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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Stück in das Gefängnis meines Leibes zurück. Eingeengt. Tonnenschwer. Mir selbst fremd. Mein Kerkermeister schlug mir auf die Wangen, fragte, was mit mir los sei. Ich sagte, ich wäre vor Hunger zusammengebrochen. Er glaubte mir.
    Ich lag auf dem kalten Betonboden und hörte dem Weinen des Babys zu, das seine Mutter vermisste.

2 3
    Zarah rieb sich über die Lider, setzte sich auf und sah sich um. Die Prellung an der Schulter tat weh, den rechten Knöchel hatte sie anscheinend verstaucht, aber sie wusste nicht mehr, warum sie hingefallen war. Etwas fehlte ihr, als hätte sie einen Teil ihrer selbst verloren.
    Nicht weit von ihr entfernt küsste Himeropa Gallagher.
    Kaum eine Stunde auf der Insel, und er schmiss sich schon an die erstbeste Sirene ran. Vielleicht war das seine Art, ihr das Schweigen während der Fahrt heimzuzahlen.
    Neben ihrem Fuß kauerte Friedbert, der ebenso verstört den Kuss beobachtete. »Was tut er da?«
    »Was er am besten kann, anscheinend.« Sie zerrte ihre Kleidung zurecht, kam auf die Beine und trat wütend gegen einen Stein.
    Himeropa saugte an Gallaghers Lippen, saugte ihn aus. Er verharrte merkwürdig apathisch in ihrem Griff, den Kopf in den Nacken gebogen. Seine Lider flatterten.
    Verdammt.
    Es war kein einfacher Kuss.
    Bleib zurück, hatte sie zu ihm gesagt. Keinen Schritt weiter, hatte sie ihm gesagt. »Was ist denn so schwer daran, sich an meine Anweisungen zu halten?«
    Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
    Sie humpelte näher und verbeugte sich vor der Sirene, ohne die kalten Murmel-Augen, die jede ihrer Bewegungen verfolgten, außer Acht zu lassen. »Ich grüße dich, Himeropa, und bitte dich um Hilfe. Wo finde ich den Meermann Ekke Nekkepenn?«
    Die Sirene stieß Gallagher von sich. Er schwankte und sank auf die Knie.
    Himeropa schloss die Augen und summte eine Melodie, als koste sie diese. Sie wirkte zufrieden. Das Summen erstarb. Der Mund, der zusammengezogen wie eine tote Nordseegarnele auf dem Gesicht zu kleben schien, öffnete sich, und andere Töne entflohen ihrer Kehle. » Drum sag’ ich mir – is’ nur Kino. Alles halb so schlimm, is’ nur ein schlechter Film. «
    »Ich danke dir.« Zarah verbeugte sich erneut und schirmte Gallagher vorsichtshalber mit ihrem Körper ab. Was Männer betraf, besaßen die Sirenen eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. Mit etwas Glück reichte der Kuss aus, und Himeropa hatte ihn schon wieder vergessen.
    Friedbert erhob sich in die Luft. »Da haben wir nach dem Weg gefragt. Großartig. Unglaublich hilfreich. Vielen Dank. Und jetzt?«
    »Reg dich ab. Er ist im Lichtblick , dem hiesigen Kino, das war doch leicht verständlich. Du musst erst mal meine Mutter hören. Sie kommuniziert ausschließlich durch Schlager.«
    »Das wird dann eine lange Unterhaltung werden. Warum hast du die Sirene nicht gleich nach dem Verbleib deiner Mutter gefragt?«
    »Weil wir den Meermann begrüßen müssen, bevor wir über seine Insel wandern.« Sie hockte sich vor Gallagher. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Er hob den Kopf. »Nein. Ich glaube nicht. Ich habe das Gefühl … etwas verloren zu haben.«
    »Wenn du deine Jungfräulichkeit meinst – die zu vermissen fällt dir reichlich spät ein. Hoch mit dir.« Sie half ihm auf die Beine. »Und fürs nächste Mal: Wenn ich sage, du rührst dich nicht vom Fleck, dann hörst du auf mich, verstanden? Warum hast du nicht auf mich gehört?«
    Benommen schüttelte er den Kopf. »Ich weiß es nicht. Nicht mehr.«
    Friedbert ließ sich auf seiner Schulter nieder. »Merkwürdig. Auch mir ist so, als würde etwas fehlen. Ich kann mich erinnern, dass ich sauer war. Und irgendwie … verletzt, aber ich weiß nicht mehr, weswegen.«
    »Das bist du doch immer. Kommt endlich. Dank Gallaghers unermüdlichem körperlichem Einsatz mussten wir wenigstens kein Lied hergeben.« Sie stützte ihn, worauf sich ihr Knöchel sofort meldete.
    » Du bist der Kompass, wenn ich mich verlier’, du legst dich zu mir, wann immer ich frier’ « Der Gesang wand sich zwischen Himeropas spitzen Zähnen.
    Gallagher hielt inne und drehte sich nach der Sirene um. Mann! Hatte er immer noch nicht genug?
    »Nein!« Sie stupste ihn an. »Du legst dich jetzt nicht zu ihr, auch wenn sie zur Eissäule erstarren möge.«
    »Warte. Das Lied … Es ist …«
    Unsers , dachte Zarah, um bereits im nächsten Augenblick den Kopf zu schütteln. Nein, sie kannte doch keine Lieder. Sie stieß Gallagher etwas kräftiger an. »Ehrlich, ich muss übergeschnappt

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