Tag der Entscheidung
verkündete er, »ich suche Eure Mistress.«
Lujan sank in tiefer Verbeugung zu Boden; Ehrfurcht und Angst mischten sich auf seinem Gesicht. Mit einem Räuspern befreite er seinen Hals vom Staub, dann entschied er sich für die schlichte Wahrheit. »Meine Herrin ist nicht da.«
Der Magier trat weiter vor. Lujan sah, daß seine Füße in Sandalen steckten, die vorn zugebunden waren und Sohlen aus weichem Fell hatten, ganz und gar ungeeignet für draußen. Die Erkenntnis ließ ihn innerlich erschaudern. Dieser Magier erwartete vollkommenen und sofortigen Gehorsam, ohne daß er es nötig hatte, mehr als nur ein paar Schritte zu tun.
Lujan spürte, wie sein Herz wild pochte und Schweiß auf seine Stirn trat, und er rief sich zur Vernunft. Dies hier sind mächtige Männer, aber auch nur Menschen, schärfte er sich ein. Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und rief sich ein Urteil in Erinnerung, das er als Grauer Krieger gefällt hatte: Er hatte einen Mann wegen eines Verbrechens gegen das gesamte Lager zum Tode verurteilen müssen. Er selbst hatte die Hinrichtung mit seinem eigenen Schwert ausgeführt, und jetzt erinnerte er sich daran, wie schwer es gewesen war, den Verurteilten niederzustrecken. Lujan konnte nur hoffen, daß auch ein Erhabener zögerte, bevor er ein Menschenleben auslöschte.
Der Kommandeur der Acoma verhielt sich still, obwohl seine Muskeln verräterisch zitterten; der Drang, einfach aufzustehen und der Bedrohung ins Gesicht zu sehen oder der Schwäche nachzugeben und wegzulaufen, war riesengroß.
Der Magier klopfte mit einer Sandalenspitze auf den Boden. »Nicht hier?« fragte er scharf. »Im Augenblick ihres Triumphes?«
Lujan hielt sein Kinn gegen den Boden gepreßt und zuckte unbeholfen mit den Schultern. Er wußte, daß jede Sekunde, die er gewann, die Überlebenschancen seiner Herrin geringfügig verbesserte. Er sprach sehr langsam. »Der Sieg ist noch nicht unser, Erhabener.« Er hielt inne und hustete leicht. Das krächzende Geräusch verlieh seinem Bedürfnis, sich noch einmal zu räuspern, Glaubwürdigkeit. »Und es ist nicht an mir, meiner Mistress Fragen zu stellen, Erhabener. Sie allein weiß, welche Angelegenheiten ihre Anwesenheit an einem anderen Ort erfordern, und so legte sie den Befehl für diesen Kampf in meine armseligen Hände.«
»Verfluchte Rhetorik, Akani«, blaffte eine andere Stimme. Lujan bemerkte ein zweites Paar Füße vor seinem Gesicht, dieses Mal waren es mit Nägeln beschlagene Schuhe im midkemischen Stil. Der rothaarige Magier, erkannte er, war der größte der drei Delegierten und offensichtlich derjenige von ihnen, der sich am schnellsten erzürnen ließ. »Wir verschwenden Zeit, sage ich. Wir wissen, daß Mara in ihrer Sänfte nach Kentosani aufgebrochen sein muß, und ein Narr kann von diesem Hügel aus erkennen, daß hier eine Schlacht zwischen den Streitkräften der Acoma und der Anasati im Gange ist. Man hat sich uns widersetzt! Das erfordert sofortige Bestrafung.«
Der Erhabene, der als Akani angesprochen worden war, antwortete mit gelassener Stimme: »Kommt, Tapek, beruhigt Euch. Wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen. Diese Streitkräfte kämpfen gegeneinander, das ist wohl wahr, doch da niemand von uns gesehen hat, wie der Kampf begann, können wir auch nicht wissen, wer der Angreifer war.«
»Ein unwichtiger Punkt!« erklärte Tapek mit zusammengebissenen Zähnen. »Sie kämpfen, obwohl unser Edikt bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen ihnen eindeutig verbietet!«
Nach einer kurzen Pause, während der die drei Magier Blicke tauschten, wandte sich Akani noch einmal an Lujan: »Erzählt uns, was hier los ist.«
Lujan hob den Kopf gerade genug, um über den Staub hinwegzublinzeln, der auf dem Boden schwebte. »Der Kampf ist schwer, Erhabener. Der Feind hat möglicherweise eine bessere Position, doch die Acoma haben mehr Krieger. Manchmal denke ich, wir werden siegen, doch dann zweifle ich wieder daran und bete zum Roten Gott.«
»Dieser Krieger behandelt uns wie Narren«, sagte Tapek zu Akani. »Er spricht wie ein Händler, der versucht verdorbene Ware zu verkaufen.« Er hob seine Fußspitze und stieß Lujan gegen die Schulter. »Wie fing dieser Kampf an, Krieger? Das ist es, was wir herausfinden wollen.«
»Das müßt Ihr meine Mistress fragen«, beharrte Lujan, während er ehrerbietig die Stirn gegen den Boden drückte. Er zeigte keinen offenen Trotz gegenüber den mächtigsten Männern des Kaiserreiches, doch er
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