Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
Taille.
Flame hatte den Eindruck, diese Geste diente ebenso sehr seinem eigenen Trost wie dem seiner Großmutter. »Ich habe die Fotografien mitgebracht. Bei einigen handelt
es sich um Bilder, die mit Joys Kamera aufgenommen wurden, und darauf sind diverse Orte im Bayou abgebildet. Wenn ihr beide sie euch anseht, könntet ihr vielleicht dahinterkommen, wo die Fotos aufgenommen worden sind.«
»Das würde helfen?«, fragte Nonny und tätschelte Wyatts Arm.
»Aber sicher«, sagte Flame und reichte ihr den braunen Umschlag.
Gator führte Flame und Kaden in ein kleines Zimmer, das als Fernsehzimmer benutzt wurde. Nonny grenzte Besuch und Fernsehen strikt voneinander ab. Man sah nicht fern, wenn man Gesellschaft hatte. Das hätte sie Besuchern gegenüber als grobe Unhöflichkeit empfunden, und sie liebte Besuch.
Gator legte die erste DVD in das Abspielgerät und schaltete den Fernseher und den DVD-Player an. Niemand setzte sich. Kaden lehnte sich an die Wand, und Flame blieb dicht neben Gator vor dem Bildschirm stehen. Sie hatte das sichere Gefühl, falls sie recht hatte und Joys Demütigung und die an ihr begangenen Verbrechen auf der DVD festgehalten worden waren, würde sie, selbst wenn es noch so unsinnig war, vor den Bildschirm springen, um sie vor den anderen zu verdecken.
Der Amateurfilm begann mit dem Geräusch einer Tür, die geschlossen wurde. Joy Chiasson schlüpfte auf den Rücksitz des Wagens. Sie wirkte verblüfft, als sie James sah, und sie streckte tatsächlich die Hand nach dem Türgriff aus. Die Tür war verriegelt. »Ich dachte, dein Vater würde mich abholen, um mich zu seinem Freund mitzunehmen. « Ihre Stimme war klangvoll und weich.
»Ihm ist etwas dazwischengekommen«, sagte James. »Er hat mich gebeten, dich zu dem Treffen zu begleiten. Er
glaubt, du hast gute Chancen, mit einem Aufnahmevertrag in der Tasche nach Hause zu gehen.« Das Klirren von Eiswürfeln war zu hören. »Hier, trink das, es wird dich beruhigen. Ich wette, du bist nervös, wenn du an das Vorsingen denkst.«
»Ein bisschen nervös bin ich schon«, gab Joy zu. Die Kamera schwenkte auf den Rücksitz und zeigte deutlich, wie Joy das Glas mit der Flüssigkeit und den Eiswürfeln von James entgegennahm – und sie zeigte ihnen auch das hämische Lächeln auf seinem Gesicht und wie sich seine Hose wölbte.
»Dieser hinterhältige Dreckskerl«, murmelte Flame. »Ich hätte ihn töten sollen, als ich Gelegenheit dazu hatte. Nach ihren Kleidungsstücken und dem Geruch zu urteilen, müssen sie die ganze Nacht mit ihr verbracht haben und auf dem Rückweg gewesen sein.« Sie presste sich eine Hand auf den revoltierenden Magen. »Jetzt erinnere ich mich wieder daran, dass James nach Sex gerochen hat. Es war am frühen Morgen. Warum habe ich so verdammt lange gebraucht, um mich wieder an die Einzelheiten zu erinnern?«
»Verlang nicht zu viel von dir, Cher . Du hattest eine Menge Blut verloren und bist anschließend operiert worden«, redete Gator ihr gut zu.
Flame bemühte sich, die Einzelheiten objektiv zu betrachten. Die Kamera schwenkte nie auf das Fenster, sondern blieb auf den Rücksitz gerichtet. Sowie Joys Hand- und Fußgelenke gefesselt waren und sie hilflos mit gespreizten Gliedmaßen dalag, wurde James richtig gehässig; er ohrfeigte sie, demütigte sie und sagte ihr, er würde niemals in Erwägung ziehen, eine Schlampe wie sie zu heiraten.
Als die Wände des Zimmers sich in Wellen bewegten
und der Fußboden sich verschob, war Flame nicht sicher, ob sie das bewirkte oder ob es Raoul war.
»Ihr müsst beide das Zimmer verlassen«, riet ihnen Kaden mit ruhiger Stimme.
Flame wartete keine zweite Aufforderung ab. Sie stürzte hinaus, eilte durch den Flur und trat ins Freie, um die frische Luft tief einzuatmen. Sie hörte Schritte, drehte sich aber nicht um.
»Hat er sie vergewaltigt?« Die Stimme war gesenkt, doch der Tonfall war außerordentlich erschreckend. Zum ersten Mal hörte sich Wyatt genauso an wie sein Bruder.
»Wir müssen sie finden«, erwiderte Flame. »Wir müssen sie auf der Stelle finden.«
Lange Zeit herrschte Schweigen. Sie sah Wyatt nicht an und wollte ihn auch nicht stören, wenn er so offensichtlich um Selbstbeherrschung rang. Die Szene im Innern des Wagens war schlimm genug gewesen. Ihr graute bei dem Gedanken, was auf den beiden anderen DVDs aufgenommen worden sein könnte.
» Grandmère hat auf einer der Fotografien erkannt, dass sie auf einer kleinen Lichtung auf einer der winzigen Inseln
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