Tablettenfee
Mädels kommen gleich.« Udo blickte ungläubig in Richtung Tür. Klothildes Blick schlug von mürrisch auf mitleidig um.
»Quatsch du Dummkopf! Arme hoch – ich komm zum Fieber- und Pulsmessen.« Udo war seine Frage peinlich. Nun bemühte er sich, alles wieder zu glätten. ›Kooperativ sein‹, schoss es ihm in den Kopf.
»Womit fangen wir an?«, war seine Frage, während er bereits beide Arme in der Höhe hatte.
»Mit Pulsmessen. Du lässt die Arme in der Höhe und ich spring hoch wie ein Karnickel, um den Puls zu messen.« Grimmig blickte sie ihn an, knallte ihm das Fieberthermometer unter die Achsel und presste den Arm nach unten.
Den anderen Arm nahm Udo dann lieber selbst runter. Mann, hatte er sich eben zum Affen gemacht. Aber er hatte schon in der Früh gemerkt, dass mit Klothilde nicht gut Kirschen essen war. Bei ihr wäre es sicher angebracht nicht allzu dumme Fragen zu stellen.
›Unauffällig bleiben, Weikert! Unauffällig bleiben! Eine von der Sorte muss dich nicht am Kieker haben.‹
Die übliche Prozedur war abgeschlossen. Udo hatte den Mut wiedergefunden, mit der Schwester zu kommunizieren. Andererseits war es sicher kein Fehler gewesen, in den vergangenen zwei Minuten einfach mal den Mund gehalten zu haben. Er erkundigte sich bei ihr, wie sie die Situation ob seines Gesundheitszustandes einschätzen würde und ob sie der Meinung wäre, dass er bald wieder raus könne.
»Also meiner Meinung nach geht es Ihnen schon wieder sehr gut.
Puls ist in Ordnung und Temperatur passt auch. Ich vermute, Sie können morgen sicher heim.«
Sie schien wegen der Frage ein wenig geschmeichelt zu sein. Die meisten anderen Patienten schienen wohl eher mit dem Doktor sprechen zu wollen. Also pinselte Udo ihr noch ein paar Lobeshymnen und Dankesarien auf den Bauch.
Und siehe da – das gerade noch so garstige Untier wurde handzahm. Dann noch ein wenig Smalltalk nachschieben, um die Bindung zwischen Jäger und soeben gezähmtem Wildtier noch ein wenig zu verstärken. Als die dicke Klothilde sich auf den Weg zum nächsten Patienten machte, tätschelte sie ihm zuvor noch kurz die Wangen. »Das wird schon, mein Süßer. Immerhin war‘s kein Genickbruch. Morgen kommst du wieder raus – dann kannst du wieder zu deinem Engel nach Hause. Du hast da doch wohl hoffentlich jemanden, der auf dich wartet?«
Ah. Gut so. Klothilde schien von der ›Sache‹ zwischen ihm und Bianca noch nichts bemerkt zu haben. Udo stieg also auf die Frage ein und versuchte den Fleischberg von Krankenschwester auf eine falsche Fährte zu locken: »Ja, selbstverständlich. Lieb von Ihnen. Danke der Nachfrage.«
»Ach Süßer. Du darfst mich ruhig auch duzen. Ich duz´ dich ja schon den ganzen Tag. Nenn mich ruhig Tilda.«
»Okay Tilda. Ja, ich freu mich echt schon wieder darauf bei meinem Schatz zu Hause zu sein.«
»Das glaub ich gerne, Süßer. Und? Warum kommt sie nicht her?«
Uuuups. Darauf war Udo nicht vorbereitet.
»Äh … Weil … tja, wissen Sie … äh du …«
Ihre Augen traten fragend hervor.
»Das ist wegen unserem Hund.«
»Wegen dem Hund?« Die Frage klang misstrauisch.
»Ja. Weil den darf man ja nicht mit rein nehmen – oder?«
»Das ist richtig. Aber wie wär es mit Zuhauselassen?«
»Nein.« Udo wurde hektisch. »Das geht gar nicht.«
»Gar nicht.« Er wiederholte sich, um nochmal kurz ein paar Sekunden zum Nachdenken zu erhalten. Eine plausible Antwort musste her.
Da fiel ihm die Hündin vom Nachbarn ein, die nach einer Operation scheinschwanger geworden war und tatsächlich seitdem emotionale Probleme zu haben schien. Verdammt, er wusste nicht mehr genau, was das für eine Operation gewesen war und für Hunde hatte er sich ohnehin noch nie interessiert, aber da musste er nun durch. Improvisieren – wer sagt denn, dass Tilda mehr von Hunden verstand als er?
»… weil es ist genau genommen eine Hündin. Und wir haben die kastrieren lassen müssen, und unmittelbar danach war die Arme komplett fertig. Nun ist unsere Ayka gänzlich durch den Wind. Die Hormone spielen verrückt. Würden wir sie im Moment alleine lassen, würde die uns wohl die gesamte Wohnung auseinandernehmen.« Ja, das war gut. Udo war in Fahrt und wunderte sich darüber, wie gut er lügen konnte. Es lief wie geschmiert, daher ergänzte und erweiterte er seine Ausführungen.
»Und deswegen wollten wir eigentlich abwechselnd zu Hause bleiben und auf Akira achten. Die Arme kann einem echt leidtun.«
»Sagtest du nicht eben, dass die Hündin
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