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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Schutzrunen. Wer einen bösen Zauber wirken wollte, würde Kraftrunen benutzen. Er hat versucht, Enya aufzuwecken.«
    »Danke.« Daimon verneigte sich vor ihr und wandte sich erneut Gallagher zu. »Wir stehen auf einer Seite. Ich möchte genauso wie ihr dem ganzen Schlamassel Einhalt gebieten und heil aus der Sache rauskommen. Uns bleibt nicht viel Zeit, um einander auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen. Deshalb fange ich einfach mal an und erzähle im Schnelldurchlauf, wie ich hier gelandet bin. Meine Mutter …«
    »Sie war nicht deine Mutter«, zischte Gallagher. Der rote Punkt, der ein klein wenig nach unten gerutscht war, tanzte wieder auf Daimons Stirn.
    »Meine Mutter«, fuhr dieser fort, in einem Ton, der jede Widerrede im Keim erstickte, »hat mir einen Brief geschickt, in dem sie mir von ihrer Vision berichtet hat. Sofort habe ich sie aufgesucht, um ihr Haus mit Runen zu schützen, doch da wusste ich nicht, wovor. Der Schutz fiel zu schwach aus, und sie musste sterben. Vergeblich habe ich nach verwertbaren Spuren gesucht, die mich zu dem Täter geführt hätten. Ich blieb mit leeren Händen zurück und konnte absolut nichts tun. Einige Zeit später starb eine Seherin, und diesmal nutzte jemand meinen kleinen Drachen als Werkzeug für den Mord. Da war das Maß voll. Wenn jemand meine Familie angreift und meine – auch vierbeinigen – Freunde zum Töten zwingt, nehme ich das verdammt noch mal sehr persönlich.«
    »Da haben wir was gemeinsam: Wer meine Freunde in einen Kristall sperrt, steigt mir damit ebenfalls gehörig auf die Zehen.«
    »Noch einmal zum Mitschreiben: Ich war es nicht. Also zurück zu dem Mord an der Seherin. Durch die Tatsache, dass mein Drache dafür benutzt wurde, bekam ich ein paar Anhaltspunkte. Ich bin euch auf die Sireneninsel gefolgt und habe euer Ritual in dem Haus am Wattenmeer beobachtet. Dabei erkannte ich die Erscheinung, die dir die Aufmerksamkeit der Magie geschenkt hat, um das Geschriebene sichtbar zu machen.«
    »Welche Erscheinung?«, entfuhr es Zarah.
    »Enya. Sie ist anscheinend in der Lage, ihren Körper für kurze Zeit zu verlassen. Dann ist sie die Magie selbst. Ich habe es gesehen. Also habe ich nach dem Mädchen gesucht und bin ihm schließlich hierher gefolgt.«
    Zarah ließ Enyas Körper zu Boden sinken. Die feinen, so menschlichen Züge straften ihn Lügen. Sie kannte jede Ader, die bläulich unter der bleichen Haut verlief, jedes Muttermal. »Das kann nicht sein. Sie ist ein Mensch. Sie könnte niemals genügend Kraft besitzen, um so viele entsetzliche Dinge zu tun.« Aber deuteten die Zusammenbrüche, die sie einer Schwangerschaft, von der jetzt absolut nichts zu sehen war, zugeschrieben hatte, nicht genau darauf hin? Ihre Kraft war die Kraft der magiesensiblen Organe.
    »Enya wurde hier von ihrem Wächter betäubt«, fuhr Daimon fort, »der sich damit als der wahre Drahtzieher entpuppt hat. Ich konnte das Mädchen nicht aufwecken oder schützen. Anscheinend wurde es mit Medikamenten vollgepumpt, dagegen sind die Runen machtlos.«
    »Eine interessante Geschichte hast du dir da zurechtgelegt«, unterbrach Gallagher ihn. »Und wo ist dein ominöser Drahtzieher jetzt?«
    »Hier«, hallte es vom Ende eines der Gänge. »Ich musste nur noch etwas holen.« Dumpf schlugen die Eselshufe auf den Teppichboden. Abbas! Zarah merkte, wie Gallagher das neue Ziel anvisierte, ohne Daimon jedoch den Rücken zu kehren. »Zugegeben, ich habe nicht mit ungebetenen Gästen gerechnet, habe mich wohl zu sehr auf die Sternenschwester vom Empfang verlassen. Ach, das kommt mir wirklich äußerst ungelegen.«
    In seinen Armen wiegte Abbas ein Bündel, das sich zu regen begann und kurze, wimmernde Töne von sich gab. Ein Baby! Woher hatte er dieses Baby?
    Die Wunde im Bauch ihrer Mutter fiel Zarah ein. Keine entwendeten Organe, dafür aber ein kleines Leben, das der Sirene aus dem Leib geschnitten wurde.
    Ihre Mutter war schwanger gewesen.
    Oi, oi. Aber was ich soll auch mit ein Neugeboren?
    Sie hatte davon nichts gewusst. Es in ihrem eigenen Heim – dem Haus ihrer Mutter – nicht gekannt. Hatte der Wodjanoi damals dieses Kind von ihr verlangt?
    Das Baby plärrte lauthals, als wollte es seine Daseinsberechtigung unterstreichen. Abbas schüttelte es in seinen Armen, was das Kind mit einer noch größeren Lautstärke quittierte. »Ich werde ein guter Vater für mein eigenes Fleisch und Blut sein. Die schöne Lore wäre stolz darauf, wie ich mich um ihre Kinder kümmere. Schade,

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