Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
gehalten hat?«
Kaden schüttelte den Kopf. »Das kann ich beim besten Willen nicht sagen, aber wer auch immer es ist, sie hat große Angst vor ihm.«
»Wenn sie in der Hütte der Comeauxs ist, weshalb sollte sie dann Fotos von der Gegend haben?«
»Vielleicht wollten sie sich das Mädchen zu dem Zeitpunkt schnappen, und es ist etwas schiefgegangen«, schlug Tucker vor.
»Oder dieser kaputte Junge hat sich daran aufgegeilt, sie in die Nähe der Hütte zu bringen, weil er wusste, was ihr bevorsteht«, sagte Kaden. »Er ist total abgefuckt, und ich kann mir vorstellen, dass er es auskosten würde, ihr die Gegend zu zeigen und dabei genau zu wissen, was er demnächst mit ihr tun wird.«
Flame merkte, dass ihr schlecht wurde. Joy war mit Ungeheuern eingesperrt, die sie quälten. Inzwischen konnte ihr keine Hoffnung mehr geblieben sein, und sie fühlte sich bestimmt elend und war restlos verwirrt. »Wenn wir
Joy dort rausholen, kann sie uns sagen, wer sonst noch daran beteiligt ist. Vor mir wird sie sich weniger fürchten als vor einem von euch. Ich kann die Hütte der Comeauxs überprüfen und mich, falls sie dort ist, still und leise hineinschleichen, während ihr alle …« Sie zögerte und warf einen Blick auf Nonny. »Den Ort sichert.«
»Sie wird ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen«, warf Kaden warnend ein.
»Wir werden die Ärzte und ihre Familie verständigen, wenn wir sie rausgeholt haben«, sagte Gator. »Ich will nicht warten, bis es dunkel wird.«
»Falls Vicq Comeaux sie dort draußen bewacht, wird er sie töten und die Leiche in den Bayou werfen, wenn er euch kommen hört«, sagte Wyatt.
»Er wird uns nicht hören«, versicherte ihm Gator. »Wir wissen, was wir tun.«
»Ich komme mit.« Als er diese klare Willensbekundung vorbrachte, sah Wyatt kein bisschen weniger stur aus als Gator.
Gator schüttelte den Kopf. »Du kannst in der Nähe warten, Wyatt, aber du wärst eine zusätzliche Belastung, die wir uns nicht leisten können. Wir verstehen unser Handwerk. Ein einziger Fehler, und alles war umsonst.«
»Wie konnte so etwas hier bei uns geschehen, Raoul, und wir wussten nichts davon?«, fragte Nonny. »Glaubst du, sie haben auch diese andere arme Frau entführt?«
»Ich zweifle nicht im Geringsten daran«, sagte Gator.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Ma’am«, sagte Tucker. »Wir werden unser Bestes tun, um Anhaltspunkte dafür zu bekommen, wo wir sie finden können, falls sie noch am Leben ist.«
Gators Großmutter schien sehr aufgeregt zu sein. Sie
rang die Hände, ihr Rücken war stocksteif, und ihre Gesichtszüge waren entschlossen. Flame strich mit einer Hand über Nonnys Arm. »Wir werden sie in Sicherheit bringen, Nonny«, versicherte sie ihr sanft. »Ich habe Ihren Enkel in Aktion erlebt. Er ist sehr gut – und ich bin es ebenfalls. Wir lassen sie nicht dort zurück, und wir werden es nicht verpfuschen.«
»Sollte ich nicht vielleicht ihre Familie verständigen?«
Nonnys schmaler Körper zitterte. Flame legte einen Arm um die Frau und führte sie aus der Küche zu der bequemen Couch im Wohnzimmer. Auf dem Weg blickte sie über ihre Schulter Gator an und bildete mit den Lippen das Wort Tee . »Nein, ich glaube nicht, dass das eine allzu gute Idee wäre. Niemand darf erfahren, was wir vermuten, solange sie nicht in Sicherheit ist.« Sie hielt Nonnys Arm, bis sie sich gesetzt hatte und Gator eine Tasse Tee vor ihr abstellte. »Wir schaffen das. Ich verspreche es Ihnen, wir kriegen es hin.« Flame drückte ihr die Teetasse in die Hand. »Kommen Sie allein zurecht, bis wir wieder da sind?«
»Mir fehlt nichts, Cher . Mich erschüttert nur die Vorstellung, dass so etwas hier passieren konnte.« Sie tätschelte Flame den Arm. »Mach dir um mich keine Sorgen. Sorg du lieber dafür, dass Joy in Sicherheit gebracht wird.«
Als Flame sich aufrichtete, brannten ihr Tränen in den Augen, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Joy würde nie mehr diejenige sein, die sie vorher gewesen war. Sie würde für alle Zeiten isoliert sein, auch wenn sie irgendwann wieder lächeln und reden und mit ihren Freundinnen und Angehörigen durch die Gegend laufen würde, aber tief in ihrem Innern, dort, wo es zählte, würde sie für alle Zeiten frösteln und verängstigt und voller Zorn sein.
Flame sah Raoul an, weil sie es nicht lassen konnte. Sie wusste, dass er die Schatten und die Dämonen sehen würde und dass sie sich noch angreifbarer fühlen würde, weil sie sich auf der Suche nach Trost an
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