Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
Decker fragte sich, was all die Autos dort machten, wo die Terminals doch praktisch leer waren. Dann dachte er an die ganzen Geschäftsleute, die nur eine Nacht wegblieben. Sie stellten ihre Autos auf den Parkplatz und holten sie am nächsten Morgen wieder ab.
    Da er nicht genau gewußt hatte, wo Rina war, hatte er sein Auto eine Viertelmeile von der TWA entfernt geparkt. Auf dem Weg dorthin überlegte er sich folgendes: Falls Hersh und Noam vorhatten, die Stadt zu verlassen, hatte man eine gute Chance, sie zu erwischen, wenn sie das Flugzeug bestiegen. Es schien Wahnsinn, daß er durch die Stadt raste und nach zwei Leuten suchte, die möglicherweise ohnehin bald hier auftauchten. Inglewood war ziemlich weitläufig. Sie könnten irgendwo in einem Umkreis von zehn Meilen stecken.
    Wenn sie es sich jedoch anders überlegt und beschlossen hatten, die Stadt nicht zu verlassen. Dann hätte Decker eine einmalige Gelegenheit verpaßt. Oder noch schlimmer, wenn Hersh in letzter Minute beschlossen hatte, Noam umzubringen, der vor einer halben Stunde Gott sei Dank noch am Leben gewesen war. Nein, er konnte nicht abwarten, das Risiko konnte er nicht eingehen.
    Vielleicht waren sie in Clints Willys Wanzenbude zurückgekehrt wie Tauben in ihr Nest. Dort würde er als erstes nachfragen. Zum Glück waren diese ganzen Absteigen ziemlich nahe beieinander …
    Er unterbrach seine Überlegungen.
    Wieso war er sich so sicher, daß sie sich überhaupt in einem Motel verkrochen hatten? Nach diesem furchtbaren, diesem blutigen Verbrechen würden ihre Kleider voller Blut und ihre Gesichter möglicherweise zerkratzt sein. Vielleicht hielten sie es da für ratsam, Motels zu meiden – wie sie es bereits nach dem ersten Überfall getan hatten. Wenn sie schon beim ersten Mal unbemerkt bleiben wollten – wo das Opfer sogar noch lebte –, würden sie nach dem, was sie diesmal angerichtet hatten, erst recht vorsichtig sein.
    Er blieb stehen. Rina fragte, was los sei.
    »Weißt du, nachdem sie ihr erstes Opfer überfallen haben, sind sie in kein Motel gegangen, sondern haben unter einer Überführung übernachtet.« Er hielt inne. »Ich frag’ mich gerade, ob das Ganze nicht wieder so abläuft.«
    »Gibt’s in Inglewood viele Pennerplätze unter den Freeways?«
    »Nicht am Century oder am La Tijera Boulevard«, dachte Decker laut. »Und am Imperial Highway ist eigentlich auch nichts, bis auf ein paar Luftfrachtgesellschaften und Hughes Aircraft.« Er zögerte. »Weißt du, was da hinten ist? Die Baustelle von dem neuen Century Freeway. Der ist in der Nähe von LAX und vom Freeway 405. Das könnte die Geräusche erklären, die ich gehört habe. Da ist um diese Uhrzeit kein Mensch. Ich weiß zwar nicht, ob es da Telefonzellen gibt, aber ich werd’ mal nachsehen.«
    Sie waren beim Auto angekommen. Decker nahm seine Schlüssel heraus und sagte: »Ich werd’ jetzt Marge über den neuesten Stand informieren. Dann bring’ ich dich zu deinem Auto, und du fährst nach Hause.«
    Zunächst antwortete Rina nicht. Dann sagte sie: »Okay. Bring mich zu meinem Auto. Ich fahr’ nach Hause.«
    Decker gefiel das überhaupt nicht. Sie stimmte viel zu bereitwillig zu. War das ehrlich gemeint, oder plante sie wieder irgendeine Dummheit? Zum Beispiel zum Terminal zurückzukehren oder – noch schlimmer – ihm zu folgen.
    Verdammt, wenn er ihr nur vertrauen könnte.
    Er gab es zwar nur ungern zu, aber er konnte es nicht. Zumindest in diesem Fall nicht. Also war es vermutlich besser, sie mitzunehmen, damit er sie im Auge behalten konnte. Damit er sie unter Kontrolle hatte. Er verachtete sich für seine Entscheidung, hatte aber das Gefühl, im Augenblick keine andere Wahl zu haben.
    »Ich hab’s mir anders überlegt«, sagte er. »Wenn du unbedingt mitkommen willst, dann komm mit. Halt dich nur aus allem raus, okay?«
    »Ist das dein Ernst?«
    Er öffnete die Beifahrertür. »Ja.«
    »Was hast du für Hintergedanken, Detective?«
    »Ich freu’ mich über deine Gesellschaft«, sagte Decker. »Außerdem, wenn du bei mir bist, brauch’ ich mir deinetwegen keine Sorgen zu machen, stimmt’s?«
    »Das klingt ein bißchen doppeldeutig«, sagte Rina.
    Decker ignorierte diese Bemerkung. »Du kannst Hilfe rufen, falls wir welche brauchen.« Das war sogar wahr. »Ich geh’ mal davon aus, daß dir nicht viel passieren kann, wenn du mit den Schlüsseln im abgeschlossenen Wagen sitzt.« Er lächelte. »Spring rein.«
    Rina lächelte zurück, wußte jedoch, daß irgendwas

Weitere Kostenlose Bücher