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Taenzer der Nacht

Taenzer der Nacht

Titel: Taenzer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Holleran
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und die Tatsache, daß die Leute allmählich mit einem entschuldigenden Witzchen die Bänke ver ließen, um irgendeinem Typen zu folgen, der gerade durch das Tor hereingeschlüpft war. Das plötzliche Auf tauchen eines Trios, das wir noch nie gesehen hatten, brachte jeden außer mir dazu, von der Bank zu rutschen und den Neuankömmlingen nachzugehen. Malone und ich schwiegen lange Zeit, beobachteten die Aktivitäten um uns herum, hörten auf das gele gent liche Heulen einer Sirene in der Second Avenue. Etwas fast Friedevolles ging von dem Park aus: der in Flutlicht gebadete Kirchturm, die im bernsteinfarbenen Licht der Straßenlampen wie in Messing getauchten Laub haufen, der von Blumenbeeten umgebene Spring brunnen, all das hätte ebenso gut in einem kleinen Park in Baltimore oder Boston sein können. Und tat säch lich beobachteten wir aus unserer dunklen Höhle, wie ein junges Heteropaar Arm in Arm vorbeischlender te, während ihr Irischer Setter auf einem hellen Fleck zwischen zwei Bäumen im Dreck herumtobte. Sie blieben stehen, sahen zu, wie der Hund wegrannte, und dann fing der Mann an, ihn zurückzurufen. „Cher ry, Cherry!“ rief er. Seine Stimme wurde fortge tragen in der dunklen Sommernacht, freundlich, sanft und häuslich: „Cherry ... “ Und endlich stürmte der Iri sche Setter aus der Dunkelheit heran und stoppte japsend vor seinen Beinen. Der Mann befestigte die Leine an seinem Halsband, und sie spazierten zusammen wieder aus dem Park hinaus, und waren noch einen Moment im Licht der Straßenlaternen zu sehen.
    „Ach“, sagte Malone, „wie einfach muß das doch sein, wie einfach ... einfach abends hinauszugehen, nach deinem Hund zu rufen und wieder nach Hause zu gehen mit dem Arm deiner Frau in deinem. Ist dir schon einmal aufgefallen“, sagte er, ganz aufgewühlt von dieser Vision häuslichen Glücks, das so weit außer halb seiner Reichweite lag, und noch ganz geschockt von seinem Erlebnis am frühen Abend, als er in der U-Bahn plötzlich merkte, daß er weinte, als er von einem Kunden nach Hause fuhr, „daß Schwule, wenn sie unter sich sind, alles absondern bis auf Trä nen? Sie wichsen sich voll, sie pinkeln aufeinander oder scheißen, aber nie weinen sie! Das einzige Zei chen der Weichheit vergießen sie nie voreinander. Sie spritzen zusammen ab, pissen und scheißen, aber sie weinen allein! O Gott!“ sagte er, mit einem kurzen har ten Lachen. Und ich spürte, wie ihn neben mir ein Beben durchlief, als er verstummte. Ein Mann blieb vor unserer Bank stehen und hielt seine Hand auf. Malone zog eine Rolle Geldscheine aus der Tasche und gab sie ihm. Der Penner wanderte weiter, zu besoffen um zu merken, wieviel man ihm gegeben hatte. Es war das Geld, das Malone damit verdient hatte, auf seiner Rei se durch die Wohnungen dieser Stadt so viele Träume zu verkörpern. Er liebte es, das Geld genauso schnell wieder loszuwerden, wie er es verdient hatte, indem er es für Dinge ausgab, die keine Spuren hinterließen. Ich schaute auf sein Gesicht im Halbdunkel einer Laterne. Er sah aus wie ein Mann, der gerade aus der Wüste gekommen ist. Er ähnelte den Leuten, die jeden Som mer am Strand in der Sonne einschlafen und mit trocke nen, ausgedörrten Lippen wieder aufwachen, mit einer Haut, die so straff gespannt ist, daß sie ihren Augen den hohlen Blick eines Propheten gibt, der lan ge in der Wildnis gelebt hat. Es gab für ihn nirgends Schutz, und so saß er weiter in der Dunkelheit und schaute zu, wie die anderen nach etwas suchten, was ihn einst entzückt hatte und ihn jetzt krank vor Ein sam keit machte. Wir saßen immer noch da, mit einigen Leuten, die sich darüber unterhielten, wer wohl den größten Schwanz von New York habe, als Sutherland in den Park kam, nachdem er John Schaeffer nach einem Abend in der Stadt abgesetzt hatte. „Ach, du mußt es doch wissen!“ sagte einer zu Sutherland. „Hat nicht Allan Miller den größten Schwanz in New York?“
    „Das möchte ich doch annehmen“, sagte Sutherland in seiner samtenen und singenden Stimme, während er sich auf die Bank setzte, frisch wie die Gardenie in seinem Knopfloch, die er aus der Fingerschale gefischt hatte, die man ihm bei dem Dinner gereicht hatte, von dem er gerade kam. „Aber es gibt doch verschiedene Meinungen zu diesem Problem. Hat wirklich Allan Miller den größten Schwanz? Oder Martin Fox, oder Jorge Forbes? Oder Mitch Graves, der immer den Wär ter in der Herrentoilette im Grand Central damit zu verblüffen pflegte,

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