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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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Gewalt hatte, hätte er es in der Organisation bedeutend weiter bringen können.
    Diese dumme Idee, Nevo die Sprengladung installieren zu lassen, war vor ungefähr zwei Wochen entstanden. Sie hatten im Schwarzen Schabbat, einem Club, seinen Geburtstag gefeiert. Zu seiner Freude war auch Faro seiner Einladung gefolgt. Er hatte inständig gehofft, dass er käme, hatte es aber nicht gewagt, fest daran zu glauben. Er hatte so viele Geschäfte abzuwickeln, so viele Dinge um die Ohren, redete er sich die Sache aus. Als er ihn dann aber am Eingang erblickte, schlug sein Herz höher. Selbstverständlich hatte er sich in Zurückhaltung geübt und es sich nicht anmerken lassen, dabei war er aufgeregt und überglücklich gewesen. Faro gab ihm das Gefühl, Teil der Familie zu sein. Den ganzen Abend war er um ihn herumgeschwirrt, hatte ihm Drinks gebracht, dafür gesorgt, dass er sich wohlfühlte, Spaß hatte. Obwohl er als Gastgeber sein Bestes gegeben hatte – Faros Stimmung ändern konnte er nicht. Er arbeitete schon genügend Jahre für ihn, um zu wissen, wann er sich Sorgen machen musste. Gegen Ende des Abends, die meisten waren schon gegangen, hatte er sich erkundigt, ob er etwas für ihn tun könne. »Diese Geschichte mit Jariv macht mir zu schaffen«, sagte Faro und stieß einen Seufzer aus. Er sprach von Jariv Cohen, der wie er in der Organisation arbeitete und wegen Mordes verhaftet worden war. »Diese Schlampe lässt nicht locker«, fuhr Faro fort, in seinem Blick lag ein trauriger Ausdruck. Dieser Mann kümmerte sich um seine Leute wie ein Vater.
    Seitdem ging ihm dieses Gespräch nicht mehr aus dem Kopf. Zweifellos hatte es diese dumme Pute verdient, eine übergebraten zu bekommen. Das war sicher in Faros Sinn. Die Idee, dafür Nevo, den Fahrer, zu rekrutieren, stammte von ihm. Er wusste von seiner Vergangenheit als Offizier bei den Pionieren. Aus diesem Grund hatte Faro ihn vermutlich angeheuert, und nicht, damit er ihn von A nach B fuhr, obwohl man bei Faro nie wissen konnte. Von den Medien wurde Faro durch den Dreck gezogen und als Ungeheuer beschimpft. Dabei war er ein Mensch mit dem Herz am rechten Fleck. Er hatte anderen unendlich viel geholfen, ihnen Geld zugesteckt, ihre Probleme gelöst. Keine bedeutenden Leute, einfache Leute. Die ihr Dasein im Hinterhof des Staates fristeten, in deren Richtung nicht mal einer pinkelte, kleine Leute, zu denen einst auch Meschulam gehört hatte.
    Würde Faro zu Ohren kommen, was er unternommen hatte, wäre er sicherlich zufrieden. Faro würde sich freuen, dass Meschulam verstanden hatte, worauf er aus gewesen war. Wäre stolz auf ihn. Was konnte schon passieren?
    Er hatte Nevo angewiesen, nur eine geringe Menge zu deponieren, die hier und da für eine kleine Wunde sorgte, nicht gleich für Gevatter Tod, ein Denkzettel hatte es sein sollen. Nie hätte er sich ausgemalt, dass die Dinge aus dem Ruder laufen könnten.
    * * *
    »Was gibt’s Neues?«, fragte er liebenswürdig. Faro und er verständigten sich über Codes, denen er entnahm, was Faro brauchte und wollte, ohne die Dinge beim Namen nennen zu müssen.
    »Du wirst nicht glauben, was ich gerade erfahren habe«, sagte Faro, »diese Spaßvögel von der Polizei haben Nevo wegen Vergewaltigung festgenommen.«
    Er war alarmiert. Was versuchte er ihm zu sagen?
    »Ein guter Junge, dieser Nevo. Er war in der Armee bei den Pionieren und der Kommandeur meines Neffen. Hin und wieder hat er mir einen Gefallen erwiesen, hat mich zu der ein oder anderen Familienfeier gefahren«, fuhr Faro fort, und er schnallte, dass diese Worte höchstwahrscheinlich nicht ihm, sondern den Bullen galten, die ihn unter Umständen abhörten. Er wollte ihnen zu verstehen geben, dass Nevo von nichts wusste. Nur sein Chauffeur war.
    »Wie schwer diese Bullen von Begriff sind«, lautete darauf seine Standard-Antwort.
    »Übermorgen kommt Schuki Borochov aus dem Ausland zurück, ich werde ihn zu Nevo schicken. Dann ist er in einer Stunde draußen«, sagte er.
    »Ja, der wird’s ihnen schon zeigen.«
    Faro legte auf, und Meschulam wischte sich den Schweiß von der Stirn. Alles arbeitete gegen ihn. Schuki Borochov war einer der Rechtsanwälte, auf die Faro zurückgriff, wenn er Polizei und Staatsanwaltschaft den Kampf ansagte. Wenn der Nevo aufsuchen und sich als Faros Anwalt vorstellen würde, würde Nevo auspacken. Daraufhin würde Faro von der Sprengladung erfahren und von Meschulams Alleingang. Dann könnte er ihm nicht länger vorenthalten, dass die

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