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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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gezeichneter senkrechter Strich.
    Alessas Atem strich über Zarahs Nacken. »Ist sie tot?«
    »Vermutlich nur psychisch und körperlich blockiert.« Sie tunkte den Zeigefinger in das Blut und verrieb es mit dem Daumen. »Noch frisch. Es ist die Rune Is/Isa, bedeutet Eis und symbolisiert den Stillstand. Runen – kommt dir das bekannt vor?«
    »Daimon?« Alessa zückte ein Messer.
    »Halte dich hinter mir und sei auf der Hut. Er will den Vollmond, wenn er im Zenit steht, nutzen. Ich vermute, er ist im Sternensaal, um die Kraft auf sich zu projizieren. Wir müssen nach oben.«
    Ihre Gummisohlen quietschten auf dem Boden, sobald sie den Teppich im Empfangsbereich verließ. Sie zog die Schuhe aus, doch auch dann schienen ihre Schritte noch durch das ausgestorbene Planetarium zu lärmen. War Daimons Kraft so stark, dass er mit einer einzigen Rune die ganze Belegschaft außer Gefecht gesetzt hatte?
    Ein Geräusch von leise klirrendem Glas weckte ihre Aufmerksamkeit. Sie lauschte. Eine Zeit war es still, dann glaubte sie zu hören, wie winzige Krallen an einer Wand klackten und schabten, als huschte jemand darüber rauf und runter. Das Geräusch kam aus einem Saal, dessen Türen offen standen und rötliches Licht durchließen.
    Sie spähte hinein.
    Links lockte eine Bar, an den Wänden hingen Monitore, die aktuelle Planetenkonstellationen zeigten, die Decke war mit kunstvollen Darstellungen von Sternbildern verziert: Andromeda, Fische, Drache … Nur dass Letzterer echt war – unterarmgroß, glühend, mit einem langen Schwanz, der an einen Kometenschweif erinnerte. Ein Gluhschwanz! Mit einem Halsband, an dem ein Amulett baumelte. Instinktiv zielte Zarah auf das Wesen. Der Gluhschwanz zischte sie an und schnellte über die Decke zur Wand wie ein Eichhörnchen. Im Nu war er hinter der Bar verschwunden. Flaschen und Gläser klirrten, etwas fiel um und zerschellte am Boden.
    Jemand seufzte. »Du kleiner Zappelphilipp.«
    Hinter dem Tresen tauchte ein Fremder auf. Zarah nahm ihn ins Visier. Der junge Mann stützte sich mit einer Hand ab und grinste sie an.
    »Oh, wie ich sehe, sind die Cheerleader auch schon eingetroffen«, sagte er, unbeeindruckt von der Pistole, die auf seine Brust zielte. »Wein, Saft, Sekt zur Begrüßung?«
    »Daimon, nehme ich an«, flüsterte Zarah und versuchte ihrerseits, sich von seiner Lässigkeit unbeeindruckt zu zeigen. Für jemanden, der seine Opfer so brutal ermorden ließ und das Ende der Welt im Sinn hatte, barg er etwas Faszinierendes in sich. Verstört betrachtete sie ihn so lange, bis ihr langsam dämmerte, was an ihm so irritierend war.
    Sein Aussehen.
    Seit einer Weile vermutete man bereits, dass Dämonen von ihren menschlichen Zwillingen einiges erbten, meistens handelte es sich dabei um Mängel. Enyas körperliche Schwäche hatte auf Zarah abgefärbt, weswegen sie an der Akademie kaum mit anderen Kommilitonen hatte mithalten können. Und Daimon trug eine Spur menschlicher Schönheit in sich. Nicht so ausgeprägt wie bei Gallagher, sondern auf eine dämonisch dunkle Art berauschend und beängstigend zugleich.
    Sein Grinsen wurde breiter. »Anscheinend gefällt dir, was du siehst.«
    Die imposante Statur mit breiten Schultern und schmaler Hüfte, der dunkle, dichte Haarschopf, die bernsteinfarbenen Augen, die zu glühen schienen und mit einem Blick alles zu Asche zu verbrennen drohten … Sie bemerkte, wie sie den Lauf der Pistole leicht gesenkt hatte, und korrigierte die Haltung. »Bilde dir nichts darauf ein. Ich stehe nur auf Intensivtönung Schwarz mit Diamantglanz.«
    »Wie bedauerlich. Jetzt nimm doch die Waffe runter und lass uns reden.«
    »Ich bin nicht für einen Small Talk hier. Ich bin hier, um dich aufzuhalten.«
    Der Drache huschte auf den Tresen, warf ein leeres Weinglas um, verharrte für einen Augenblick, während sich die Schuppen an seinem Hals wie zu einer Halskrause aufplusterten, und nieste. Eine Flamme schoss aus seinem Maul und entzündete einen guten Meter der Theke. Das Feuer loderte empor, ohne dass man hätte sehen können, wovon es gespeist wurde. Mit der bloßen Hand wischte Daimon über die Oberfläche. Die lodernden Zungen lechzten nach dieser Berührung, während seine Haut die Flammen aufsaugte. Seine Haare erglühten von innen und wirbelten in einem Strom heißer Luft herum, obwohl die äußeren Strähnen dunkel blieben. Zarah starte ihm in die Augen und sah darin Sonnenstürme. Ein Feuerdämon. Sie dachte an Dagebüll. Vermutlich mit dem mächtigen

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