Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
Vom Netzwerk:
er spurlos verschwunden.«
    »Ist Kristin denn nicht oben auf der Alm?«
    »Eben.«
    »Aber dann… ach so… Sie meinen… Verdammt!«
    »Ich habe vor, zu ihr zu fahren. Mir ein Wasserflugzeug zu chartern. Dachte, Sie hätten vielleicht Lust mitzukommen. Die Rechnung können wir uns dann hinterher teilen.«
    »Absolut. Lassen Sie mich das nur kurz mit meinem Chef abklären.«
    »Abklären? Das würde ich nicht tun. Hinterher die Absolution erteilt zu kriegen, ist sicher leichter, als vorher grünes Licht einzuholen! Das ist wirklich eine gute Story!«
    Roffern nickte abwesend. »Eine gute Story«, wiederholte er.

6 Uhr 05
    Leif Bryn schlenderte leichten Schrittes zur Sechser. Die Geräusche, die er machte, wurden von dem Tosen der Stromschnelle übertönt. Er schlich durch das Dickicht hinter der Hütte bis unmittelbar an die Wand mit der Lüftungsklappe. Mit klopfendem Herzen schaute er ins Innere.
    Im ersten Moment war er enttäuscht. Sie schliefen noch. Der Mann mit nacktem Oberkörper, die Frau mit Slip und Hemd und den Händen über den Kopf gestreckt. Komische Haltung zum Schlafen, dachte er. Dann entdeckte er, dass sie gefesselt war.
    Der elektrische Stoß, der ihm in den Unterleib fuhr, ließ ihn nach Luft schnappen. Darüber hatte er schon mal was in einer Pornozeitschrift gelesen. Ungewöhnlich.
    Hatten sie es in der Nacht getrieben, nachdem er gegangen war? Oder hatten sie Pläne für den Vormittag?
    Er sah sich die Frau noch einmal genauer an. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor. Aber er wusste nicht, woher. Wahnsinnig sexy, jedenfalls. Das Gesicht kannte er. Definitiv.

6 Uhr 20
    Steril. Kalt und steril.
    Vang stand mitten im Wohnzimmer. Sie hatten ihn zu Hause angerufen. Das Klingeln des Telefons hatte ihn geweckt. Herdis! , war sein erster Gedanke gewesen, als er den Hörer abnahm.
    Aber es war nicht Herdis.
    Er war sicher, dass sich jemand einen üblen Scherz mit ihm erlaubte, als er dem Wortschwall des diensthabenden Wachtmeisters lauschte.
    … Frøydis Vik… in einem Haus gefunden… Gefängniszelle im Keller… in Rødtvet in Groruddalen… moderne Videoausrüstung … Gunnar Borg und Oscar Lund… Aquarius… nicht Rune Strøm … ein Auto ist unterwegs, um Sie abzuholen …
    Die Worte waren noch nicht ganz bis zu seinem Gehirn durchgedrungen.
    Ein Einsatzwagen hatte ihn vor dem Wohnblock abgeholt und ihn über den Trondheimsveien zur Trabantenstadt Rødtvet gefahren. Allmählich begann er zu begreifen.
    Dann hatte er also die ganze Zeit über recht gehabt. Rune Strøm war nicht Aquarius. Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht.
    Aber das gute Gefühl wollte sich nicht einstellen.
    Der Schlaf ließ sich nicht abschütteln, die Müdigkeit lag wie Watte um seinen Kopf.
    Das Haus unterschied sich komplett von dem Rune Strøms. Strøms Haus hatte trotz allem bewohnt gewirkt. Unordentlich, aber bewohnt. Hier war alles aufgeräumt. Steril. Wie auf einem Bild in einem zwanzig Jahre alten Möbelkatalog. Ein ausländisches Filmmagazin war akkurat an die Kanten der Tischdecke angelegt. Die Flaschen mit Spülmittel, Speiseöl und Blumendünger standen aufgereiht auf dem blitzeblanken Spültisch. Als er die Kühlschranktür öffnete, rechnete er fast damit, einen abgeschnittenen Kopf vorzufinden, aber es standen nur die üblichen Dinge darin: Milch, Aufschnitt, Ketchup, Gemüse. Nicht zufällig hineingeschoben wie bei ihm, sondern ordentlich einsortiert.
    Aus irgendeinem Grund wirkte das unheimlich auf ihn.
    Das Haus roch sauber. Ich hab die Wohnung seit Herdis’ Auszug nicht mehr geputzt, dachte er. Noch nicht einmal Staub gesaugt.
    Er folgte dem Kriminaltechniker in die obere Etage und blieb lange in dem Videoraum stehen. Bildschirme, Kabel, alle möglichen Geräte. Das Spielzimmer eines modernen Magikers.

7 Uhr 00
    Wie immer wird er langsam wach.
    Liegt eine Weile mit geschlossenen Augen da. Lauscht. Das Mädchen atmet gleichmäßig.
    Er blinzelt. Es ist hell im Zimmer; durch die Vorhänge fällt ein grünliches, milchiges Licht.
    Er dreht sich auf die Seite und sieht das Mädchen an. Sie liegt mit dem Kopf auf dem linken Oberarm. Ihr Mund ist leicht geöffnet. Ein Speichelfaden zieht sich über ihr Kinn. Ihr Hemd ist hochgerutscht. Er stützt sich auf den Ellenbogen und starrt auf ihren beigen Slip, der vorn eine Art Spitzenmuster hat. Durch den Stoff sind die Konturen ihres Schamhaars zu erahnen. Das Hemd spannt über ihren Brüsten, zwischen Hemdkante und Slipsaum ist ein schmaler Streifen

Weitere Kostenlose Bücher