Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
trommelte fester mit den Fingern auf die Tischplatte und zählte in Gedanken den Takt mit, um sich nicht in ihrer Stimme zu verlieren. Das würde Lily interessieren. Sie führte einige Verträge mit der Regierung weiter und hatte außerdem Zugang zur höchsten Sicherheitsstufe, und die Regierung würde ganz entschieden wissen wollen, was Flame mit ihrer Gabe bewirken konnte und was nicht. Es war kein Wunder, dass irgendwo auf einem Computer
Alarm ausgelöst wurde, weil man zu überwachen versuchte, wo sie sich aufhielt und mit wem sie zu tun hatte.
Was würde dann aus ihm werden? Er rieb sich die Schläfen und summte vor sich hin, um nicht in ihrer Stimme zu ertrinken. Er besaß dieselben Gaben, dieselben Fähigkeiten. Wenn das erst einmal bekannt wurde, wie sehr würde er dann zum Versuchskaninchen werden? Und wenn etwas über die früheren Experimente an ihm herauskam, wenn die Regierung – oder Lily – dahinterkam, was würden sie dann mit ihm tun? Wahrscheinlich würden sie ihn Seite an Seite mit Flame irgendwo in einen Käfig sperren.
Die letzten Töne der Musik verklangen. Ihre betörende Stimme erstarb, und die Gäste im Club begannen sich wieder zu rühren. Gläser klapperten, Stimmen erhoben sich, Füße scharrten, und auch das unvermeidliche Krachen von Erdnussschalen blieb nicht aus. Flame erhob sich anmutig und lächelte der Band zu. »Ich habe Durst, möchte einer von euch etwas trinken?«
»Oh, Baby«, rief ein Mann, »ich habe etwas zu trinken für dich.«
Flame drehte den Kopf um, und ihr Blick glitt mit gelangweilter Duldsamkeit über den Zwischenrufer. »Wie nett. Aber daraus wird nichts.« Sie wandte sich wieder der Band zu, doch Gator fiel auf, dass sie sich verteidigungsbereit hielt und, obwohl sie den Kopf abgewandt hatte, aus dem Augenwinkel beobachtete, wie es weiterging.
Gator erkannte Vicq Comeaux, der aus einer großen Familie stammte und viele Brüder und Cousins hatte, mit denen er und seine Brüder schon getrunken und gerauft hatten, seit sie etwa vierzehn Jahre alt gewesen waren.
Vicq rief eine weitere obszöne Bemerkung und stieß sich einen Weg durch die Menge, bis er direkt vor der Bühne
stand. Etwas Finsteres und Gefährliches regte sich tief in Gators Eingeweiden. Vollkommene Stille senkte sich auf ihn herab. Seine Welt verengte sich zu einem Tunnel, bis nur noch der Neuankömmling, er und der rote Schleier der Wut, die ihn antrieb, übrig waren. Der Rest der Menge verschwand. Er stand mit einer einzigen gelenkigen Bewegung auf, die ihn auf den Zwischenrufer zuschießen ließ.
»Gator …« Wyatt trat ihm in den Weg und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm. »Du willst dich nicht auf eine Schlägerei einlassen, damit ich Grandmère anschließend erklären muss, was passiert ist. Sie wird glauben, ich hätte damit angefangen.«
Gator schüttelte die Hand ab, ging um seinen Bruder herum und stieß Ians kräftige Gestalt aus dem Weg, als er auf die Band zuging. Die Menschenmenge teilte sich vor ihm, bis er direkt hinter Vicq Comeaux stand.
»Ich glaube nicht, dass du noch etwas zu meiner Frau sagen willst«, sagte er. Seine Stimme war gesenkt und nahezu sanft. »Kein weiteres Wort. Und wenn du doch noch etwas zu sagen hast, dann richtest du es an mich.«
Augenblicklich trat Stille ein. Die Musik kam ins Stocken, denn die Musiker ließen ihre Instrumente sinken, und Flame wandte sich ihm zu. Gator nahm die Bewegung kaum wahr. Seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich dem Mann in dem roten Hemd und den Cowboystiefeln.
»Er ist betrunken, Gator«, sagte Louis Comeaux hastig und sprang auf, um seinen Cousin zu verteidigen. »Vicq hat es nicht so gemeint.«
»Sie sieht zum Anbeißen aus«, sagte Vicq. Er ignorierte die Männer und trat auf das kleine hölzerne Podest, das eine Stufe erhöht war, um die Band vom Rest der ungebärdigen
Menge abzugrenzen. »Ich bin hungrig, Baby. Komm zu Daddy.« Er streckte eine Hand aus und wollte sie um Flames nacktes Bein schlingen.
Das Geräusch, mit dem Fleisch auf Fleisch traf, hallte laut durch die Stille, als Gator Vicqs Arm packte, um zu verhindern, dass er Flame berührte. Gators Hand umklammerte Vicqs Handgelenk wie ein Schraubstock und riss den Mann mit einem Ruck vom Podest und fort von der Sängerin. »Ich vermute, du hast nicht gehört, was ich gesagt habe.« Er stieß die Worte durch zusammengebissene Zähne hervor. »Wenn du so weitermachst, wirst du an die Alligatoren verfüttert. Lass meine Frau in Ruhe. Sieh sie
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