Tag der Entscheidung
tsuranischen Vertrag folgten. Die Schwärme außerhalb des Kaiserreiches waren niemals mit den neuesten Feinheiten des Schwertkampfes, die durch die Kriege gegen Midkemia Einzug gehalten hatten und unter Einbeziehung der Fechtkunst der Barbaren weiterentwickelt worden waren, in Berührung gekommen. Chakahas Krieger hielten sich an die alten Techniken, und trotz ihrer überlegenen Geschwindigkeit, trotz ihres zweiklingigen Angriffsstils hatte ein tsuranischer Mensch einen Vorteil: Seine neuere Technik war nicht vorhersehbar, und Lujan hatte seine Männer in der Vergangenheit gegen Cho-ja-Krieger üben lassen.
Nachdenken während eines Kampfes macht einen Kämpfer langsam; Lujan zog sich einen Schnitt an der Wade und einen anderen am linken Unterarm hinter dem Armschutz zu. Trotz seiner Wunden begriff er, daß der Cho-ja sich etwas zurückhielt. Vielleicht zögerte er nur deshalb, weil Lujans ungewöhnliche Angriffstaktik ihn irritierte, weil einer seiner Schläge ihm leicht hätte ein Glied abschlagen können. Irgend etwas hatte ihn veranlaßt, nicht seine ganze Kraft und Fähigkeit in den Angriff hineinzulegen.
Lujan achtete besonders auf seine Beinarbeit, die bei dem midkemischen Stil eine große Rolle spielte. Er wehrte den nächsten Streich des Cho-ja mit Leichtigkeit ab, dann versuchte er wieder auf Distanz zu gehen. Zu seiner Befriedigung machte der Cho-ja einen Schritt zurück und bewies damit, daß er die Fechttaktik der Midkemier nicht verstand.
Lujan grinste in wildem, adrenalinunterstütztem Triumph. Er hatte viele Male mit dem Midkemier Kevin mit Übungsstöcken trainiert und beherrschte die fremde Technik besser als die meisten seiner Kameraden. Obwohl sie für das gerade Schwert noch geeigneter war als für die Klinge, die seine eigene Kultur bevorzugte, gab es genügend Attacken, die ein tsuranischer Schwertkämpfer mit großer Wirkung durchführen konnte. Der Cho-ja war jetzt im Nachteil und verunsichert, und zum ersten Mal seit Lujan das Recht auf die Herausforderung für sich in Anspruch genommen hatte, genoß er die Hoffnung auf einen Sieg.
Er täuschte, griff an und spürte seinen nächsten Stoß treffen. Mit noch breiterem Grinsen betrachtete er die milchige Flüssigkeit, die den Cho-ja als Körperflüssigkeit diente. Sein Gegner fiel kurz auf das unverwundete Mittelgliedmaß, als er zum Gegenschlag ansetzte; doch die Haltung auf vier Gliedmaßen war ein sicheres Zeichen bei einem Cho-ja, daß er sich auf den Rückzug vorbereitete. Lujan sprang auf die Öffnung zu, plante einen klaren Hieb auf das Nackensegment. Es war ihm egal, daß der letzte Streich des Sterbenden ihn ins Herz treffen würde. Der Sieg würde ihm gehören und auch der erste tödliche Hieb. Er würde die altehrwürdige tsuranische Anerkennung des Todes im Kampf durch eine feindliche Klinge erhalten.
Doch noch während sein trainierter Körper antwortete und reflexartig mit dem Streich begann, der den Kampf beenden würde, wandten sich seine Gedanken ab.
Was anderes war ein solcher Tod als überflüssig?
Hatte er nichts gelernt in all den Jahren, die er Mara diente? Würde das Töten eines Cho-ja, gegen den er nichts hatte, ihrem Ziel auch nur ein bißchen dienen?
Das würde es nicht, erkannte er in einem Anfall falscher Wut. Nichts würde dadurch gewonnen werden, außer die Bestätigung der tsuranischen Art im Schwarm der Cho-ja von Chakaha.
Was ist mein Leben oder mein Tod wert? dachte Lujan, gefangen in der kurzen Sekunde vor der Bewegung. Ein siegreicher Krieger zu werden, nein, seinen Gegner aus keinem guten Grund zu töten würde keinem Lebenden dienen: nicht Mara, nicht diesem Schwarm und nicht den unterdrückten Cho-ja im Kaiserreich.
Ein Sturm wütete in seinem Inneren: Ich kann nicht allein nach dem Kode des Kriegers leben, aber ich kann auch nicht danach sterben.
Seine Hand folgte der Ketzerei seiner Gedanken: Lujan zog sein Schwert zurück.
Die Bewegung war aus der Not heraus zeitlich unvollkommen plaziert, und dafür wurde er bestraft. Er zog sich einen Hieb in die Hüfte zu, tief genug, um ihn stolpern zu lassen.
Er taumelte zurück. Sein Cho-ja-Gegner spürte seine schwindende Entschlußkraft. Er bäumte sich auf. Ein wirbelndes Vorderglied fuhr von oben herab, und Lujan konnte den Hieb kaum abwehren. Seine Stirn war bis zum Knochen aufgeschürft, und als Blut an seinem Gesicht herunterrann und sein Auge blendete, hörte er Maras unterdrückten Aufschrei.
Er taumelte rückwärts. Der Cho-ja folgte. Er
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