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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Ich bekomme das Rufen nicht mehr aus meinem Kopf, ich muss immer daran denken.«
    Im weiteren Verlauf der Vernehmung bestätigt sie: »Es kamen schon häufiger Besucher zu der Clara, auch Herrenbesuche. Es war ja einmal die Rede von einem sehr gut gestellten Geliebten, aber wer das ist, weiß ich nicht. Dann kam der Täuscher immer öfter. Aber an diesem Tag habe ich niemanden gesehen, auch den Herrn Täuscher nicht. Geläutet hat es oft, öfter als an anderen Tagen. Ich hab mir noch gedacht, da droben geht es zu wie im Taubenschlag.«
    »Frau Schmidt, können Sie sich, wenn Sie an das schleifende Geräusch denken, entsinnen, ob es von einer oder mehreren Personen verursacht wurde?«, will der Richter wissen.
    »Nein, das kann ich leider nicht mehr, aber es kam direkt aus dem Zimmer über mir. Das Haus ist hellhörig. Ich konnte sogar hören, wenn die Clara die Mutter in der Nacht auf den Leibstuhl gebracht hat.«
    »Und Sie sind sicher, dass in diesem Fall etwas über den Boden gezogen wurde und nicht nur die Mutter auf den Leibstuhl gebracht wurde?«, wollte der Richter wissen.
    »Das kann ich jetzt wirklich nicht mit Gewissheit sagen. Es ist einfach schon wieder zu lange her, und ich habe es damals nicht so sehr beachtet.«
    Als nächste Zeugin erscheint die geschiedene Ehefrau des Schinder, Fräulein Schmittner.
    »Wie ich von dem Mord gehört hab, hab ich es gleich gewusst: Da hat der Luck seine Finger im Spiel.«
    »Ach, halt doch deine Goschn!«, schreit Schinder dazwischen.
    »Herr Schinder, ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie die Befragung der Zeugin nicht zu unterbrechen haben. Haben Sie mich verstanden?«
    »Jawohl, Herr Richter, aber die will mir doch nur was anhängen, die will mich doch nur reintunken!«
    »Ich wiederhole mich ungern, also sind S’ jetzt still! Frau Zeugin, fahren Sie jetzt bitte fort.«
    »Ich bin auch gleich auf die Polizei, wie ich von dem Verbrechen gehört hab, und hab genau das ausgesagt. Ich arbeite in den Zweibrücken-Lichtspielen als Platzanweiserin, und dort sind die beiden gesehen worden. An dem Abend wurde
Der blutige Dolch
gegeben.«
    »Und woher kennen Sie den Herrn Täuscher? Woher wissen Sie, dass der dabei war?«, fragt der Staatsanwalt dazwischen.
    »Der Herr Täuscher kommt doch in der Woche mindestens zwei Mal. Der ist Stammgast. Meine Kollegin hat’s mir erzählt.«
    »Hohes Gericht, mein Mandant Herr Schinder bestreitet nicht, im Kino gewesen zu sein, er gibt auch zu, bei dem einen oder anderen Filmtheaterbesuch zufällig mit Herrn Täuscher zusammengetroffen zu sein, aber daraus gleich eine Beteiligung an einem so scheußlichen Verbrechen wie Mord zu konstruieren, erscheint mir doch sehr an den Haaren herbeigezogen.«
    »Nichts ist an den Haaren herbeigezogen! In dem Film wird einem der Opfer ein Knebel in den Mund gesteckt. Genau wie bei der alten Frau Ganslmeier. So ist es in der Zeitung gestanden. Da war es für mich ganz klar, das können nur der Täuscher und der Luck gewesen sein, da kommt gar kein anderer in Frage. Und ich habe auch gleich gewusst, wie sie es gemacht haben, im Kino ist es ihnen doch ganz genau gezeigt worden. Sie haben es nur noch nachmachen müssen.«
    »Aber wirklich, Herr Vorsitzender, hier verlässt die Zeugin den Boden der Tatsachen und beginnt zu spekulieren und zu interpretieren. Ich bitte Sie, diese Äußerungen in Bezug auf meinen Mandanten Herrn Schinder mit äußerster Vorsicht zu werten, schon wegen der Tatsache, dass das Fräulein Schmittner eine geschiedene Frau Schinder ist und hier womöglich auf ihrer Seite noch Rechnungen offen sind.«
    »Muss ich mir das gefallen lassen, Herr Richter? Ich bin unschuldig geschieden! Der Schinder ist ein ganz verruchter Mensch. Ich war mit ihm kaum zwei Wochen verheiratet, da hat er bereits einen Diebstahl begangen. Ehe wir geheiratet haben, hatte er mir seine ganzen Straftaten verheimlicht, auch dass er schon mehrfach im Gefängnis war, wusste ich nicht. Alles hat er vor mir vertuscht.
    Gehurt und gemenschert hat er von Anfang an. Außer mir hat er noch eine ganze Reihe Schnallen gehabt – wie ich ihn zur Rede gestellt hab wegen der Sache und verlangt hab, dass Schluss ist damit, hat er mich geschlagen.«
    »Alles erfunden und erlogen. Die spinnt doch.« Luck Schinder schüttelt spöttisch lachend den Kopf.
    »Die Wahrheit sage ich, bei Gott, die Wahrheit! Er war auch sonst gewalttätig und grob. Nicht nur einmal hat er mich bedroht,

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