Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
den echten Raoul zu sehen, nicht denjenigen, als den er sich normalerweise ausgab. Es war nicht so, als könnte er diese Worte zurücknehmen. Außerdem meinte er sie ernst, verdammt noch mal. Er würde sie mit nach Hause bringen, auf die eine oder andere Weise.
»Für dich ist nur das Beste gut genug, stimmt’s, Flame?« Er ließ echte Bewunderung in seine Stimme einfließen. »Das ist ein hübsches Boot. Was für eine Art Motor hat es?« Ihm war alles recht, um das Thema zu wechseln, und nach ihrem Motorrad zu urteilen, kannte sich die Frau mit guten Maschinen aus und wusste sie zu schätzen.
»Einen sehr starken V8-Motor«, antwortete sie. Ihre Augen leuchteten sofort, und sie ließ ihre Hand über den Sitz gleiten. »In seichtem Wasser und an Land läuft er wie geschmiert. Schnell ist er obendrein, und er kann sogar Lasten ziehen und ist ungeheuer wendig.«
Er ergriff die Gelegenheit, das Boot schnell durch den schmalen Wasserlauf und in offeneres Gewässer zu steuern. Keiner von beiden sagte etwas, während er das Sumpfboot
auf Herz und Nieren prüfte und vorsätzlich scharf im rechten Winkel abbog, um Flame Zeit zu geben, sich in seiner Gegenwart zu entspannen. Sie war wie geschaffen für das Boot, ein echtes Naturtalent, und er war sicher, dass es sich mit ihr und dem Motorrad genauso verhielt. »Du magst Spielzeuge.«
Aus irgendwelchen Gründen, vielleicht weil er seine Stimme senkte und einen Hauch von Sinnlichkeit einfließen ließ, errötete sie und senkte den Blick. Augenblicklich wurde ihm die Spannung bewusst, die zwischen ihnen in der Luft hing. Sein Körper schmerzte immer noch, und es war ein Wunder, dass er überhaupt laufen konnte. Es war keineswegs erstaunlich, dass Vicq Comeaux Annäherungsversuche gemacht hatte. Ihn überraschte nur, dass kein Tumult ausgebrochen war.
»Worauf sollte das eigentlich alles hinauslaufen?«
»Wie bitte?« Sie neigte den Kopf mit einer Spur von Hochmut zur Seite, die Prinzessin und der Bauer.
»In dem Club heute Abend. Worauf sollte all das hinauslaufen? « Er bemühte sich, nicht wütend zu werden. Und auch nicht eifersüchtig. Worauf zum Teufel hätte er schon eifersüchtig sein können? Aber er konnte ihr nur raten, dass sie es nicht darauf abgesehen hatte, einen Mann nach Hause mitzunehmen.
»Ist das deine Angelegenheit?«
»Ich habe es zu meiner Angelegenheit gemacht, und daher wirst du jetzt so tun, als ginge es mich etwas an, und mir antworten. Machst du dir überhaupt eine Vorstellung davon, wie gefährlich das war? Was wäre gewesen, wenn diese Männer außer Rand und Band geraten wären? Es hätte ein Tumult ausbrechen können, und, offen gesagt, Cher , ich hätte es den Männern nicht verübelt.« Er strich
lässig mit einer Hand über seinen Reißverschluss, um ihr zu zeigen, was er meinte. »Ich spüre die Wirkung immer noch, und das, obwohl ich wusste, dass dein Gesang, deine Stimme , eine Waffe ist.«
Ihre Röte wurde tiefer. »So stark war es bisher noch nie. Das war deine Schuld. Du hast meine Kraft verstärkt.«
»Nein, eben nicht. Wage es nicht, mir die Schuld an dieser kleinen Vorführung deines Könnens zuzuschieben. Du hast vorsätzlich Männer angelockt, und die Wirkung war durchschlagend.«
»Ich sage es dir doch, das war nicht nur ich allein. Ich kann alle …« Sie zögerte und suchte nach dem richtigen Wort. »Ich kann alle in einen Bann schlagen. Ich kann Menschen beschwichtigen, und ich kann sie anlocken, aber so wie heute ist es bisher noch nie gewesen. Du hast meine Gabe verstärkt.«
»Ich bin niemand, der Empfindungen verstärkt«, stritt er ab.
»Woher willst du das wissen? Gibt es noch mehr von der Sorte? Andere, die dieselben Gaben besitzen wie wir? Du hast die Wachhunde vom Bellen abgehalten. Du bist ebenso wie ich in der Lage, Geräusche zu manipulieren. Du hast dich von Whitney zu einer Anomalie machen lassen, zu einem Ungeheuer, und das, obwohl du eine Familie hattest. Ein Zuhause. Menschen, die dich lieben.« Sie trat dichter vor ihn, denn es juckte sie, ihn zu ohrfeigen. Ihre Wut nahm zu, und um das Sumpfboot herum brodelte das Wasser. »All das hast du weggeworfen. Was hat er dir dafür versprochen? Geld? Macht? Was hat er dir als Gegenleistung für den Verzicht auf deine Familie gegeben, Raoul?«
Gator steuerte das Boot in die Mitte des Wasserlaufs und stellte den Motor ab. Jetzt waren nur noch die Geräusche
des Bayou zu vernehmen, das Surren von Insekten und das Plätschern von Wasser. »Sag mir, was du
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