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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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behaupten, Linda Gabrielsens Mörder und Aquarius entlarvt zu haben. Was Sie da vorbereiten, ist ein Justizmord. Und von mir erwarten Sie, dass ich aufgrund dieser vagen Erkenntnisse ohne auch nur eine Spur von Beweisen eine Einsatztruppe mobilisiere und mitten in der Nacht in ein Haus eindringe. Tut mir leid. So arbeitet die Polizei nicht. Ich kann Ihnen aber Folgendes versprechen: Morgen werde ich einen der Ermittler bitten, Ihrem Hinweis einmal nachzugehen. Denn mehr ist es nicht. Ein Hinweis. Wie hundert andere. Nur dass es Ihrem Hinweis erspart bleiben wird, unter einem Stapel anderer Hinweise zu verschwinden.«
    Er stand auf, schwankte kurz und stützte sich dann mit der Faust auf der Tischplatte ab. »Meine Herren, es war ein langer Tag. Wenn Sie mich entschuldigen würden…«
    Er ging aus dem Zimmer. Gunnar starrte Oscar Lund an.
    »Er hat mir nicht geglaubt!«, sagte er. »Da serviere ich ihm Aquarius auf dem Silbertablett, und er glaubt mir nicht!«
    Oscar Lund verschränkte die Arme vor der Brust. »Das hat er nicht gesagt, Gunnar. Er hat bloß gesagt, dass er aufgrund einer so löchrigen Grundlage nicht schon heute Nacht aktiv werden will. Und er hat vollkommen recht, weißt du. Viel ist das nicht, was du in der Hand hast. Ich hätte es genauso gemacht wie er!«
    »Mein Gott…«
    »Sie haben einen Verdächtigen in Untersuchungshaft. Und Vang ist erschöpft. Er hat in der letzten Zeit jeden Tag fünfzehn bis zwanzig Stunden gearbeitet. Die Art Polizeiaktion, die du dir vorstellst, verlangt einen gewaltigen Polizeiapparat. Da müssen viele Register gezogen werden. Es ist bald vier Uhr nachts, Gunnar.«
    »Der Mörder wohnt in diesem Haus, Oscar!«
    Er nickte nachdenklich.
    »Und da sollen wir uns zurücklehnen und ein paar Tage warten? Während er diese Frøydis womöglich noch immer gefangen hält, Kristin in Gefahr ist und ein Unschuldiger im Gefängnis sitzt? Nur um Vang die Zeit zu geben, das alles bestätigt zu bekommen?«
    Oscar Lund holte tief Luft. »Du weißt das, Gunnar, offiziell bin ich hier nicht mehr angestellt.«
    »Ja und?«
    »Was hältst du davon, wenn wir zwei Alten mal auf eigene Faust einen Blick riskieren?«

4 Uhr 55
    Es begann gerade zu dämmern, als Oscar Lund die Haustür mit einem Dietrich öffnete. Das Werkzeug hatte er sich von einem jungen Beamten der Kripo ausgeborgt.
    Sie hatten mehrmals angerufen. Zuletzt aus Oscars Auto, als sie bereits unten auf der Straße standen. Beim letzten Mal hatte Oscar es fünfzigmal klingeln lassen, ehe er aufgelegt hatte.
    Dann hatten sie an der Tür geklingelt, lange. »Entweder ist er nicht zu Hause«, flüsterte Oscar, »oder er steht hinter der Tür und wartet schon auf uns.«
    Gunnar musste sich zusammennehmen, als er antwortete: »In unserem Alter sind wir ja praktisch ohnehin schon tot.«
    Oscar brauchte weniger als eine Minute, um die Tür zu öffnen. Wie im Film zog er eine Pistole und drückte die Tür auf.
    Niemand.
    Sie schlichen hinein, schlossen die Tür lautlos hinter sich und lauschten.
    Gunnar war wie gelähmt vor Angst.
    Es klirrte laut, als Oscar den Satz Dietriche in die Tasche fallen ließ.
    Das ist doch nicht wahr, dachte Gunnar, das kann doch alles nicht wahr sein!
    Hinter dem winzigen Entree gelangten sie in einen Flur. Linker Hand führte eine schmale Treppe nach oben in den ersten Stock und eine weitere hinunter in den Keller. Rechterhand war eine Tür mit Herzchen. Geradeaus lagen das Wohnzimmer und die Küche. Sie schlichen sich ins Wohnzimmer. Gunnar war beeindruckt über die Bücherwände. Er fühlte sich fast wie zu Hause. Doch dann bemerkte er, dass es keine Bücher, sondern Videofilme waren, die in den Regalen standen.
    Der Wohnzimmertisch war abgeräumt. Es sah aus, als wäre gerade die Putzfrau da gewesen.
    Die Küche war wie geleckt, leer.
    Oscar deutete nach oben.
    Stufe für Stufe schlichen sie die Treppe hoch, in der Hoffnung, sich nicht durch ein Knarren zu verraten.
    Drei Türen.
    Oscar öffnete vorsichtig die erste. Ein altes Kinderzimmer, von einem Jungen, erstarrt in der Zeit, seit Jahren nicht genutzt. Von der Decke hingen Modellflugzeuge an Angelschnüren. Vor der Wand stand ein Spielkran, auf dem Schreibtisch ein Mikroskop.
    Eine andere Tür führte in ein kleineres Zimmer voller Fernsehbildschirme. Dazwischen waren ein Mischpult und ein Computer aufgebaut.
    Sie sahen einander an. Nickten.
    Dann lag hinter der letzten Tür das Schlafzimmer.
    Oscar drückte die Klinke vorsichtig mit der linken Hand

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