Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
Vom Netzwerk:
gesagt, du sollst das meine Sorge sein lassen. Ich besorg dir das Geld, und du löst die Uhr aus, und dann schaust, dass du rausfindest, wo die Ganslmeier das Zeug aufhebt. Worauf wartest dann noch?«
    Hubert Täuscher saß da und sagte kein Wort.
    »Hockst da und sagst nichts. Dann werd ich dir auf die Sprünge helfen, Bertl. Glaubst, ich mach Spaß? Schau einmal aus dem Fenster raus, siehst den da drüben mit den zweifarbigen Schuhen, der schon die ganze Zeit zu uns herschaut? Erkennst ihn wieder? Die bringen dich dazu, dass du es machst, und wenn nicht, dann machen die es früher oder später selber. Das läuft dann nicht so glimpflich und sanft ab wie bei mir. Und am Ende bleibt’s trotzdem an uns hängen, das sag ich dir. Die machen es so, dass der Verdacht auf dich und mich fällt. Du hast keine Wahl, und wenn es dumm läuft, dann bleibt auch was an deinem Gspusi, der Thea, hängen.«
    »Woher kennt der die Thea?«
    Luck grinste: »Bist schon ein g’scheiter Patsch, die wissen alles, auch dass du ab und zu mit deiner Thea in München als Herr und Frau Täuscher im Hotel absteigst. Glaubst, die fangen ein Geschäft an, ohne zu wissen, mit wem sie es zu tun haben? Die haben überall ihre Kontakte.«
    Hubert wurde innerlich ganz heiß und schwindelig, er wollte wieder aufstehen, doch Luck Schinder hielt ihn fest.
    »Ich bring dir das Geld für die Uhr, und du findest raus, wo sie den Schmuck hat.«
    Hubert riss sich los und stand auf. Luck rief ihm noch hinterher: »Um elf im Thalia. Ich zähl auf dich! Hörst?«

Mittwoch, 12 . Juli 1922 ,
Volksgericht Landshut,
dritter Verhandlungstag,
1  Uhr mittags
    Um ein Uhr wird die Verhandlung mit Anna Priegl, der Geliebten des Angeklagten Schinder, fortgeführt. Die Zeugin Priegl leistet nur einen bürgerlichen Eid. Sie gibt vor Gericht an, sie liege seit kurzem mit Schinder in einem Rechtsstreit, da der die Vaterschaft an ihrem vor wenigen Wochen geborenen Kind abstreite.
    »Dabei kommt aber nur er in Frage. Ich bin eine anständige Frau. Das Heiraten hat er mir versprochen, und jetzt will er nichts mehr davon wissen.«
    »Fräulein Priegl, können Sie uns sagen, wie es damals war, als die beiden Angeklagten zu Ihnen in die Wohnung gekommen sind?«
    »Der Schinder und der andere Herr sind am 31 . März zu mir gekommen. Ich war über den Besuch überrascht, der Luck hatte sich während der Schwangerschaft nicht oft blicken lassen. Und noch mehr erstaunt war ich, wie die beiden die verschiedenen Schmucksachen dagelassen haben. So viel auf einem Fleck habe ich noch nie gesehen, der ganze Tisch war voll, und gefunkelt und geblitzt hat es. Ich hab den Luck noch zum Spaß gefragt, wo er die Sachen denn gestohlen hat.«
    »Hatten Sie damals schon den Verdacht, dass der Schmuck unrechtmäßig in die Hände der beiden gelangt ist?«
    »Nein, bei meiner Seele, ich wollte den Luck nur ein wenig aufziehen. Aber der ist ganz blass geworden und hat verlegen herumgedruckst. Ich hab noch zu ihm gesagt, ob er denn keinen Spaß mehr versteht.«
    »Was hat er Ihnen denn gesagt, woher er die Sachen habe?«
    »Er hat gesagt, er habe sie von einem Freund bekommen.«
    »Und Sie haben das geglaubt?«
    »Ich hatte keinen Grund, es nicht zu glauben.«
    »War der Herr Täuscher die ganze Zeit dabei, oder ist er erst später dazugestoßen?«
    »Ganz zu Anfang war der Luck alleine, der andere ist erst eine Viertelstunde später gekommen. Der Luck hat ihm die Tür aufgemacht und ihn hereingelassen.«

Donnerstag, 11 . April 1922 ,
Polizeipräsidium Landshut,
Johann Huther,
6 . 15  Uhr abends
    Johann Huther ging von seinem Amtszimmer aus die Neustadt hinunter. Beide Hände in den Manteltaschen vergraben, den Kragen hochgeschlagen, blieb er auf Höhe der Konditorei Prock stehen und schaute von der gegenüberliegenden Straßenseite hinauf zu den Fenstern der Ganslmeier’schen Wohnung. In der Dämmerung wirkten die dunklen Fenster abweisend und unheimlich. Während er auf dem Trottoir stand und hinaufschaute, dachte Johann Huther an seinen Rundgang durch die Wohnung. Nicht gerade die Beletage, die lag zwei Stockwerke tiefer. Der dritte Stock, gleich unter dem Dach, war ein Abstieg, die Ganslmeier musste das so empfunden haben, ging es ihm durch den Kopf. So wird sie sich ihr Leben nicht vorgestellt haben, die Clara. Möbel, die die besten Tage bereits hinter sich hatten, alles ordentlich, aber abgenutzt. Das Klavier und der Schmuck, die einzigen Reminiszenzen an bessere Tage.
    Die Zeiten waren

Weitere Kostenlose Bücher