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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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waren dreißig Männer, die jetzt näher rückten. Der Truppenführer an ihrer Spitze hob die Hand zum freundlichen Salut und rief Maras Befehlshaber mit seinem Namen an.
    Mara, unauffällig in ihrer Verkleidung als Krieger, starrte Saric an. Ihr Gesicht war blaß geworden, selbst ihre Lippen wurden weiß. »Minwanabi!«
    Saric nickte leicht. »Abtrünnige. Diese hier haben niemals auf Euren Natami geschworen. Der dunkelhaarige Mann mit der Narbe über der Wange ist unverwechselbar.«
    Es war ein einziger weicher Moment des Mitleids gewesen, erinnerte sich Mara; jetzt wurde sie mit Verrat für eine Barmherzigkeit belohnt, die sie damals dazu gebracht hatte, die Feinde freizulassen. Es blieben ihr nur wenige Sekunden zum Nachdenken, denn mit vier, fünf weiteren Schritten würden die Männer bei ihren Kriegern angekommen sein – Abtrünnige, die so gefährlich waren wie Nattern.
    Der Gedanke, sie könnten loyal sein, ließ wieder Zweifel in ihr aufsteigen; doch Sarics Erinnerungsvermögen war tadellos. Keyoke und Lujan schworen darauf. Sie holte leicht bebend Luft und nickte ihrem Ersten Berater kurz zu.
    Saric war es, der mit lauter Stimme die Warnung rief, da Maras eigene sie hätte verraten können. »Feinde! Azawari, ruft zum Angriff!«
    Der Befehlshaber schrie den Befehl über Tumult und Chaos hinweg, denn schon ließen die vorderen Reihen der Verräter die Maske fallen und machten sich zum Kampf bereit.
    Mara spürte, wie ihr Arm halb aus dem Schultergelenk gerissen wurde, als Saric sie von den Reihen fort-und hinter sich herriß. »Lauf!« schrie er; selbst unter solchem Druck hatte er nicht vergessen, nach einer Täuschung, einer List zu suchen. »Lauf und benachrichtige die anderen!« rief er, als wäre sie ein jüngerer Soldat, den er als Boten fortschickte.
    Die ersten Schwerter prallten gegeneinander, als die beiden Kompanien aufeinanderstießen. Die Männer fluchten und stießen Schlachtrufe der Acoma aus. Sie blinzelten brennenden Schweiß aus ihren Augen, stürzten sich in den Kampf und beteten zu ihren Göttern um die Fähigkeit, die Feinde von den Freunden unterscheiden zu können.
    Denn alle trugen die grünen Rüstungen der Acoma.
    Befehlshaber Azawari schrie ihnen ermutigende Worte zu, dann stürzte er zu Saric und stieß ihn beiseite. Jahrelanges Training gaben ihm die Behendigkeit eines Sarcats, und er wehrte anstelle des Beraters den Hieb ab, den der Feind bereits begonnen hatte. »Bewacht unseren Boten«, zischte er. »Ihr wißt, wohin er gehen muß!«
    Saric verzog mißmutig das Gesicht. Er war Soldat gewesen, bevor er Berater geworden war; er konnte wieder einer sein. Wo wurde er mehr gebraucht? Doch die Lehren Nacoyas zwangen ihn, alle Möglichkeiten zu überdenken. Da war seine Lady und rannte erschöpft durch den Wald, in der schlechtsitzenden Rüstung immer wieder über Wurzeln stolpernd. Sie war kein Schwertkämpfer. Sie konnte nicht alleingelassen werden, ohne Schutz und ohne Rat, und Saric erkannte, wie weise Azawaris Entscheidung war.
    »Reißt diesen Hunden das Herz heraus!« krächzte er heiser. »Ich werde dafür sorgen, daß unser Bote den Haupttrupp sicher erreicht. Wir sind zurück, bevor ihr Zeit hattet, sie alle zu töten!«
    Dann rannte er, so schnell er konnte, davon. Natürlich gab es keinen Haupttrupp weiter vorn. Die Wachen zu ihrer Verteidigung waren alle hier, und sie waren eins zu drei in der Unterzahl. War es das, wofür seine Lady so weit gekommen war? Wofür sie die Gefahren in Thuril auf sich genommen und die Menschen geopfert hatte, die ihr am nächsten standen? Ein armseliger Verrat, zweifellos das Werk des Lords der Anasati. Eine solche Intrige konnte – nein, würde! – die ehrenvolle Gute Dienerin des Kaiserreiches nicht zu Fall bringen. Möglicherweise riskierte sie das alles, um ihre Kinder zu retten, doch Saric begriff, daß es bei dieser Jagd um mehr ging als um das Leben eines Jungen und eines Mädchens, so wertvoll sie ihm auch waren.
    Er raste weiter, nicht länger zwischen seinen Wünschen hin und her gerissen, sondern von dem Wissen, wie deutlich unterlegen seine Kameraden waren, zu noch größeren Bemühungen beflügelt. Hinter ihm ertönten die scheppernden und knirschenden Geräusche von Schwertern, die gegen Rüstungen prallten.
    Schreie erschollen zwischen Grunzlauten der Anstrengung. Die falschen Soldaten fraßen sich mit zerstörerischer Beharrlichkeit immer weiter in die Reihen der loyalen Acoma-Krieger. Sie waren Minwanabi auf ihrem

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