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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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dafür habe ich Zeugen. Deshalb mochte ich nicht bei ihm bleiben.«
    »Muss ich mir das von dem Weib da gefallen lassen, Herr Richter? Die lügt doch, wenn s’ das Maul aufmacht.«
    »Ich lüge nicht, der Richter kann ja deine Menscher fragen, eine davon, die Münchner Näherin, die Anna Priegl, die sitzt doch auch draußen auf der Bank!«
    »Fräulein Schmittner, fahren Sie bitte sachlich fort, und Sie, Herr Schinder, ja, das werden Sie sich anhören müssen«, belehrt ihn der Richter.
    »… und wie ich ihm dann davongelaufen bin, hat er gesagt, dass er mich umbringt, wenn er mich erwischt. Er hat mir dann auch zwei seiner Spezln vorbeigeschickt, die haben mir aufgelauert. Der Luck, der ist zu allem fähig, und alle seine Feunde sind vom gleichen Schlag. Zuletzt hatte ich Angst, mit ihm im gleichen Raum zu sein, und auch heute noch ist es mir bange, wenn ich mit ihm zusammentreffe. Das bekomme ich mein Lebtag nicht mehr aus mir heraus.«

Mittwoch, 12 . April 1922 ,
München, Lothringerstraße,
Zimmerwirtin Maria Lederer,
10 . 38  Uhr morgens
    Das Wasser im Eimer hatte sich dunkel gefärbt. Maria Lederer tauchte den Putzlappen ein, wusch ihn aus, wrang mit aller Kraft das Wasser heraus, ihre Hände waren rot und aufgeweicht. Sie wischte die Treppen in der Lothringerstraße hinunter, nur noch das Stück hier im Keller und der kleine Treppenabsatz vor der Haustür, dann war sie mit dem Stiegenhaus fertig. Immer wieder fiel ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. Sie streifte diese mit dem nassen Rücken der Hand aus der Stirn. Maria Lederer ließ den Lumpen in den Eimer zurückfallen, richtete sich auf und trocknete sich die Hände an der Schürze ab, ehe sie mit dem Putzeimer in der einen und dem Schrubber in der anderen Hand die Treppen hochstieg. Ihr Rücken schmerzte. Schwerfällig stieg sie hinauf ins Erdgeschoss.
    Vor der Haustür stand ein gutgekleideter Herr mittleren Alters und studierte das Klingelbrett. Maria Leder klemmte den Schrubber so in den Türstock, dass die Tür nicht ins Schloss fallen konnte, den Eimer stellte sie daneben.
    »Was brauchen S’? Kann ich Ihnen helfen?«
    Der Fremde sah die Lederer abschätzend an. Dann erst antwortete er:
    »Ich bin auf der Suche nach einem jungen Fräulein. Thea Schwankl.«
    »So, auf der Suche sind S’ nach dem Fräulein Schwankl. Warum denn, wenn ich fragen darf?«
    »Eine vertrauliche Angelegenheit, ich weiß nicht, ob ich Ihnen darüber Auskunft geben darf. Kennen Sie das Fräulein? Und wenn ja, wo kann ich es finden? Der Name steht nicht auf dem Klingelbrett.«
    »Das junge Fräulein ist mir bekannt, ich bin ihre Vermieterin – und wer sind Sie?«
    »Es ist wie gesagt eine halbamtliche Angelegenheit, streng vertraulich.«
    Der Fremde kam einen Schritt näher, doch die Lederer blieb stehen und schaute den Mann an.
    »Wie war Ihr Name? Ich würd doch gern ein bisserl mehr wissen, warum Sie das Fräulein Thea suchen, da könnt schließlich ein jeder daherkommen, wissen S’?«
    »Ich habe Ihnen gerade schon gesagt, die Angelegenheit ist sehr delikat, und ich möchte mit dem Fräulein unter vier Augen sprechen.«
    »Und wenn Fräulein Schwankl nicht zu Hause ist?«
    Der Fremde sah die Lederer kurz an, versuchte, an ihr vorbei ins Haus zu gelangen, doch diese stellte sich ihm in den Weg.
    »Jetzt sagen S’ mir, was Sie vom Fräulein Thea wollen, sonst lass ich Sie nicht ins Haus.«
    »In ihrer Arbeitsstelle haben sie gesagt, sie ist nicht im Büro. Also lassen Sie mich durch, oder sagen Sie mir, wo ich sie finde, es ist eine Sache von Belang.«
    »Sind S’ von der Polizei?« Die Vermieterin sah den Mann misstrauisch an. »Dann weisen S’ sich aus, sonst lass ich Sie nicht rein, und sagen tu ich auch nichts. Mit den Herren von der Polizei will ich nichts zu tun haben.«
    »Wenn Sie nichts damit zu tun haben wollen, dann sollten Sie mich jetzt erst recht reinlassen.«
    »Mein Herr, ich gestatte keine Herrenbesuche.«
    Der Fremde kam ganz nah an die Lederer heran. Sie fürchtete, er wolle sie jeden Moment packen. Hinter ihr im Stiegenhaus öffnete sich die Wohnungstür im Parterre. Der Fremde trat einen Schritt zurück.
    Maria Leder hörte, wie jemand umständlich mit dem Schlüssel an den Briefkästen herumhantierte. Sie rührte sich nicht, stand mit dem Rücken zum Stiegenhaus und schaute dem Fremden fest in die Augen.
    »Sagen Sie dem Fräulein Schwankl, es geht mir nicht um sie oder um ihren Bekannten, den Hubert Täuscher. Es geht mir um etwas, das einem

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