Tag der Entscheidung
er in den Hallen des Roten Gottes bekommen würde, weit geringer ein als die verlorene Möglichkeit, zu heiraten und Kinder aufzuziehen.
Für Mara war Lujans Herausforderung zum Kampf eine tragische und bedeutungslose Geste. Die Ehre, die er seinem Schatten damit gewinnen konnte, war wie das Narrengold, das die midkemischen Betrüger arglosen Kaufleuten andrehten. Und doch würde die Scharade bis zu ihrem nutzlosen Ende durchgespielt werden.
Lujan war sowohl mehr als auch weniger der Graue Krieger, den sie aus der hauslosen Vergessenheit in den Bergen gerettet hatte. Schuld wegen ihrer eigenen Verantwortung an dieser Veränderung schnürte ihr die Kehle zu. Sie konnte nur schwer atmen und noch weniger das ausdruckslose Gesicht aufrechterhalten, das einer edlen tsuranischen Lady in der Öffentlichkeit angemessen war.
Der Cho-ja-Magier winkte mit einem Vorderglied, und ein Wärter eilte mit Lujans beschlagnahmten Waffen und der schlichten, unverzierten Rüstung, die er nach Thuril mitgenommen hatte, herbei. Nicht ohne Respekt hockte sich der Cho-ja hin und legte die Sachen vor den Füßen des Kriegers nieder.
»Unser Schwarm hat kein Wissen darüber, wie dieser Schutz angelegt wird«, meinte der Cho-ja-Magier, was Mara als eine Entschuldigung dafür interpretierte, daß der Arbeiter Lujan nicht die entsprechende Höflichkeit zukommen lassen und ihm beim Anziehen helfen konnte.
Aus einem plötzlichen Impuls trat sie vor. »Ich werde meinem Kommandeur helfen.«
Ihre Worte hallten in der Kuppel wider. Doch anders als in einer Versammlung von Menschen wandte keiner der anwesenden Cho-ja seinen Kopf. Nur der Magier zuckte mit einem Vorderglied und erteilte Mara damit die Erlaubnis, zu Lujan zu gehen. Sie bückte sich und nahm einen von den Armschonern vom Boden auf, dann warf sie einen kurzen Blick in sein Gesicht. An der gewölbten Braue erkannte sie, daß ihre Geste ihn überraschte, aber insgeheim auch freute. Sie lächelte ihn verstohlen an, dann bückte sie sich leicht, um das erste Teil festzubinden. Sie sagte kein Wort. Er würde an ihrer beispiellosen Handlung erkennen, wie sehr sie ihn schätzte.
Und tatsächlich war ihr der Umgang mit einer Rüstung nicht unbekannt. Sie hatte Hokanus Schwert häufig gegürtet und davor das von Lord Buntokapi; als Kind hatte sie mit ihrem Bruder Lanokota Erwachsene gespielt, als er mit seinem Holzschwert mit Keyoke geübt hatte.
Lujan versicherte ihr mit einem Nicken, daß die Schnüre richtig saßen – fest genug, daß sie hielten, aber nicht so stark, daß sie seine Bewegungen einschränkten. Sie beendete die Prozedur mit dem schweren laminierten Schwert, das mehr als einmal Feinde vor ihrer Tür aufgehalten hatte. Als sie die letzte Schnalle des Schwertgürtels zugemacht hatte, erhob sie sich und berührte zum Abschied Lujans Hand. »Mögen die Götter Euer Schwert führen«, murmelte sie. Es war der rituelle Satz, den ein Krieger zum anderen zu sagen pflegte, wenn einer sich zu einem Kampf aufmachte und erwartete zu sterben.
Lujan strich über ihr Haar und steckte eine lose Locke wieder zurück hinter ihr Ohr. Die Vertrautheit hätte als Unverschämtheit gelten können, hätte Lujan nicht in ihrem Herzen den Platz ihres toten Bruders eingenommen. »Lady, seid nicht traurig. Hätte ich die Möglichkeit, die Entscheidungen meiner Jugend noch einmal zu fällen, ich würde alles genauso machen.« Sein Mund verzog sich zu dem Hauch seines alten, dreisten Lächelns. »Nun, möglicherweise nicht alle. Da gab es den einen oder anderen Fall einer unklugen Wette, und dann war da diese fette Madam des Bordells, die ich einst beschimpfte …«
Der Cho-ja-Magier klopfte mit einem Hinterglied auf den Boden, und ein Geräusch wie das Krachen eines Hammers erscholl. »Der Zeitpunkt für den angekündigten Kampf steht bevor«, erklärte er, und auf ein unsichtbares Zeichen hin trat eines der Cho-ja-Wesen an den Rand des Kreises.
Dort wartete es, die scharfkantigen Vorderglieder glänzend im weichen Licht der Kuppel.
Lujan warf Mara kurz sein unbekümmertstes Lächeln zu, dann wurde er nüchtern und sein Gesicht so angespannt wie immer, wenn er auf einen Kampf wartete.
Mara fühlte sich allein und verletzlich. Unbehaglich bemerkte sie, daß die Cho-ja-Wachen aufgerückt waren, als sie vorgetreten war; sie standen jetzt hinter ihrem Rücken, als wären sie darauf vorbereitet, ihr den Rückweg zu versperren – oder irgendeine andere Verzweiflungstat zu verhindern. Ihre Knie
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