Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
Vom Netzwerk:
und gespaltenes Verhältnis zu seinem Glauben hat.« Vang unterdrückte ein Lächeln. »Und wir müssen damit rechnen, dass er einfach versucht, uns an der Nase herumzuführen. Dass die Bibelzitate nur ein Bluff sind.«
    Vang schob die Papiere zwischen den Händen zu einem Stapel zusammen. »Also – haben Sie noch Fragen?«
    Der Saal explodierte.
    Alle schrien durcheinander. Innerhalb einer Minute war das Chaos perfekt. Der Pressesprecher trommelte mit dem Holzhammer auf die Tischplatte, musste sich aber erheben, um die Versammlung endlich zur Ruhe zu bringen.
    »Wir machen es wie in der Schule«, rief er. »Heben Sie die Hand, wenn Sie Fragen haben. Ich versuche, die Reihenfolge einzuhalten. Aftenposten zuerst!«
    Die beiden Journalisten der Zeitung stritten ein paar Sekunden darüber, wer die Frage stellen durfte, bevor der eine, ein langhaariger Mann mit Jeansjacke und Cowboystiefeln, sich erhob. »Geht die Polizei davon aus, dass der Mann weitere Morde begeht?«
    »Schwer zu sagen. Das ist nur eine Vermutung, aber wir befürchten, er wird die Tat wiederholen.«
    »Wieso befürchten Sie das?«
    »Aufgrund des Persönlichkeitsprofils des Täters. Möglicherweise ist sein Bedürfnis an Aufmerksamkeit befriedigt. Aber vielleicht ist er angestachelt, den…« Um ein Haar hätte Vang »Erfolg« gesagt, besann sich aber noch rechtzeitig. »…das Verbrechen zu wiederholen.«
    »Jetzt VG , bitte!«
    Der VG -Reporter trug Blazer und Schlips und sah aus, als käme er direkt von einem Treffen der Freimaurerloge. »Hat er vorher schon gemordet?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Aber Sie haben die Möglichkeit in Betracht gezogen und nachgeprüft?«
    »Natürlich. Wir sind routinemäßig alle unaufgeklärten Mordfälle bis in die Siebziger durchgegangen, um nach möglichen Verbindungen zu suchen.«
    »Und?«
    »Wir verfolgen verschiedene Spuren.«
    »Welche?«
    »Das möchte ich vorläufig nicht kommentieren. Aber einige Punkte konnten für diesen Fall bereits abgehakt werden. – Dagbladet !«
    Gunnar Borg erhob sich. Die Art, wie er die Stirn in Falten legte, ließ an einen Staranwalt in einem amerikanischen Gerichtssaal denken. Kristin versteckte ein Lächeln hinter der vorgehaltenen Hand. Gunnar hatte ihr verraten, dass er es liebte, seine Fragen in eine gute Dramaturgie zu verpacken, um ihnen mehr Gewicht zu geben.
    »Was ich mich frage: Wird er wieder töten, um noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen?«
    »Gute Frage. Und noch einmal: Wir wissen es nicht! Die treibende Kraft kann durchaus die öffentliche Aufmerksamkeit sein. Aber falls Sie mit der Frage darauf hinauswollen, dass über solche Morde nicht berichtet werden darf, ist das eine grobe Vereinfachung. Wenn die Bekanntmachung die Triebkraft des Täters ist, wird er seine Mittel so lange verschärfen, bis wieder über ihn berichtet wird.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Das nächste Mal tötet er vielleicht mehrere Menschen auf einmal. Sprengt einen Bus in die Luft. Egal, was, Hauptsache, es ist schrecklich genug, dass die Medien nicht umhinkönnen, darüber zu berichten.«
    »Kanal 24!«, sagte der Informationschef.
    Es wurde still.
    Die Fernsehkameras schwenkten in Kristins Richtung, als sie sich erhob. Die Scheinwerfer blendeten sie. Sie räusperte sich und stellte ihre Frage so leise, dass niemand sie verstand.
    »Würden Sie das bitte wiederholen?«, sagte Vang.
    Kristin hob die Stimme.
    »Wird er aufhören zu töten, wenn er keine öffentliche Aufmerksamkeit mehr bekommt?«
    Vang sah ihr direkt in die Augen. Er sah aus, als würde er gerne sagen, was er in diesem Augenblick dachte (»Das wissen Sie doch sicher besser als wir«), aber stattdessen sagte er: »Das wissen wir nicht.«
    Der Pressesprecher wimmelte Kristins Versuch ab, eine Anschlussfrage zu stellen. »Als Nächstes ist – Vårt Land dran!«
    Der Journalist von Vårt Land war ein untersetzter, vollbärtiger Mann aus Kvinesdal. Als er plötzlich das Wort hatte, blätterte er hektisch in seinen Notizen, ehe ihm die Frage wieder einfiel. »Welche Bedeutung misst die Polizei der Tatsache bei, dass der Mörder alttestamentarische Zitate verwendet?« Als der Journalist sah, dass Vang die Frage nicht verstand, fügte er hinzu: »Na ja, im Gegensatz zu neutestamentarischen Zitaten?«
    Von mehreren Seiten waren Lacher zu hören. Vang antwortete ernst: »Diese Problemstellung haben wir noch nicht ausgewertet.«
    »Könnten die Bibelzitate ein Versuch sein, die Polizei auf eine falsche Fährte zu

Weitere Kostenlose Bücher