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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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niedrigen Tisch mit einem Tablett voller halb aufgegessener gezuckerter Früchte. Der beleibte Magier stimmte ihm mit einem Nicken zu und sprach so leise, daß nur Shimone ihn hören konnte. »Da geht etwas Ungewöhnliches vor. Ich habe fünf Priester entdeckt, die sich unter Kapuzengewändern versteckt hatten. Und dem Geruch nach zu urteilen wird in der Küche ein Festmahl zubereitet. Seltsam für eine Stadt, die belagert wird.«
    Wie zur Bestätigung seiner Beobachtung flog ein großer Stein aus einer der Belagerungsmaschinen durch die Luft und prallte in einem Hof in der Nähe auf. Ein streunender Hund flüchtete winselnd. Hochopepa blinzelte mit zusammengekniffenen Augen durch den rissigen Laden. »Diese ganze verdammte Sache beginnt mich zu beunruhigen. Wenn noch so ein Stein hier auftaucht, gehe ich raus und …« Er unterbrach seine Rede, als mehrere merkwürdig gekleidete Edle unter dem Fenster vorbeieilten und seine Aufmerksamkeit auf steh zogen. »Wir erwarteten, daß die Herrscher sich in der alten Ratshalle versammeln würden, doch das hier scheint mehr zu sein.«
    Shimone richtete sich auf. »Es ist viel mehr. Motecha wird sich nicht mehr lange zurückhalten lassen.«
    Hochopepa betrachtete die Überreste seiner kleinen Mahlzeit mit wehmütigem Bedauern. »Ich werde mich nicht mehr lange zurückhalten lassen«, berichtigte er leicht tadelnd. »Ich denke, die Lady ist bereits hier, und wir verschwenden nur unsere Zeit mit diesen Beobachtungen.«
    Shimone schwieg, doch seine Stirn kräuselte sich, und er wandte sich vom Fenster ab. Um nicht von dem größeren, schlankeren Magier zurückgelassen zu werden, hievte Hochopepa sich auf die Beine und folgte ihm aus der Kammer.
    Bedienstete, mit namenlosen Aktivitäten befaßt, flohen oder warfen sich ängstlich vor ihnen auf den Boden, als sie den Gang entlangschritten. Obwohl die Palastkorridore ein Wirrwarr aus verschiedenen Konstruktionen mehrerer Jahrhunderte waren, benötigten die Schwarzgewandeten keine Hinweisschilder. Ohne sich zu verirren, schritten sie auf die rotbemalte Tür mit dem emaillierten Siegel zu und betraten das Büro des Kaiserlichen Kanzlers, ohne anzuklopfen.
    Dajalo von den Keda stand in funkelnden Amtsregalien da, die roten und schwarzen Gewänder übereinander, mit golden aufblitzenden Säumen an den Manschetten und am Kragen. Seine gewaltige Kopfbedeckung saß genau richtig. Er sah gefaßt aus, wenn auch etwas blaß. Seine Mitarbeiter wirkten weniger gefaßt. Der Sekretär neben ihm zitterte halbkrank vor Furcht, während der Läufer an der Tür kauerte. Der Grund für so viel nervöse Unruhe war offensichtlich: Die Kissen, die eigentlich für Bittsteller bei Audienzen gedacht waren, wurden jetzt von einem halben Dutzend Erhabener in Beschlag genommen. Motecha schritt auf und ab. Er sah nicht sehr zufrieden aus und hob den Blick, als seine beiden Kollegen eintraten, fuhr jedoch mit der begonnenen Befragung fort. »Irgendeine Nachricht von ihr?«
    Er mußte nicht näher erläutern, wen er meinte. »Nein, Erhabener.« Dajalo verbeugte sich vor den Neuankömmlingen, und geschickt wie jeder ausgebildete Höfling nutzte er die Bewegung, um sich heimlich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Er richtete sich auf, der Formalität entsprechend starr. Wenn er sich als Kaiserlicher Kanzler in der Gegenwart so vieler Erhabenen auch unwohl fühlte, so verbarg er dies doch gut.
    Hochopepa trat hinter den eindrucksvollen Tisch, hob das für den Kanzler vorgesehene Kissen vom Boden auf und trug es zur offenen Scharte unter einem der Fenster, wo eine leichte Brise die Luft erfrischte. Der Raum war den ganzen Morgen voller Menschen gewesen, und die Bediensteten hatten zuviel Angst, hereinzukommen und die Läden zu öffnen. Hochopepa setzte sich. Er nahm eine kleine, für Gäste vorgesehene Leckerei aus einer Schale und kaute. Für einen Mann mit einem runden, fröhlichen Gesicht blickte er gefährlich entschlossen drein. »Oh, sie wird hier sein, aber sicher«, murmelte er mit vollem Mund. »Der Hohe Rat tritt in diesem Augenblick zusammen, und die Lady der Acoma würde ihn nicht verpassen wollen. Niemals hat jemand das Große Spiel so gespielt wie Mara.«
    »Sehr richtig«, blaffte Motecha gereizt. »Eher würde sie sterben. Und das wird sie auch, sobald wir ihren Aufenthaltsort herausfinden.«
    Shimone blickte verächtlich drein. »Wir alle müssen sterben; das ist ein Naturgesetz.«
    Der Kaiserliche Kanzler verbarg sein Unbehagen hinter einer

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