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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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dass ich mit ihr so wenig Zeit verbringen konnte, dazu noch bloß in Gaius’ Gestalt.«
    Die Träume. Zarah dachte an ihre Träume. In denen Gaius sich manchmal in Abbas verwandelte. »Du hast ein Kind mit ihr gezeugt? Was willst du mit dem Baby?«
    »Sagen wir es so. Ich habe es und deine Zwillingsschwester zum Fressen gern. Aber genug davon.« Abbas winkte jemandem zu, der hinter ihm in den Schatten verborgen blieb, und gab das protestierende Bündel ab. »Mal sehen«, schmatzte er beinahe vergnügt, »wer hier meine Vorbereitungen stören will. Drei Menschen. Und ein Feuerdämon. Zugegeben, ein starker Dämon. Aber meint ihr tatsächlich, ihr könnt mich aufhalten? Als Ghul gehöre ich zu den unsterblichen, mächtigen Dschinnen. Euch sollte doch wohl klar sein, dass ihr mich nicht töten könnt.«
    Aus dem Augenwinkel sah Zarah, wie Daimon in eine der Sesselreihen trat und mit einem Finger etwas auf eine der Lehnen malte. Vermutlich Runen, die ihnen im Kampf helfen sollten, aber er brauchte mehr Zeit. Sie musste Abbas’ Aufmerksamkeit auf sich lenken, ihn noch ein kleines Weilchen beschäftigen.
    »Nein, töten können wir dich nicht, aber bannen.«
    »Viel Erfolg!« Jetzt hielt er ungefähr auf einer Höhe mit Gallagher an, der im anderen Gang stand und dem Ghul mit dem roten Punkt seiner Zielvorrichtung folgte. Abzudrücken hatte wenig Sinn, denn eine Kugel konnte einen Dschinn unmöglich ernsthaft verletzen.
    »Den werden wir haben«, sagte Zarah mit einem raschen Blick zu Daimon, der ihr knapp zunickte und weitere Runen zeichnete. »Außerdem hast du dich verrechnet. Ich kann zwar keine Magie nutzen, ein Mensch bin ich jedoch nicht.«
    Abbas setzte sich wieder in Bewegung. Der kleine Drache flitzte auf der Bühne hin und her und jagte seinen Schwanz. Auf seine Hilfe durften sie kaum hoffen. Zarah zog ein Messer aus der Tasche und wog es in der Hand. Die Waffe war nicht austariert, im Halbdunkel und auf die Entfernung würde sie den Ghul vermutlich nicht treffen, sollte sie die Klinge nach ihm werfen.
    »Das glaubst auch nur du, Wechselbalg! Und ich dachte, du hättest die Wahrheit begriffen, als du deine Zwillingsschwester hier hast liegen sehen. Deine dämonische Zwillingsschwester, möchte ich betonen.« Die Hufe klangen auf dem Boden wie ein Herzschlag, das Wummern vibrierte in Zarahs Schläfen. Er kam immer näher. Jetzt könnte sie ihn treffen. Noch ein paar Schritte, und sie würde es sogar schaffen, das Messer in seinen Hals zu rammen, ohne es loszulassen.
    Aber sie war wie erstarrt.
    »Doch so überrascht?« Ein Luftzug wehte ihr ins Gesicht und brachte Abbas’ Verwesungsgeruch mit sich. »Der Mond steht noch nicht im Zenit, wir haben noch etwas Zeit für einen Plausch. Viele Jahre ist es her. Mir kommt es vor, als ob es gestern gewesen wäre. Damals war ich noch nicht Leiter der Abteilung für operative Einsätze, sondern saß in der Auswertungsabteilung für Prophezeiungen. Von der Insel Amrum erreichten mich Gerüchte, eine Sirene habe ein Mädchen zur Welt gebracht, dem Großes vorausgesagt sei. Ich ging der Sache auf den Grund. Das Mädchen war zwar noch ein Baby, aber ich habe seine Stärke gespürt – eine unglaubliche Seltenheit, wenn die Magie jemanden so sehr umgibt, obwohl er noch nicht die Volljährigkeit erreicht hat. Je länger ich mich mit der Kleinen beschäftigt habe, desto mehr formte sich eine auf den ersten Blick zugegebenermaßen vollkommen verrückte Idee in meinem Kopf. Aber warum sollte ich es nicht riskieren? Ich durfte das Mädchen nicht bei der Sirene lassen, seine Besonderheit nicht der ganzen Welt offenbaren – da hätte jeder auf dieselben Gedanken wie ich kommen können. Also habe ich die menschliche Zwillingsschwester gefunden, bin in Gaius’ Gestalt auf die Insel zurückgekehrt und habe die Kinder vertauscht, damit das Sirenenmädchen bei den Menschen aufwächst. Wer achtet schon auf Menschen? Dumm nur, dass die Sirene einige Jahre später den Betrug gemerkt hat. Zu meinem Bedauern musste ich mich um das Problem kümmern.«
    »Der Unfall.« Zarahs Stimme klang erstickt. »Du warst das. Du hast sie unzurechnungsfähig gemacht. Und ich … ich bin … nur ein …«
    »Nichts?«, fragte er.
    Ein Mensch.
    Furchtbar, dieses Wort.
    Sie sah zu Gallagher. Seine Statur zeichnete sich im Halbdunkel ab wie ein Felsen, an den es sie trieb. Sie dachte daran, wie sie seinen Armen erlaubt hatte, sie zu umarmen. Wie lebendig und unglaublich … menschlich sie sich darin gefühlt

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