben nach unten liefen. Patienten, Besucher, Ärzte, Pfleger und sonstiges Krankenhauspersonal. Irgendwie beruhigte ihn der Anblick aus der Vogelperspektive. Man muss nur den Überblick bewahren. Es wirkte wie ein geschäftiger Ameisenhaufen. Eine Weile noch betrachtete er das Treiben und Wuseln unter ihm, bis er innerlich wieder ein bisschen zur Ruhe gefunden hatte. Ein weiterer Ankerpunkt, der ihm im Moment Halt gab, war sein neues Telefon. Damit konnte er dank modernster Technik auch von hier drinnen Kontakt mit draußen halten. Er trabte wieder retour zum Bett, setzte sich und startete die Abfrage seiner Mail- und Facebook-Konten.
    Oha! Auch Snif hatte ihn auf Facebook gefunden. Snif hatte eine Anfrage gestellt, ob Udo ihn tatsächlich kannte. Er sollte ihn als Freund bestätigen. Klar bestätigte Udo, dass Snif sein Freund war. Er freute sich darüber, dass sich Snif gemeldet hatte. Sein einziger Freund und Kollege in der kalten, mittlerweile unfreundlichen Welt von Schlürpmanns Sprudelwater. Naja, da waren noch die Arbeiter der Schicht, mit denen er sich auch sehr gut verstand; doch über seine Probleme und dergleichen konnte er mit denen nicht reden. Nur mit Snif … Da konnte man sich wirklich mit Recht fragen, warum er sich immer noch so für diese Firma einsetzte und kämpfte, wenn man ihm doch immer nur mit Undank begegnete. Aber die Antwort war fast zu simpel: Er konnte einfach nicht anders. Das war eben seine Natur.
    Udo war froh, dass er damals in der ersten Nacht, in der er sein Handy fast zum Glühen gebracht hatte, auch Snif über dessen Mail-Adresse bei Schlürpmann informiert hatte, dass er nun auch fixer Bestandteil des Web 2.0 war. Besorgt hatte sich Snif nun via Facebook auch erkundigt, ob es Udo wohl so einigermaßen gut ging und wann er wieder zum Dienst kommen würde. Der Unterschied zwischen der Frage von Snif und der von Leitner war klar auszumachen, auch wenn es prinzipiell dieselbe Frage war. Und auch Schnibbi hatte sich nach dem Stand der Dinge erkundigt – allerdings auf seine Art und Weise: ›Spenderhirn endlich eingetroffen und implantiert?‹ Udo überlegte kurz, ob er Schnibbi wieder sperren sollte.
    Er entschloss sich dagegen und stellte einen kurzen Bericht der bisherigen Vorkommnisse ins Web. Relativ detailliert berichtete er seinen beiden Freunden was bisher geschehen war und wie er Bianca getroffen hatte. Die Vorkommnisse von eben und den ›Gruß zum Morgen‹ ließ er unerwähnt. Ein Gentleman schweigt und genießt!
    Während er noch ein paar weitere Ergänzungen hinzufügte, trudelte schon die erste Nachfrage von Schnibbi ein. Er forderte Bilder von Bianca an. »Aha. Sonst alles roger bei dir?«, war die lapidare Antwort, mit der Udo Schnibbis Wunsch kommentierte und er ergänzte noch: »Du hast sie eh schon mal 3,4 Nanosekunden^^ gesehen und außerdem – keinen Stress – wird schon noch.«
    Die Tür ging auf und Schwester Klothilde stand in der Tür. Sie hatte keinen Scherz gemacht. Zumindest nicht was den Namen anging, denn dieser war nun auf einem Schildchen am Revers zu lesen. Praktisch, dachte Udo. Praktisch, dass fast überall die Leute heutzutage diese Schilder tragen. Ohne diese Schilder hätte er ja auch bis dato den Namen von Yvonne nicht gekannt. Vermutlich war das Namensschild auch zuvor schon da angebracht gewesen. Allerdings war er am Morgen noch so sehr mit dem Betrachten ihrer eingeengten Leistengegend beschäftigt gewesen, dass er zu dem Zeitpunkt das Namensschildchen gänzlich übersehen hatte.
    Wortlos kam sie auf ihn zu. Ihr Gesichtsausdruck schien irgendwie ein bisschen mürrisch zu wirken. Sie stellte eine Nierenschale aus Pappe auf den Nachttisch. In der Schale lagen ein elektronisches Fieberthermometer und eine Armbanduhr.
    »Wie kann ich dienen?«
    »Indem du verlierst. Weil wir spielen jetzt Strip-Poker, die anderen

Weitere Kostenlose Bücher