Tag der Entscheidung
her.
Saric kämpfte, geschwächt durch die Wunde an seiner Schulter. Blut rann den Arm hinab und tropfte auf den Boden. Seine Sandalen rutschten auf den feuchten Blättern. Er konnte sich kaum noch verteidigen. Die Schwäche schien in Wellen durch ihn hindurchzuströmen. Sein Feind grinste, ein schlechtes Zeichen. Schon bald würden seine Bemühungen enden. Dann rief ein Soldat seinen Namen.
Saric verzog in freudlosem Erkennen die Lippen. Azawari lebte noch. Als der Befehlshaber der Acoma auf den Berater zulief und immer mehr Minwanabi an einer Stelle zusammenströmten, um ihn daran zu hindern, Saric zu helfen, trafen sich für einen kurzen Moment die Blicke der beiden.
Sie kannten ihr Schicksal. Beide lächelten, hießen die Gewißheit willkommen, die endgültige Ablösung, die ihr sterbliches Fleisch nicht länger leugnen konnte. Saric wurde in der Seite getroffen. Der Hieb brachte ihn ins Wanken, und seiner Kehle entfuhr ein Keuchen. Der Befehlshaber der Acoma fand sich drei weiteren Gegnern gegenüber. Er tat, als würde er in hitziger Wut schreien, doch Saric erkannte kalte Absicht hinter seinen Beleidigungen. »Kommt her, Anasati-Hündchen!« Azawari tänzelte und schwang sein Schwert durch die Luft. »Erzählt euren Kindern davon, wie ihr Azawari, Befehlshaber der Guten Dienerin des Kaiserreiches, in die Hallen des Roten Gottes schicktet! Das heißt, falls ihr überlebt und Kinder habt! Und falls sie Väter akzeptieren können, die sie mit dem Tragen falscher Farben entehren. Sterbt für diese Unverschämtheit, Minwanabi-Hunde!«
Doch die Krieger ließen sich nicht zu einem Kampf verleiten; statt dessen maßen sie die Entfernung ab. Der mittlere hastete zu Azawari, während die anderen zur Seite sprangen und die Jagd nach Mara wieder aufnahmen. Azawari warf sich zur Seite. Der Krieger, der auf ihn zukam, verfehlte ihn, und der andere links von ihm schrie auf, als ein Schwert seine Rippen zerschmetterte. Der an der rechten Seite hielt unsicher inne. Azawari zögerte nicht einen Augenblick. Er sprang hinterher, kümmerte sich nicht darum, ob ein Schwert durch die Luft pfiff. Er mußte einen Hieb in die Flanke einstecken, doch er hatte den Läufer zur Strecke gebracht.
Saric sah den Helm mit dem grünen Federbusch fallen. Er blinzelte wütende Tränen zurück, sich bewußt, daß der tapfere Befehlshaber Mara kostbare Sekunden geschenkt hatte, denn der letzte des verräterischen Trios mußte in seinem Lauf innehalten und zweimal auf den Körper Azawaris einstechen, um sicher zu sein, daß der Acoma wirklich tot war.
Der Erste Berater hob seine Klinge; zu langsam, denn seine Muskeln hatten keine Kraft mehr. Sein Hieb verfehlte das Ziel. Ein Schmerz schoß durch seinen Nacken, und die Helligkeit der Welt schien plötzlich düster und in weiter Ferne. Saric taumelte und stürzte. Das letzte, was er wahrnahm, bevor Dunkelheit seine Sinne umschloß, war der Geruch von Moos und das Geräusch von feindlichen Soldaten, die den Ort ihres blutigen Sieges verließen, um hinter einer letzten Gestalt herzurennen: Mara. Saric bemühte sich, ein Gebet für die Gute Dienerin zu sprechen, doch die Worte wollten nicht kommen. Er hatte keinen Atem mehr und auch keine Sprache. Sein letzter Gedanke, als der Tod ihn mitriß, galt Nacoya, die ihn ausgebildet hatte. Der unbezähmbare Drachen würde ihn mit schriller Stimme anschreien, wenn er sie in Turakamus Hallen traf, in der Erkenntnis, daß all ihre Bemühungen, ihn in eine höhere Position zu heben, nichts geholfen hatten und er als ehrenhafter Krieger gestorben war. Voller Eifer einem Wortwechsel mit seiner leicht reizbaren Vorgängerin entgegenschauend – sein Bewußtsein war längst noch nicht bereit, den Kampf aufzugeben –, lächelte Saric beinahe.
Dreizehn
Verfolgung
Mara rannte.
Ihre Knöchel verfingen sich im Unterholz, und ihr Atem brannte in der Kehle. Keuchend kämpfte sie sich weiter. Sie war schon lange jenseits des Punktes, an dem ihr Körper eine Pause benötigt hätte, und sie wußte, wenn sie jetzt anhielt, war sie tot. Ihre Feinde verfolgten sie unerbittlich. Als sie sich unter Ästen hindurchzwängte, erhaschte sie einen kurzen Blick auf sie: Gestalten in Grün rannten hinter ihr her.
Es lag etwas zutiefst Böses in dem Anblick von Männern, die ihre Hausfarben trugen, sie aber mit mörderischer Absicht verfolgten. Mara brach durch eine Gruppe von Kriechpflanzen, von mehr als bloßer Furcht getrieben. Die grüne Rüstung hatte immer für diejenigen
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