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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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ungenügende Entschädigung war. Doch er konnte sich auch nicht einfach beruhigen und die Ironie von Maras Triumph hinunterschlucken. Er riß die Hand nach oben und schuf einen Wirbel aus funkelnden Farben über seinem Kopf. Schneller und schneller bündelte er die Energien, und dann, mit einer kurzen Bewegung aus dem Handgelenk, schleuderte er den tödlichen Regenbogen auf den Wald zu. Die Energie traf die Bäume und das Unterholz. Magie knisterte, und ein Schimmern explodierte in seltsam blauweißem Licht. Die versengte Luft roch nach gekochtem Metall, und jedes Leben wurde hinweggerafft. Wo die Sklaven gewesen waren, war jetzt nichts mehr, keine Knochen, kein Schatten, nur ein unheimlicher Zauber
    Das Funkeln ließ nach, erlosch endgültig. Keuchend und naßgeschwitzt stand Tapek da. Sein Blick schweifte hin und her; er betrachtete das Ausmaß seiner Arbeit. Vor seinen Füßen gähnte ein Krater. Der felsige Boden lag nackt da, und mehrere Meter im Umkreis war nichts zu sehen, das hätte krabbeln oder fliegen können. Jetzt waren auch diejenigen Diener zu erkennen, die am weitesten hatten fliehen können. Sie waren nicht länger von Büschen und Bäumen geschützt, sondern wanden und krümmten sich infolge der Magie, die auf sie niedergepeitscht war. Die Gesichter waren wie schwarzes Leder, mit Blasen übersät; die Finger waren versengt. Sie waren die letzten, die noch zuckten; sie starben in langen Qualen, die selbst Schreie unmöglich machten.
    »Hervorragend«, ertönte es aus der Luft.
    Tapek fuhr zusammen, drehte sich um und sah Akani, der von der Versammlung der Magier herbeigeeilt war. Ein Schutzzauber umgab ihn, der in der Nachmittagssonne wie eine Seifenblase schillerte.
    Viel zu verausgabt, als daß er einen Gruß hätte aussprechen können, sank Tapek kraftlos zusammen. Seine Macht war jetzt auf niedrigstem Niveau, doch er schöpfte Mut aus der Möglichkeit, Verstärkung bekommen zu haben. »Gut. Ihr werdet gebraucht. Ich bin erschöpft. Findet –«
    Akani unterbrach ihn scharf und verärgert. »Ich werde nichts von alldem tun. In der Tat wurde ich geschickt, um Euch zu finden. Kerolo benachrichtigte uns; er fürchtete, daß Ihr unbesonnen handeln würdet.« Mit kalten Augen und einem Blick für Details betrachtete Akani die verwüstete Landschaft. »Ich denke, das war noch untertrieben. Ihr habt Euch zum Narren halten lassen, Tapek. Von einem Kind hätte man erwarten können, auf Spott zu reagieren, doch ein ausgebildeter Magier der Versammlung? Eure Exzesse werfen ein schlechtes Licht auf uns alle.«
    Tapeks Gesicht bekam einen stürmischen Ausdruck. »Verspottet mich nicht, Akani. Mara hat eine hinterlistige Falle gestellt, um uns zu trotzen!«
    »Das ist nicht nötig!« meinte der ehemalige Rechtsgelehrte und jetzige Magier verächtlich. »Ihr habt außerordentliche Arbeit in ihrem Dienste geleistet.«
    »Was? Ich bin nicht ihr Verbündeter!« Tapek schwankte etwas nach vorn; er war außerordentlich gereizt darüber, daß seine Kräfte aufgebraucht waren.
    Akani ließ den Schutzzauber erlöschen. Es war eine unterschwellige Beleidigung und betonte die banale Tatsache, daß sein Kamerad im Augenblick nichts anderes tun konnte, als hilflos zu fauchen. Mit einem Blick auf die letzten zuckenden Körper von Maras Bediensteten meinte Akani: »Ihr begreift doch wohl, daß Ihr in Eurem Eifer niemanden mehr übriggelassen habt, der uns etwas hätte darüber verraten können, wie Mara entkommen ist?«
    Tapek reagierte ungehalten. »Dann benutzt Eure Kraft, um sie zu finden! Meine ist durch diese Angelegenheit vollkommen aufgebraucht.«
    »Verschwendet, würde ich eher sagen. Und ich werde hier auch nicht weiterarbeiten.« Akani ging auf seinen Kollegen zu. »Ich wurde von der Versammlung ausgeschickt, um Euch zurückzuholen. Ihr habt ohne Ermächtigung in einer Sache gehandelt, die noch diskutiert wurde; dies ist ein schändlicher Bruch unseres Abkommens, und die Angelegenheit ist weit ernster, als Ihr denkt. Ihr wurdet zur Vorsicht ermahnt, und doch habt Ihr Euch von Leidenschaft beherrschen lassen. Wenn die Gute Dienerin nicht bereits tot ist, habt Ihr soeben genau die Offiziere umgebracht, die das Ausmaß ihres gegen uns gerichteten Plans hätten enthüllen können.«
    Tapek runzelte die Stirn. »Plan? Gegen die Versammlung? Ihr meint, sie hat noch mehr getan, als uns einfach nur nicht gehorcht?«
    Akani seufzte. Sein junges Gesicht sah müde aus. Sein früher erworbenes Wissen über die Gesetze hatte

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