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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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hatte. Wie sie in kurzen Augenblicken, in denen es ihnen gelang, die ganze Welt um sie herum auszublenden, seine Liebe spürte und sich wünschte, alles von ihm in sich aufnehmen zu können. Hast du es gehört? , hätte sie ihm jetzt gern zugeflüstert und sich mit ihrem ganzen Wesen an ihn geschmiegt. Du und ich, wir sind Menschen. Einfach nur zwei Menschen.
    Begehrenswert, dieses Wort.
    »Na, warum denn plötzlich so schweigsam?« Abbas machte noch einen Schritt. »Du warst diejenige, die am meisten davon profitiert hat«, fuhr er fort. »Bei den Dämonen anerkannt zu sein, eine Ausbildung zu machen – welcher Mensch hat schon solche Möglichkeiten? Du hast deine Chancen selbst verspielt, meine Teuerste. Wobei mir auch das nur gelegen kam – ich hatte mich schon lange gefragt, was ich mit dir nach deinem 18. Geburtstag machen sollte, wenn du feststellst, dass du keine Zwiegestalt besitzt. Nicht umsonst habe ich beim Tausch etwas geschummelt und dir einen ganz anderen, späteren Tag deiner Geburt eingeredet. Den gewonnenen Monat nutzte ich, um deine Schwester zu beobachten, ob sie tatsächlich die Kräfte entfaltete, auf die ich gehofft hatte. Du bist jedoch ein Problem geblieben. Aber die Lösung hast du mir glücklicherweise selbst geliefert. Vieles hat auch die gute Oda vorausgesagt. Es war keine Herausforderung, an den entscheidenden Punkten einzugreifen. Dass Gaius so kurz davor in der Stadt aufgetaucht war, ließ mich die ganze Sache fast abblasen, aber er ist mir zum Glück nicht auf die Schliche gekommen.«
    Der Verwesungsgeruch widerte sie an. »Der Auftrag, Tissan zu töten, das Tribunal, die Brandmarkung – alles von dir manipuliert, damit du mich dort hattest, wo du mich haben wolltest?«
    »Ach ja, Tissan. Tissan, würdest du bitte mit dem Baby herkommen? Wir werden es gleich brauchen.«
    Ein entsetztes Keuchen ertönte. Alessa.
    Am Ende des Ganges setzte sich jemand in Bewegung und nahm Form an, bis die Schatten ihn entließen und das sanfte Licht des Mondes und der Sterne von der Kuppel Tissans Züge preisgaben.
    Alessa tat ein paar Schritte in seine Richtung.
    »Zurück!«, mahnte Gallagher, und das Mädchen verharrte.
    Tissan blieb vor der Bühne stehen und legte das krakeelende Baby in Enyas Armbeuge. Sein schneeweißes Haar, das ihm ins Gesicht fiel, berührte dabei fast Zarahs Schulter.
    »Warum?«, hauchte sie ihm zu.
    Er hob sein von der Fettcreme glänzendes Gesicht zu ihr. »Das fragst du mich noch? Du hast ja nicht als Mensch gelebt. Wie kannst du da wissen, was es heißt, wenn dein dämonischer Zwillingsbruder mit deinem Leben spielt, wie es ihm passt. Oder meinst du, ich habe es mir gewünscht, so auszusehen?« Er zeigte auf den Mund, der kaum weit genug aufging, um seine Worte durchzulassen, zwickte die Haut am Handrücken, die nicht elastisch zurückging, sondern wie ein Papierknick leicht abstand.
    »Ash hatte keine Wahl, er musste sich etwas einfallen lassen. Die Dämonen hätten dich exekutiert!«
    »Natürlich hatte er eine Wahl, zum Beispiel, nicht zu den Engeln überzulaufen. Aber das alles kümmert mich nicht mehr. Nach der heutigen Nacht werde ich alle Privilegien genießen, die mir bis jetzt verwehrt blieben.«
    »Hat er dir das versprochen, ja?«, schrie Alessa und deutete auf den Ghul. »Und du glaubst ausgerechnet einem Dschinn ?«
    Zarah griff nach seiner Hand. »Tissan, er manipuliert dich doch genauso wie mich, du bist nur eine unwichtige Figur in seinem Spiel!«
    »Genug Gerede«, unterbrach Abbas sie. Tissans schmierige Hand glitt aus ihrem Griff. »Der Vollmond steht bald im Zenit. Beginne das Ritual, Tissan, und vermische das Blut der beiden.«
    »Daimon?«, rief Gallagher alarmiert.
    »Noch einen Schritt.«
    Abbas lachte auf. »Meint ihr, ich habe nicht bemerkt, wie ihr versucht, einen Kraftkreis aufzubauen, in dem ihr mich gefangen halten könnt? Wie gut, dass Tissan ein Mensch ist. Manchmal hat das doch ein paar Vorteile.«
    »Noch einen verdammten Schritt«, fluchte Daimon.
    Zarah wollte Abbas packen und ihn ins Kraftfeld mit sich ziehen, doch Tissan schlug ihr ins Gesicht und zerrte sie von der Bühne.
    Gallagher schoss. Das Projektil wanderte durch Abbas’ Hirn und trat aus seiner Stirn wieder aus. Knochen und Gewebestückchen spritzten bis zur polierten Oberfläche der Bühne.
    Der Ghul taumelte und machte doch noch den entscheidenden Schritt.

3 2
    Zarahs Messer richtete sich gegen Tissans Rippen, doch den Mann niederstechen, das konnte sie nicht. Als wäre

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