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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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nach unten. In der anderen hielt er die Waffe.
    Er sah durch den Türspalt.
    Leer.
    Das Doppelbett war gemacht. Die Tagesdecke straff über die Bettdecke gezogen. Auf dem Nachtschränkchen lag neben einem auf den Kopf gedrehten Glas eine Bibel.
    »Der Keller«, flüsterte Oscar.
    Sie schlichen die Treppe wieder runter und weiter in den Keller. Ein Gang mit Verschlägen auf jeder Seite. Oscar knipste die Taschenlampe an. Hinter den Türen auf der rechten Seite standen Ski, Koffer und Kleider.
    Eine der Türen auf der linken Seite war mit vier Yale-Schlössern gesichert. Die andere stand offen. Sie blickten hinein.
    Die Kammer war klein, kaum größer als ein Kleiderschrank. Sie sahen einen Barhocker. Eine Videokamera auf einem Stativ. Ein längliches Fenster.
    Sie blickten sich wortlos an und betraten die Kammer.
    Es war Gunnar, der als Erster durch das Fenster blickte.

5 Uhr 28
    Die Landschaft rund um den Jøkulfoss veränderte in der Dämmerung ihren Charakter. Das diesige Morgenlicht verwischte die verwunschenen Konturen. An wolkenlosen Tagen bildete sich immer ein Regenbogen in der Gischt vor dem Wasserfall. Oben im Dorf starteten die ersten Autos.
    Leif Bryn war ein Frühaufsteher.
    Er hatte es noch nie geschafft, bis mittags im Bett zu bleiben. Er wachte früh auf und liebte die stillen Morgenstunden, wenn er im Haus herumfuhrwerkte, Radio hörte oder Frühstücksfernsehen sah und seinen Kaffee trank. Schon mehrmals hatte er dabei am Waldrand Elche erblickt.
    Er stand mit der Kaffeetasse in der Hand da und lehnte die Stirn ans Fenster. Draußen war kein Mensch zu sehen. Die Blockhütten und Wohnwagen lagen im Dunkeln.
    Er spürte ein süßes Ziehen im Unterleib, als er sich an das Pärchen erinnerte, das die Hütte Nummer sechs gemietet hatte. Sie würden sicher bald aufwachen.
    Er schnallte sich immer den Werkzeuggürtel um, wenn er runter zur Sechser ging, um zu spannen. Damit er notfalls behaupten konnte, er wolle etwas reparieren, falls er auf frischer Tat ertappt wurde. Wobei das noch nie passiert war. Er war vorsichtig.

5 Uhr 32
    Überall waren Sirenen zu hören.
    Neugierige, verschlafene Nachbarn beobachteten durch ihre Gardinen den Strom der Polizeiwagen und Krankenwagen, die sich auf der schmalen Villenstraße stauten.
    Gunnar hatte die Redaktion informiert, nachdem er den Notruf der Polizei gewählt hatte. Triumphierend registrierte er, dass der Reportagewagen vom Dagbladet als Erster auf der Bildfläche erschien. Aber der Triumph war nur von kurzer Dauer: Fünfzehn Minuten später waren sie alle da.
    Während die Polizisten den Tatort durchsuchten, versuchte Gunnar, Kristin zu erreichen. Er saß auf dem Rücksitz von Oscars Auto und probierte, sie mit dem Handy anzurufen, das er von der Zeitungsredaktion bekommen hatte. Er verabscheute diese winzigen, unpraktischen Geräte.
    Obwohl er pausenlos ihre Handy-Nummer wählte, bekam er keinen Kontakt. Diese verfluchte neumodische Technik!
    Zwei mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten rannten mit schusssicheren Westen an ihm vorbei. Immer mit der Ruhe, Jungs, dachte Gunnar, er ist doch gar nicht da.
    Über die Auskunft erfuhr er die Telefonnummer von Kristins Bruder. Es klingelte gut zwanzigmal, ehe er es aufgab. Als er die Polizeidienststelle in Juvdal anrief, wurde ihm von einem Anrufbeantworter die Handy-Nummer des diensthabenden Beamten genannt. Gunnar wählte. Eine verschlafene Stimme antwortete. Gunnar stellte sich vor und erklärte langsam und mit Nachdruck, dass Kristin Bye oben auf der Alm war und möglicherweise in Lebensgefahr schwebte. Der Polizist schien ihn nicht ernst zu nehmen. Oder er verstand nicht, worum es ging. Gunnar befürchtete schon, der Mann könne das Gespräch für einen Traum halten, als der Beamte versprach, sich darum zu kümmern.
    An einer der Polizeiabsperrungen entdeckte Gunnar den Hippiefotografen von Kanal 24 – wie hatte Kristin ihn noch genannt? -, Roffern! Er stieg aus dem Auto und tippte dem Kameramann auf die Schulter. Roffern drehte sich verärgert um, doch als er Gunnar erkannte, hellte sich sein Gesicht auf.
    »He, hab schon gehört, dass wir Ihnen das zu verdanken haben!«, sagte Roffern. »Super! Das ist eine Story!«
    Gunnar trat mit der Schuhspitze in den Boden. Die Anerkennung eines jüngeren Kollegen tat ihm gut.
    »Haben sie ihn geschnappt?«, fragte Roffern.
    Gunnar zog ihn ein Stück zur Seite. »Er war nicht zu Hause. Ich mache mir Sorgen um Kristin. Der Kerl war gestern noch hier, aber jetzt ist

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