Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter K. Kubicza
Vom Netzwerk:
Richtung Küche.
    Bianca kramte irgendwas beim Kühlschrank rum und kam mit einer Eierschachtel zurück!
    »Höhö – Management by Eierschachtel«, kommentierte Udo die Ausführung seiner Idee. »Und welches Auto nehmen wir?«
    Bianca und Udo blickten Schnibbi wortlos, aber bestimmt an.
    »Hehe. Nein. Sicher nicht!«
    »Hey, ich hab kein Auto!« Udo klang ein wenig vorwurfsvoll.
    »Oder soll ich mit dem Fahrrad drüberfahren?«
    Aus Biancas Stimme konnte man schon wieder die nächste Heulwelle anrollen hören. Schnibbi schien keine guten Karten zu haben.
    »Das könnt ihr nicht von mir verlangen!«
    Er blickte in die verweinten Augen Biancas und in die fordernden von Udo. Beide sagten kein einziges Wort.
    »Scheiße … Da komm ich wohl nicht raus.«
    »Das war deine Idee!« Udo klopfte dem Freund ermutigend auf die Schulter.
    »Ja. Super Idee.«
    Als die drei mit Eduard über die Stiege nach unten gingen, sagte keiner der drei auch nur ein Wort. Das Gefühl, ein Leben zu beenden,
    war kein gutes. Auch wenn es nur eine Maus war.
    Erst vor Schnibbis Auto kam der erste Satz.
    »Also? Wer fährt?« Schnibbi schwenkte den Schlüssel in die Runde.
    Aber keiner griff zu. Er wiederholte seine Frage.
    Wieder keine Reaktion. Blick zu Bianca.
    »Hey, mich brauchst gar nicht anzugucken. Mir fällt das so schon schwer genug. Ich fahr sicher nicht drüber!«
    Blick zu Udo, der die gelbe Eierschachtel mit dem Delinquenten in der Hand trug.
    »Falsch!!! Erstens lässt du mich sonst auch nie fahren – warum sollte ich also heute, und ich hab jetzt schon die ganze Zeit den Kleinen getragen, also werde ich ihn auch weiterhin tragen.«
    Scheiße. Irgendwie bereute Schnibbi seinen Vorschlag.
    Er startete den Wagen. Bianca stand in der Nähe der Hausmauer, sie beobachtete die Szene aus weiter Ferne.
    »Und nun?«
    Schnibbi rief aus dem runtergelassenen Fenster nach hinten zu Udo.
    »Fahr in die Mitte vom Parkplatz! Dann bleib stehen. Ich leg die Schachtel dann drunter. Wenn du dann drüberfahren sollst, geb ich dir ein Zeichen.«
    Schnibbi verzog den Mund nach unten. Er hatte keine Wahl. Langsam fuhr er den Wagen in die Mitte des Platzes. Udo näherte sich mit langsamen Schritten. Fast schon feierlich langsam. Mit der gleichen Geschwindigkeit beugte er sich neben dem Wagen nach unten. Er war aus Schnibbis Gesichtfeld verschwunden. Dieser wollte aber nicht zur Seite und nach oben rutschen um wenigstens Udos Rücken zu sehen. Er konzentrierte sich auf seinen ausgestreckten Fuß, der mit ganzer Kraft auf das Bremspedal trat und damit das einzige Ding war, das zwischen Leben und Tod der kleinen Maus lag.
    Udo erschien wieder. Seine Hände waren leer. Die gelbe Eierschachtel schien also am Boden in Position gebracht. Udo trat zwei Schritte nach hinten und streckte die linke Hand nach vor. Er drehte den Daumen nach unten. Das war wohl das Signal, von dem er gesprochen hatte. Es fröstelte Schnibbi ein wenig.
    Sein Fuß lockerte sich und zog sich vom Bremspedal zurück. Aber das war nichts. Der Wagen rollte kein Stückchen, der Platz schien perfekt eben zu sein.
    Udo blickte ihn an. Er bewegte die ausgestreckte Hand mit dem Daumen, der immer noch nach unten zeigte, ein paar Mal auf und ab. Vermutlich dachte er, dass Schnibbi das Signal nicht verstanden hatte. Doch, hatte er. Aber der Henker musste aktiver werden. Nur den Fuß von der Bremse zu lockern war nicht genug als Sterbehilfe.
    Er startete den Motor. Der Fuß, der eben noch auf der Bremse stand, bewegte sich in Richtung Gaspedal. Er tippte es an und der Motor begann zu gurgeln. Nun nahm er auch den anderen Fuß von der Kupplung. Der Wagen rollte an. Zentimeter für Zentimeter. Er blickte zu Udo. Dieser hatte sein Gesicht zur Seite gedreht. Bianca sowieso.
    Ob er schon vollständig drüber war? Irgendwie hatte es sich komisch angefühlt. Er zog die Handbremse und legte den Leerlauf ein.
    Als er seitlich neben den Wagen trat, sah er, dass die Eierschachtel schon hinter dem Reifen lag. Flach wie eine Flunder.
    Bianca und Udo kamen näher.
    »Bist du fertig?«
    »Sieht so aus.« Schnibbi deutete auf die platte Schachtel am Boden.
    »Ob sie sicher tot ist?« Bianca war skeptisch.
    »Naja, bei einem Zentimeter Gesamthöhe tippe ich auf TODSICHER!«
    Udo klatschte Schnibbi mit dem Handballen gegen die Schulter.
    »Auuu! Mann, seid ihr empfindlich!«
    Udo bückte sich und hob die Schachtel auf. Ja, die Maus war tot. Mausetot. Was sonst war wohl die rötliche Färbung, die nun an immer mehr

Weitere Kostenlose Bücher