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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Angehörigen des Mädchens oder denen zu reden, die einen Hinweis zu dem Fall hatten.
     
    Mariannes Mutter meldete sich eine halbe Minute nach dem Einblenden der Telefonnummern.
    Sie war hysterisch. Der Polizist hörte ihr einige Sekunden zu, verdrehte die Augen und gab das Gespräch an den Krisenpsychiater weiter. Der brauchte mehrere Minuten, sie einigermaßen zu beruhigen. Unterdessen klingelten die anderen beiden Telefone: Mariannes Schwester, die in Tromsø studierte, eine Freundin aus Dokka, der eine oder andere Spaßvogel, der schnell auflegte, als klar wurde, dass die Anrufe zurückverfolgt werden konnten. Während der Psychiater beruhigend auf Mariannes Mutter einredete, nahm die Polizei Kontakt zum Wachtmeister des Ortes auf und bat ihn, in Begleitung eines Arztes zu den Eltern zu fahren. Im Laufe des Abends würden einige Ermittler dort eintreffen.

3
    Alle – nicht nur Kristin und die Polizisten, die in dem Fall ermittelten – fühlten die gleiche Hoffnungslosigkeit, als Mariannes Leiche gefunden wurde.
    Sie wurde auf dem Boden einer Plastikjolle entdeckt, die zwischen Nesodden und dem Hafenbecken von Oslo trieb. Sie war nackt. Wie sich zeigte, hatten bereits mehrere Leute sie gesehen, ohne Alarm zu schlagen. Sie hatten geglaubt, sie sonnte sich. Der Schiffer der Nesoddenfähre benachrichtigte die Polizei, nachdem er zweimal an ihr vorbeigefahren war und es nicht länger hinnehmen wollte, dass sie sich derart entblößt seinen Passagieren präsentierte.

Hexagramm
    Der Gerichtsmediziner entdeckte erst bei der Obduktion das Hexagramm, das in ihre rechte Handfläche geritzt war.
    Eine Serie mit Farbfotos von der Hand der Leiche wurde mit dem Polizeimotorrad in Runar Vangs Büro gefahren. Vang schlug die gelbe Mappe auf, nahm die Fotografien heraus und starrte auf die Nahaufnahmen eines sechszackigen Sterns: ein aufrechtes und ein auf den Kopf gestelltes Dreieck, die übereinandergeschoben waren.
    Wie auf Anitas Brust.
    Diesmal mit einer Sieben in der Mitte.
    Was war die Botschaft?, fragte er sich. Was versucht Aquarius uns zu erzählen?
    Psychologische Studien aus den USA wiesen nach, dass die wenigsten Taten unmotiviert oder spontan sind, wenn jemand immer wieder mordet. Die einen schneiden ihren Opfern Organe heraus. Andere trennen ihre Köpfe ab. Einige missbrauchen die Leichen sexuell. Alles ließe sich aus der krankhaften Logik des Mörders erklären. Aber Vang war nicht in der Lage, die Symbolik des Davidsterns zu deuten. Oder die Zahlen. Es sei denn, er nummerierte seine Opfer. Aber das hieße, dass er bereits vorher viermal gemordet hätte. Undenkbar.
    Er schob die Fotos zusammen und legte sie zurück in die Mappe. Das war eine Aufgabe für die drei Psychologen, die mit der Aquarius-Kommission zusammenarbeiteten. Sie würden hoffentlich eine Botschaft finden.
    Ein paar Stunden später bekam er den vorläufigen Obduktionsbericht.
    Marianne war ertrunken. Oder ertränkt worden. In ihren Lungen waren Süßwasser und Spuren von Seife. Luft in den Lungenbläschen. Schaum in Luftröhre, Nase und Mund. Die Schnittwunde an ihrer Hand war ihr nach Eintreten des Todes etwa vierundzwanzig Stunden vor dem Auffinden der Leiche zugefügt worden. Es gab keine Hinweise auf sexuellen Missbrauch.
    Wieso missbrauchte er sie nicht?, dachte Vang. Er verfolgt sie, entführt sie, kettet sie an der Wand fest und hält sie auf der Matratze gefangen, er filmt sie. Es geht um Macht, Dominanz, darum zu beherrschen. Trotzdem vergewaltigt er sie nicht. Selbst, wenn sie tot sind, lässt er sie in Frieden. Viele Mörder sind nekrophil. Sie haben Angst vor Frauen. Haben Angst, ausgelacht oder abgewiesen zu werden. Sie fürchten sich davor, was die Frauen von ihnen denken. Die Angst macht sie impotent. Erst, wenn die Frau tot ist, wagen sie es, ihre Sexualität auszuleben. Aber Aquarius tat nichts dergleichen. Was also trieb ihn an?
    Vermutlich lag das Video über den Mord bereits in einem Briefkasten irgendwo in Oslo. Zivile Fahnder hatten drei Tage lang die am stärksten frequentierten Briefkästen in den Stadtteilen, in denen die letzten Briefe aufgegeben worden waren, mit Videokameras überwacht. Es wurden verdeckte Aufnahmen von jedem gemacht, der einen Brief in den Kasten steckte. Der Inhalt dieser Kästen wurde in einen gesonderten Raum im Postamt gebracht, wo ein Angestellter der Post und ein Polizist alle Umschläge kontrollierten, auf der Jagd nach einem, der an Kanal 24 adressiert war. Wenn sich in einem der

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