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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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laut.
    »Es ist echt. Ich liebe dich.« Die Schatten rückten noch näher, berührten ihn beinahe, jeden Moment bereit, ihn zu verschlingen.
    »Ich …« Plötzlich war Ash da, in ihrem Kopf, ihrer Brust, ihrer Erinnerung, und sie verstummte.
    Was ist, wenn du gar nicht weißt, was Liebe ist?
    Gallagher strich ihr über die Narbe. »Du musst es nicht sagen.«
    Sie sagte es auch nicht, aber es fehlte ihr. Vielleicht war es wie damals, sie schämte sich, es zuzugeben. Nein, es durfte nicht wie damals sein.
    Doch sie wollte jetzt nicht mehr nachdenken, sie mussten fort – fort von den Schatten. »Bekomme ich jetzt ein Fläschchen Lipgloss?«
    Er lachte, drückte sie ein wenig fester an sich und gab sie dann frei. »Alles, was du willst.«
    Zwischen den Fingern rieb sie den Kragen seiner Jacke mit dem rosafarbenen Fleck. Stutzte. »Wo ist eigentlich Friedbert?«
    Gallagher schielte zu der Stelle, auf der die Fee die ganze Zeit gehockt hatte. »Verdammt. Ich war viel zu wütend, um auf ihn zu achten, und dann war ich …« Er verstummte. In seinen Augen glomm Erkenntnis auf. Wich den Schatten aus, die um ihn herum verschwunden waren, um doch noch in ihn zu gelangen.
    »Keine Sorge. Wir finden ihn.« Sie trat einige Schritte zurück, betrachtete prüfend den Weg, suchte zwischen jedem Pflasterstein nach etwas Rosafarbenem.
    Gallagher hielt sie am Handgelenk zurück. Sie spürte die Kälte in seinen Fingern, in seiner Stimme. »Das bringt nichts.«
    »Deinem Freund ist nichts passiert, ich bin mir sicher. Er ist ein zähes Kerlchen.«
    »Er ist fort.«
    »Er wird schon zurückkommen.«
    »Wird er nicht.« Die Schatten in seinen Augen gruben sich tiefer. »Er hat seine Aufgabe erfüllt, mehr Glück kann er mir nicht bringen. Ich dachte nur … ich müsste nicht zwischen Liebe und Freundschaft wählen. Ich dachte, dass er sich wenigstens verabschieden würde.«
    Sie fühlte sich hilflos unter diesem Blick, von den Schatten darin umgeben. »Er wird schon zurückkommen.«
    Gallagher schwieg.
    »Lass uns gehen«, war alles, was er schließlich sagte. »Wir müssen den Meermann treffen.«
    Das Kino lag in einem zweistöckigen Gebäude aus rotem Backstein im Zentrum des Dorfes und sah aus, als wäre es aus mehreren Teilen zusammengeschustert. In den Schaufenstern eines länglichen Anbaus hingen verblichene und zerfledderte Plakate alter Kinofilme, hier und da mit den Propaganda-Aushängen der Nachtseite überklebt. Seelenlos – mächtig! und Auch in dir schläft ein Dämon. Ein Ziegelstein hielt die Tür offen. Zarah stieg die drei Stufen empor und durchschritt den kleinen, dunklen Vorraum. Es roch feucht und moderig und nach süßem, warmem Popcorn. Die Maschine dafür, die im ehemaligen Kassen- und Wartebereich stand, arbeitete noch. Weitere Stufen führten zum Kinosaal.
    Sie stemmte sich gegen die Tür und schlüpfte hinein. Die relativ kleine Leinwand zeigte einen verschwommenen 3-D-Film aus der Zeit, als man noch eine Brille benötigte, um die Illusion genießen zu können. An den Wänden hingen Naturfotografien, die dezent angeleuchtet wurden und die – längst trügerische – Stille der Insel anpriesen. In der Mitte des Saals war ein Whirlpool eingebaut worden, in dem Ekke Nekkepenn lümmelte.
    Der Meermann war klein und dicklich. Die Decke seines schuppenbesetzten Schädels erinnerte an eine Zipfelmütze, ein spärlicher Bart zierte das für seine Statur ungewöhnlich spitze Gesicht. Vom Nacken über die Schultern herab hingen schleierartige Flossen wie bei einem Kampffisch, die einem Umhang glichen und sich im blubbernden Wasser bewegten. Einen Arm hatte er am Poolrand ausgestreckt und die Finger mit den Schwimmhäuten ausgebreitet. Die andere Hand wühlte lustlos im Popcornbecher.
    Zarah räusperte sich. »Ich grüße dich, Ekke Nekkepenn. Entschuldige meinen unangemeldeten Besuch. Hättest du etwas Zeit für mich? Ich gelobe feierlich, deine Aufmerksamkeit nicht länger als nötig zu beanspruchen.«
    »Ach Mädel«, blubberte er unisono mit dem wirbelnden Wasser, »warum denn so zurückhaltend? Komm näher, lass dich mal anschauen.«
    Gallagher trat warnend neben sie. Allein der Blick, den er ihr zuwarf, versperrte ihr den Weg. Zarah nickte ihm beruhigend zu. Sie war hier aufgewachsen, sie wusste, was sie tat. Bevor der Meermann es schaffen würde, ihr an jeden Finger einen Goldring zu stecken, ihr eine goldene Kette um den Hals zu wickeln und sie zu seiner Braut zu erklären, würde sie Fischstäbchen aus ihm

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