Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
Während seine Großmutter den Tee einschenkte, unterbreitete er den anderen die Einzelheiten.
Flame gefiel es, dass Gator nicht versuchte, etwas vor seiner Großmutter geheim zu halten. Sie hatte den ausgeprägten Verdacht, Nonny könnte ihnen helfen, wenn sie die richtigen Informationen erhielt. Sie war scharfsinnig und bestens über alles unterrichtet, was den Bayou betraf, da sie ihr ganzes Leben hier verbracht hatte. »Ich glaube, Joy ist noch am Leben und wird irgendwo festgehalten. Da sie sich jetzt Sorgen machen, ich könnte ihnen auf die Schliche kommen, könnte es gut sein, dass sie sie an einen anderen Ort bringen – oder sie sogar töten«, schloss sie.
Kurze Zeit herrschte Schweigen. Tucker lief in der Küche auf und ab. »Emanuel Parsons ist ein gewaltiger politischer Alptraum. Wenn wir gegen ihn vorgehen, brauchen wir stichhaltige Beweise, die über jeden Zweifel erhaben sind.«
»James Parsons ist ein Mitläufer«, sagte Gator. »Er ist unter gar keinen Umständen der führende Kopf. Ich vermute, jemand hat sein Bedürfnis, sich wichtig zu fühlen, ausgenutzt. Er glaubt, ihm stünden Dinge zu, die anderen nicht zustehen, und er fühlt sich ganz offensichtlich allen anderen überlegen, insbesondere Frauen. Daher dürfte es nicht besonders schwierig gewesen sein, ihn zu Handlungen
zu verleiten, die von der Norm abweichen. Sobald sie ihn erst einmal dabei gefilmt hatten, hatten sie nicht nur ihn, sondern auch seinen Vater in der Hand.«
»Emanuel hat einen guten Ruf in seiner Abteilung«, hob Kaden hervor. »Lily hat ihn gründlich überprüft, als sein Name ins Gespräch kam und wir wussten, dass eine Verbindung zu Saunders besteht.«
»Ein Grund mehr für Saunders, ihn zu kompromittieren«, sagte Gator. »Wir haben DVDs mitgebracht, die Flame in Saunders’ Safe gefunden hat.«
»In Saunders’ Safe?«, wiederholte Kaden ungläubig. »Du hast dich rein zufällig dort umgesehen?«
»So ungefähr«, sagte Flame und trank einen kleinen Schluck von ihrem kochend heißen Tee. Sie sah sich nach Gator um, der, wie zu erwarten gewesen war, breit grinste. »Mir ist nicht ganz wohl dabei, dass sich alle die DVDs ansehen. Ich habe den Verdacht, wir werden darauf sehen, wie Joy in Parsons’ Wagen vergewaltigt wird. Um ihretwillen und um ihrer Angehörigen willen halte ich es für das Beste, wenn wir die Zuschauerzahl auf ein Minimum beschränken.«
»Ich bin ganz deiner Meinung«, stimmte Nonny ihr zu. »Ich kenne Joy, seit sie ein Baby war, und sie fände es grauenhaft und demütigend, wenn sie wüsste, dass jemand solche Aufnahmen von ihr gesehen hat. Ihren Eltern ginge es auch so.«
Wyatt sprang so abrupt auf, dass sein Stuhl umfiel. »Ihr glaubt tatsächlich, diese DVDs zeigen, wie Joy vergewaltigt wird?«
Gator beugte sich vor und richtete den Stuhl mit bedächtigen Bewegungen wieder auf. »Ja, ich halte die Wahrscheinlichkeit für hoch. Noch schlimmer ist, dass sie ihr
mit ziemlich großer Sicherheit etwas in ihren Drink geschüttet haben, und daher besteht die Möglichkeit, dass sie brav mitgespielt hat, ohne zu wissen, was sie tut.« Vielleicht war es sogar besser, das Schlimmste gleich offen auszusprechen. Er hatte schon lange den Verdacht, dass Wyatt seine Gefühle für Joy verbarg. Schließlich hatte Wyatt darauf bestanden, Nonny solle Gator bitten, nach Hause zu kommen.
Nonny rang die Hände. »Vermutlich sollte ich es tun, aber ich weiß nicht, ob ich das verkrafte.«
Gator schlang sofort einen Arm um sie. »Du nicht, Grandmère . Kaden, Flame und ich werden uns ansehen, was auf den DVDs ist. Kaden sieht manchmal Dinge, die uns entgehen. Flame könnten eventuell Einzelheiten wieder einfallen, die sie gesehen hat, als James Parsons sich in dem Wagen auf sie gestürzt hat, und ich kann hoffentlich erkennen, wohin sie sie gebracht haben könnten.« Er blickte in das verbissene Gesicht seines Bruders. »Wir könnten uns in jedem einzelnen Punkt irren, Wyatt.«
Gators Hand legte sich um Flames Finger und drückte fest zu. Sie irrten sich nicht. Flame war sich dessen, was sich in dem Wagen abgespielt hatte, zu sicher. Sie erkannte das Böse, wenn sie es sah – und sie war über lange Zeit dem ausgesetzt gewesen, was ein Irrer anrichten konnte, der sich einbildete, über dem Gesetz zu stehen.
»Ich habe das Gefühl, ich sollte helfen«, sagte Nonny.
»Ich auch«, schloss sich Wyatt ihr augenblicklich an. Er stellte sich hinter seine Großmutter und schlang ihr einen Arm um die
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