Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
vernünftig. Ich weiß, dass du einen klitzekleinen Grund haben könntest, dich über das Messer an deiner Kehle neulich zu ärgern, obwohl du mir mein Motorrad gestohlen hast, aber ich kann deiner Großmutter alles erklären …«
Er schüttelte den Kopf. »Sie hat ein Herzleiden. Ich will nicht, dass sie sich in irgendeiner Weise aufregt. Du hättest an die Folgen denken müssen, bevor du eine derart
krasse Lüge in Umlauf setzt. Meine Großmutter legt enormen Wert auf Familie und Tradition. Es brächte sie um, wenn ich mich vor meiner Verantwortung drücken würde, insbesondere dann, wenn es um ein Kind geht. Und du musst die Verantwortung für deine Lüge auf dich nehmen. Du hast einer älteren Frau mit einem Herzleiden etwas Schlimmes über ihren Enkelsohn erzählt. Sie will diese Angelegenheit bereinigt wissen.«
Flame stieß zischend ihren Atem aus. »Jetzt hör mir mal gut zu, du Schwachkopf. Das hast du dir selbst zuzuschreiben und nicht mir. Ich wollte lediglich mein Motorrad wiederhaben. Du hättest es mir überlassen sollen.«
Er warf einen Blick auf das Sumpfboot, das unter den Transportmitteln der Gäste des Huracan eine relative Seltenheit darstellte. »Ist das dein Gefährt?«
»Ja, und ich habe es nicht gestohlen.«
»Nein, nur das Geld, von dem du es gekauft hast.« Er nahm ihren Arm und stieß sie näher an den Rand des Bootsstegs. »Lass uns aufbrechen.«
Sie widersetzte sich, machte aber einen Schritt auf das Boot zu, nicht etwa, um ihm zu gehorchen, sondern, um seinen Berührungen auszuweichen. »Ich gehe nirgendwohin mit dir, es sei denn, du gibst mir mein Messer wieder.«
»Um Gottes willen, jetzt steig schon in das verdammte Boot.« Seine Hände gruben sich in ihre Taille, als er sie hochhob und sie in das Sumpfboot warf. »Wenn ich vorhätte, dich zu töten, Flame, dann wärst du bereits tot.«
Sie sah ihn finster an und rieb sich ihre Seiten, in die sich seine Finger gebohrt hatten. »So gut, wie du glaubst, bist du nun auch wieder nicht.«
»Oh, doch, das bin ich, und ich weiß es.« Er bedrängte sie vorsätzlich und trat so dicht an sie heran, dass er ihr
schwaches Parfum riechen konnte. Er wusste, was sie tun würde, und sie tat es – sie wich vor ihm zurück und überließ ihm damit die Kontrolle über das Sumpfboot.
Sie hielt Abstand zu ihm und ließ ihn nicht aus den Augen, als er sie in den Bayou hinausbeförderte. »Du kannst beruhigt sein, Flame. Ich kann dich nicht einfach umbringen und deine Leiche in den Bayou werfen, auch wenn ich die Vorstellung noch so verlockend fände. Meine Großmutter steht für mich an erster Stelle, und sie möchte dich morgen sehen. Ich habe ihr versprochen, dich zu ihr zu bringen.«
»Warum?«
Ihm war bewusst, dass sie ganz genau auf seine Stimme achtete. Geräusche waren ihre Welt, und sie waren auch ihr entscheidendster Verbündeter. Er konnte Schallwellen manipulieren und exakt die benötigten Klänge in seine Stimme einfließen lassen, um andere von seiner absoluten Aufrichtigkeit zu überzeugen – nur Flame könnte möglicherweise eine Ausnahme darstellen. Er war nicht sicher, wie er ihr antworten sollte, da er die Wahrheit selbst nicht kannte.
Seine Großmutter wollte sie wiedersehen. Nonny war gerissen. Wahrscheinlich hatte sie keinen Moment lang geglaubt, dass Flame schwanger war, aber es passte ihr gut in den Kram, sie alle glauben zu lassen, sie täte es. Sie verlangte von ihm, dass er Flame noch einmal nach Hause mitbrachte. Außerdem wollte sie, dass er sich endgültig festlegte und ihr versprach, »die Dinge in Ordnung zu bringen«. Er hatte keine Ahnung, was sie ausheckte, aber er respektierte ihr Urteil. Außerdem war ihm klar geworden, dass Flame ihn niemals ohne guten Grund nah an sich heranlassen würde.
»Trotz allem, was du von mir halten könntest, Cher , liebe ich meine Großmutter. Wenn sie dich besser kennenlernen will, dann bringe ich dich eben zu ihr.«
So hätte er sich nicht ausdrücken dürfen. Gator konnte es ihr augenblicklich ansehen. Ihre Augen funkelten ihn erbost an, und er sah sie aufbrausen, bevor sie das Gesicht abwandte und offensichtlich um ihre Selbstbeherrschung rang. Sie förderte seine schlechtesten Eigenschaften zutage – das Bedürfnis, andere zu dominieren, und das Verlangen, sich ihrer zu bemächtigen und sie zu beherrschen, genau die Charakterzüge, die er im Allgemeinen geheim hielt. Er war nicht der gelassene, umgängliche Mann, den er vor aller Augen darstellte, und Flame bekam
Weitere Kostenlose Bücher