Tag der Entscheidung
nichts, sondern griff nach seiner Transportvorrichtung, aktivierte sie und verschwand.
»Puuhh«, rief Hochopepa gereizt. »Mich wissen zu lassen, wohin du gehst, wäre nicht unbedingt sinnloses Geschwätz gewesen!«
Shimones Stimme antwortete aus der Luft. »Willst du damit sagen, daß es eine Wahl gibt?«
Widerwillig, da sein Gürtel plötzlich zu eng geschnürt schien, stöberte Hochopepa in seiner Kleidung, bis er seine Tasche gefunden hatte. Er grabschte nach der Transportvorrichtung und aktivierte sie gerade in dem Augenblick, als er Sevean, Motecha und die anderen vom Vorzimmer des Kaiserlichen Kanzlers rufen hörte. Während er aus dem Flur verschwand, spürte Hochopepa, wie sein letzter beunruhigender Gedanke durch die Verwirrung des Transfers abgewürgt wurde: Welche Gruppe würde Maras Exekution durchführen? Er und Shimone, die nur für die Selbsterhaltung der Versammlung handelten, oder die anderen, die es, angeführt von Motecha, nach Rache dürstete?
»Sie hat uns alle zum Narren gehalten und noch viel mehr als das!« erklang Seveans Stimme, kurz nachdem Hochopepa entschwunden war.
Viel mehr, schloß der fette Magier, als er im sonnenbeschienenen Hof vor dem Vorzimmer das Kaiserlichen Audienzsaals keuchend wieder auftauchte. Mara hatte Macht mitgebracht, um absolute Macht zu bekämpfen, und jetzt konnte weit mehr als nur ein Bürgerkrieg das Kaiserreich in Stücke reißen.
Auch der Hof war menschenleer. Die blühenden Bäume an der Mauer und dem Zugang zu den breiten Stufen standen still in der Nachmittagsluft. Nicht ein einziger Vogel flog, und keinerlei Insekten schwirrten um die Blumen. Der Lärm der Armeen, die gegen die Mauern drängten, und das unaufhörliche Dröhnen der Felsbrocken von den Belagerungsmaschinen schienen weit entfernt und schwach. Wenn der Lärm unangenehm war, unternahm dennoch keiner der Erhabenen irgend etwas dagegen.
Es war gut, daß die Krieger, die das Kaiserliche Viertel verteidigten, mit den Vorgängen an der Mauer beschäftigt waren, denn so ahnten sie nichts von dem heraufziehenden Sturm, der schon bald in der Audienzhalle ausbrechen mußte.
Shimone stand in der Mitte des Platzes, den Kopf leicht zur Seite geneigt. »Hier«, sagte er. »Hier beginnt der Zauberbann.«
Nichts in der nachmittäglichen Luft sah auch nur im mindesten nach einem Zauber aus. »Du kommst da nicht durch?« neckte Hochopepa. Er blinzelte, konzentrierte sich und öffnete seine Sinne so weit wie möglich. Schließlich entdeckte er einen schwachen Schimmer, der von der Hitze hätte stammen können, doch als er genau hinsah, verschwand das Phänomen. Er wühlte in seiner anderen Tasche und zog ein auffällig buntes Taschentuch heraus, um sich über die Stirn zu wischen. »Wenn das ein Bann ist, wirkt er nicht mehr kräftig.«
Shimone wandte sich mit scharfem Tadel an ihn: »Versuche ruhig, ihn zu durchdringen.«
Hochopepa breitete seine Kraft aus, dann weiteten sich plötzlich seine Augen, als in der Luft vor ihm ein farbenprächtiger Regenbogen entstand. Als ließe sie sich ohne große Mühe beiseite wischen, verschwand seine Magie entlang der Barriere, die die Cho-ja geschaffen hatten. Hochopepa blieb vor Staunen der Mund offenstehen. Dann flog ein irregeleiteter Felsbrocken von draußen mit einem pfeifenden Geräusch auf seinen Kopf zu. Er gewann seine Beherrschung zurück und wischte ihn so beiläufig weg, als wäre er eine Fliege. Die ganze Zeit hindurch konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf den Schutzbann der Cho-ja. »So stark, ja? Faszinierend. Ein sehr subtiles Stück. Die Art, wie es dich verführt, es zu prüfen, dann deine Energie aufsaugt und mit seiner eigenen verwebt …« Vertieft in seine Überlegungen dauerte es lange, bis er begriff, daß die Cho-ja-Magier ihre Fähigkeiten beachtlich weiterentwickelt haben mußten, seit der Vertrag ihre Verbannung bewirkt hatte. »Das ist beunruhigend.«
»Sehr sogar.« Shimone beschloß, dies nicht weiter auszuführen, da jetzt andere Magier im Hof eintrafen. Weitere Erhabene hatten sich der Gruppe im Zimmer des Kaiserlichen Kanzlers angeschlossen Es waren jetzt schon zwei Dutzend, und immer noch kamen neue hinzu. »Jetzt gibt es keine andere Möglichkeit mehr als Gewalt«, schloß Shimone traurig.
Motecha griff die letzte Bemerkung auf. »Wir sollten diesen Palast bis auf die Grundmauern niederbrennen! Jeden Geist vernichten, der es gewagt hat, gegen uns zu rebellieren!«
Sevean trat vor. »Ich bin anderer Meinung. Diesen
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